Die schmutzige Geschichte der Präsidentin D*** ist bekannt. 21) Man weiß, daß sie vor 15 Jahren aus Douai entführt ...

Die schmutzige Geschichte der Präsidentin D*** ist bekannt. 21) Man weiß, daß sie vor 15 Jahren aus Douai entführt und nach Paris gebracht wurde.

Man brachte sie vorläufig bei der Gourdan unter, wo sie sich, heißt es, besser fühlte als sonstwo je. Seit einigen Wochen verwitwet, kehrt sie nach Douai zurück und ergreift ihre alten Rechte, nachdem sie lange Zeit der Nutznießung ihrer Besitztümer beraubt worden war, die aus 25.000 Livres Renten bestehen, da ihr Gatte bewiesen hatte, daß sie noch weniger Sparsamkeit als gute Sitten kannte. Sie ist von ihrer Verschwendungssucht ganz geheilt. Heut ist sie die geizigste sowie die sittenloseste Frau.


Sie bewohnte den Faubourg Saint-Marceau, hatte 1000 Taler Renten, lebte ohne andere Gesellschaft als die eines Lakaien, den sie Tag und Nacht auf die Probe stellte, ehe sie ihn engagierte, und dessen geringster Fehler einen Grund zur Entlassung gab. Den letzten, den sie hier hatte, jagte sie fort, weil der Unvorsichtige eines Tages vergaß, die Wohnungstür zu schließen, und man sie so beim flagrant délit mit ihm ertappte. Ohne sich zu verwirren, fing sie Streit mit ihm an und entließ ihn wegen mangelnder Sorgfalt.

Man schreibt ihr folgende Bemerkung zu: „Ich liebe das Geld; ich verstehe nicht, welches Vergnügen man daran finden kann, es wegzugeben oder es auszuleihen; ich mag die Armen nicht . . .“ Sollte man glauben, daß es ein Wesen gibt, das so verabscheuungswürdig ist, so verächtlich und auch so unverschämt?

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.