Einer unserer liebenswürdigsten Galane, der ebenso gern auf dem Parnasse, auf Cythère wie in Versailles gesehen wird, ...

Einer unserer liebenswürdigsten Galane, der ebenso gern auf dem Parnasse, auf Cythère wie in Versailles gesehen wird, rächt sich eines Tages mit einem blutdürstigen Epigramm an der Untreue einer schönen Marquise. Dieses wandert erst durch zwanzig Salons, ehe es seinen Bestimmungsort erreicht. Die Marquise schreibt augenblicklich an den Chevalier, um Verzeihung ihres Unrechts zu erbitten, ihn anzuflehen, daß er jede Spur seines Racheaktes vernichte, und ihn zu einer bestimmten Stunde zu sich zu bitten, um eine aufrichtige Versöhnung zu besiegeln.

Der Chevalier kennt die Frauen zu gut, um sich ohne Mißtrauen auf dies Rendezvous zu begeben. Er versieht sich mit Pistolen. Kaum ist man über die ersten Erklärungen weg, als vier starke Strolche erscheinen, ihn ergreifen, auf das Bett werfen, ihn so weit entkleiden, als dies ihren Zwecken dienlich ist, und ihm unter dem Oberbefehl von Madame im schönsten Rhythmus je fünfzig Rutenstreiche verabfolgen.


Nach beendigter Zeremonie erhebt sich der Kavalier kaltblütig, richtet seine derangierte Toilette und wendet sich an die Raufbolde, die beim Anblick seiner Pistolen zu zittern beginnen: „Ihr habt Euren Auftrag nicht erledigt; Madame muss zufrieden gestellt werden. Jetzt bin ich an der Reihe; ich werde euch allen vieren das Gehirn ausblasen, wenn ihr nicht augenblicklich Madame wiedergebt, was ich soeben empfangen habe.“

Dieser Befehl wurde mit solcher Sicherheit gegeben und Herr von B. begleitete ihn mit zu bedeutungsvollen Gebärden, als daß man gezögert hätte, ihn zu befolgen. Die Tränen der schönen Dame vermochten nicht zu hindern, daß der Atlas ihrer Haut von unbarmherzigen Schlägen zerrissen wurde.

Aber das war noch nicht alles. Herr von B. verlangte, daß die Helden dieses Racheaktes sich nun gegenseitig derselben Strafe unterzögen, und dann im Fortgehen:

„Adieu, Madame, möge nichts Sie verhindern, dies angenehme Abenteuer zu veröffentlichen; ich werde der Erste sein, die Nichtstuer damit zu beglücken.“ Man sagt, die Marquise sei ihm nachgestürzt, habe sich auf die Knie vor ihm geworfen und ihn so dringlich angefleht, das Geheimnis zu wahren, daß er noch am selben Abend mit ihr speiste, um indiskrete Gerüchte zu widerlegen. Man fügt sogar hinzu, daß das Rezept so guten Erfolg hatte, daß der Abend fröhlicher endete, als er begonnen hatte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.