Dritte Fortsetzung

Man bezeichnet im Allgemeinen die Verbindung der Metalle mit Sauerstoff mit dem Namen Oxyde. Die Zuneigung einiger, und zwar der technisch wichtigsten Metalle, namentlich des Eisens, zu Sauerstoff ist so groß, dass sie selbst in: reinsten Metallzustand jede passende Gelegenheit ergreifen, sich wieder mit Sauerstoff zu vereinigen oder zu oxydieren (zu rosten).; andere halten sich ganz frei und behaupten ihre Metallität. Es sind dies, wie wir schon erwähnten, die edlen Metalle: Gold, Silber und Platin. In der Technik bei der praktischen Verwendung ist die leichte Oxydierbarkeit eines Metalls, besonders des Eisens, durchaus nicht erwünscht. Man sucht deswegen durch Anstriche, Firnisse, Lacke oder durch Vergolden ein Metall vor dem Zutritt von Sauerstoff möglichst zu bewahren und so vor Oxydation zu schützen. Beim Oxydieren selbst ist der Vorgang bei einzelnen Metallen verschieden. Fängt eine Stelle beim Eisen an zu oxydieren, so breitet sich der Prozess in die Breite und in die Tiefe immer weiter und so lange aus, bis, ähnlich wie bei einem faulenden Apfel, das ganze Eisenstück zerstört ist. Anders verhält sich dagegen beispielsweise Zink. Ein Zinkblech bedeckt sich wohl auch bald mit einer Oxydschichte, aber ohne dass die Oxydation tiefer greift; im Gegenteil schützt die oberflächliche Oxyddecke das darunterliegende Metall und wirkt gewissermaßen wie ein Anstrich oder wie ein Firnis.

Nächst dem Sauerstoff haben die Metalle zum Schwefel die größte chemische Verwandtschaft und lassen sich, wenn sie mit demselben erhitzt werden, leicht zu Schwefelmetallen verbinden. Diese Eigenschaft bietet Gelegenheit zu einem hübschen chemischen Experiment. Man mischt Eisenfeile mit gepulvertem Schwefel, am besten mit sogenannter Schwefelblume, und trägt diese Mischung löffelweise in einen erhitzten Schmelztiegel. Sofort findet die chemische Verbindung von Schwefel und Eisen unter Aufflammen eines kirschroten Feuers statt. Eine weitere Veranlassung zur Bildung von Schwefelmetallen bietet das Schwefelwasserstoffgas, jene bekanntlich so lieblich nach faulen Eiern duftende Luftart. — Nach dem Kriege des Jahres 1866 kam zu dem Verfasser dieser kleinen Unterhaltung ein altes Bäuerlein mit allen Zeichen von Schrecken und Jammer in seinem sonst klugen Gesicht und legte ihm mit einer wahren Jammermiene ungefähr zweihundert zu Mohren verwandelte Silberthaler vor. Wie waren die sonst so hell blitzenden Silberlinge, die Herzensfreude unserer Bauern, zu dem Gewande der Nacht gekommen? In früheren finsteren Zeiten hätte man gewiss dem Fürsten der Hölle oder einem anderen neckischen Unhold diesen Schabernack zugeschrieben. Unser ungläubiges Jahrhundert sucht aber in solchen Fällen nach anderen Gründen. So gestand denn auch nach kurzem Inquirieren unser erschrockener Bauer, dass er in der Angst seines Herzens beim Herannahen des Kriegswetters seinen blinkenden Schatz einem Ort anvertraut hatte, der sich zwar nicht durch Geruch nach Eau de Cologne, wohl aber nach Schwefelwasserstoff und Ammoniak auszeichnet. Hier hatte sich, begünstigt durch die vorherrschende Feuchtigkeit, der Schwefel des sich entwickelnden Schwefelwasserstoffs mit dem Silber an der Oberfläche der Münzen zu Schwefelsilber verbunden, das dieselben als feiner Überzug deckte. — Als nach kunstgerechtem Bade und Abwaschen die Schwarzen wieder in altem Glanze strahlten, ging auch das Herz unseres Bauern in Freude auf und mit strahlendem Blicke eilte er mit seinen blinkenden Lieblingen der Heimat zu.


Die Verbindung der Metalle mit Chlor erfolgt teils durch direkte Vereinigung, wenn Chlorgas mit einem Metall in Berührung kommt, teils auf einem Umweg durch Auflösen der Metalle in Salzsäure oder in Königswasser. In letzterem lösen sich fast alle, namentlich auch die edlen Metalle, selbst das Gold auf. Ähnlich wie mit Chlor verbinden sich die Metalle auch mehr oder weniger leicht und innig mit Jod, Brom und Fluor, mit Phosphor, Selen, Kohlenstoff, Silicium, Bor und Stickstoff.

Verbindungen der Metalle unter sich werden gleichfalls schon seit den frühesten Zeiten dargestellt. Sie führen in der Technik den Namen Legierungen. In der Kunst wie in den Gewerben wird von ihnen der ausgedehnteste Gebrauch gemacht, und werden in der neueren Zeit immer neue und interessantere zusammenzustellen gesucht.

Die Metalle lassen sich in den verschiedensten Verhältnissen mit einander vereinigen, doch ist eine gewisse Gesetzmäßigkeit dabei nicht zu verkennen, d. h. ein Bestreben, sich chemisch zu einigen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Metalle und ihre Verwendung.