Am Spieltisch einer Hofdame, die eine Art Spielhölle unterhält, trafen sich ebenso glückliche wie geschickte Spieler. ...

Am Spieltisch einer Hofdame, die eine Art Spielhölle unterhält, trafen sich ebenso glückliche wie geschickte Spieler. In den letzten Tagen haben nun fünf Spieler einen Brelan gemacht. Vier von ihnen haben Brelan, sie setzen alles ein. Der, welcher die Karten gab, hält ihn und zeigt einen Brelan in Karo, der alles gewinnt. Einer der vier Verlierenden, der gereizter ist als die anderen, erhebt sich mit einem Fluch und ruft: „Das ist aber ein zu unvorteilhafter Zug!“

Der andere, der gegeben hatte, lässt den Zwischenruf, ohne ihn zu achten vorübergehen und steckt das Geld ein, aber der nun noch mehr gereizte Spieler wiederholt ihn mit noch lauterer Stimme, so daß sich ein lebhafter Disput zwischen ihnen erhebt, der von zwei Wachleuten des Tribunal des Marechaux de France unterbrochen wurde, die sich ihrer annahmen. Man führt sie zu dem Marschall von Richelieu, und dort plädiert jeder, so gut er kann, für seine Sache.


Der Düpierte behauptet, daß er den anderen keines Wortes gewürdigt hätte; der Geber versichert, daß der Zug durchaus im Bereiche der Möglichkeit sei. Der Maréchal lässt sie sich den Versöhnungskuß geben; der erstere geht, sein Schicksal beklagend, hinaus, um seine Wache zu entlohnen; der andere bleibt und dankt dem Marschall für das weise Urteil. „Dieser Zug ist immerhin recht seltsam“, sagt Herr von Richelieu. — „Gewiß, Monseigneur, aber er ist möglich.“ — „Gehen Sie,“ erwidert der Doyen der Maréchaux, „ich bin zu nachsichtig, ich hätte Sie ins Gefängnis schicken sollen, in dem Sie so lange verblieben wären, bis der Coup ein zweites Mal herausgekommen wäre.“ Ein ingeniöses Wort, das beweist, was der alte Krieger in seinem Innersten von dem Abenteuer hielt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.