Augenstreif-Goldhähnchen, Regulus ignicapíllus (Tem.)

Augenstreif-Goldhähnchen, Regulus ignicapíllus (Tem.)

Etwas später, als das gemeine Goldhähnchen zieht, erscheint im Frühjahr das Augenstreif-Goldhähnchen, und zwar einzeln oder paarweise, während jenes gern in kleinen Gesellschaften wandert. Man erkennt es schon an dem schärferen Lockton von weitem. Es ist auch unruhiger und etwas scheuer. Während ich das gemeine Goldhähnchen schon mit der Hand ergreifen konnte, ist es mir nie gelungen, an das Augenstreif-Goldhähnchen ganz so dicht heranzukommen, obschon auch dieses sich aus großer Nähe betrachten lässt, natürlich nur im Buschwalde. Im Hochwald sieht man beide Goldhähnchen nur von weitem in den hohen Baumkronen. Weil sie dort der Mensch nie verfolgt, kommen sie ihm gelegentlich zutraulich nahe.

Name: „ignicapillus“ = feuerköpfig (was aber auf die Männchen beider Arten paßt). Der Vogel wurde von Chr. L. Brehm entdeckt, von Temminck wurde die Art zuerst veröffentlicht.


Vorkommen: Überall, aber seltener als das vorige, ein mehr südlicher Vogel.

Artmerkmal: Umgebung des Auges grell weiß, durch dasselbe ein dunkler Strich.

Größe: Wie die des vorigen. Flügel bis 5,5 cm.

Weibchen: Gelbköpfig (ohne rotgelbe Beimischung*)

Junge: Ohne gelbe Kopfplatte.

Lockton : Ähnlich dem des vorigen, aber schärfer, bei Übung leicht unterscheidbar.

Gesang: anschwellend: „Sisisisisisisisisisia“ oder „sisisisisisisiss“.

Eier: 8 — 11 (12), oft etwas rötlicher und lebhafter gezeichnet als die der vorigen Art, Mai, Juli, zwei Bruten.

Nest: Wie das der vorigen Art.

Nistplatz: Wie bei der vorigen Art.

Nahrung: Insekten, auch kleine Nadelholzsamen.

Zug : April, Mai, — September, Oktober, selten im Westen überwinternd.

Einzige deutsche Form der Realgattung Regulus Bréhmicus.

*) Das Gelb (vgl. die Abbildung) ist nicht ganz so hell zitronengelb, wie bei der vorigen Art, sondern geht etwas ins hell Apfelsinengelbe, es ist stumpfer. Der Unterschied der Geschlechter ist bei der vorigen Art größer, denn so tief rotgelb wie bei alten Männchen der vorigen Art fand ich die Scheitelfarbe des Augenstreifgoldhähnchens nie.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 72 Augenstreif-Goldhähnchen  (oben Weibchen, unten Männchen), 4/5 nat. Gr.

Tafel 72 Augenstreif-Goldhähnchen (oben Weibchen, unten Männchen), 4/5 nat. Gr.

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