b. Bergwerke: 27.; Eisen: 28.; Steinkohlen. Wie dem Mangel an Brennmaterial abzuhelfen sey: 29.

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Unter den von der Natur dargebotenen Gütern oder Vermögensquellen, welche der Mensch sich angeeignet hat, nehmen nächst dem Grund und Boden wohl unzweifelhaft die Bergwerke und überhaupt die im Innern der Erde enthaltenen, für den Menschen brauchbaren Fossilien aller Art, die zweite Stelle ein.
Unter der großen Zahl von verschieden Arten derselben – denn was hätte der Mensch nicht alles zu seinen Zwecken gemacht – sind unstreitig das Gold und Silber das Eisen und die Steinkohlen (nebst Braunkohlen und Torf) die wichtigsten. Wir wollen jedoch hier für jetzt das Gold und Silber übergehen, da wir davon an einer andern Stelle (§ 281und fgl.) ausführlicher zu sprechen Gelegenheit haben werden, und nur Einiges über die Eisen- und Kohlenproduction sagen, was sich zum Theil auch leicht auf die Gewinnung der übrigen Fossilien ausdehnen lassen wird.
Bei unserer jetzigen Kenntnis von der Erde und ihrem Innern, ist es ganz unmöglich, auch nur eine annähernde Berechnung darüber anzulegen, wie lange die darin enthaltenen Vorräthe für den Bedarf des Menschen ausreichen werden. Im Allgemeinen jedoch muß bemerkt werden, daß es demselben, wenn es ihm jetzt schon gelungen ist, auf bedeutende Tiefen (etwa 2760 Fuß bei Kitzbühl in Tyrol) ins Innere der Erde, ja an einigen Puncten bis unter den Meeresspiegel zu dringen, auch möglich seyn wird, seine Gruben, Schachte und Stollen immer noch tiefer und weiter zu treiben, indem es seinem Fleiß und seiner Anstrengung, wie es die Erfahrung schon jetzt zeigt, jedenfalls gelingen muß, immer längere Erdstollen und immer kräftigere Maschinen zur Wegschaffung der unterirdischen Grubenwasser und Herbeiführung frischer Luft anzulegen, da diese beiden Erfordernisse die Hauptbedingungen eines tiefern Eindringens in die Erdrinde sind.


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Was das Eisen betrifft, so ist dasselbe in verschiedenen chemischen Formen so reichlich in den obersten Schichten der Erdoberfläche enthalten, daß selbst durch den ausgedehntesten Verbrauch niemals die dem Menschen zugänglichen Vorräthe dieses Metalls im Innern der Erde erschöpft werden dürften. Kam doch vor etwa 12 Jahren der jährliche Verbrauch von Eisen in England nur einer Kugel von 160 Fuß und in Preußen von 84 Fuß Durchmesser gleich, ohngeachtet es gewiß ist, daß der Geldwerth des jährlich auf der Erde gewonnenen Eisens, den Geldwerth des jährlich gewonnenen Goldes und Silbers bei Weitem übertrifft. Zuletzt würde es dem Menschen gelingen, das Eisen durch chemische Operationen, aus den gewöhnlichen Erdschichten, dem Lehme etc. auszuscheiden, in dem man es fast allgemein findet.


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Anders verhält es sich mit den Steinkohlen; denn wenn auch, nach allerdings sehr unsichern Berechnungen, z. B. die Steinkohlenlager in England und Schottland noch Jahrtausende für den Bedarf dieser Länder reichen werden, so muß doch endlich einmal der Zeitpunkt eintreten, wo die dem Menschen noch irgend erreichbaren Kohlenlager erschöpft sind, und dem Bedürfnis an Brennmaterial auf eine andere Weise abgeholfen werden muß. – Dieß wird dadurch möglich seyn, daß bei dem steigenden Preise des Brennmaterials, da die Menschen eben so wenig werden erfrieren, als verhungern wollen, die Landbesitzer wieder mehr Veranlassung haben werden, neue Holzpflanzungen anzulegen und die Holzproduction auszudehnen. Außerdem wird man immer mehr Verbesserungen bei den Feuerungsanlagen einführen, in welcher Hinsicht noch sehr viel zu thun übrig bleibt. Die Verbesserungen der Communicationsmittel, namentlich die allgemeinere Anlage und Benutzung von Eisenbahnen aber wird gestatten, den kältern Gegenden das Brennmaterial aus wärmeren Gegenden zuzuführen, und umgekehrt wird dadurch ein Theil der Bewohner der kältern Gegenden Gelegenheit finden, ihren Aufenthalt während des Winters in wärmeren Gegenden zu wählen. –
Da ferner ein Theil des Brennmaterials jetzt zur Bewegung von Maschinen, namentlich Dampfmaschinen verwandt wird: so läßt sich erwarten daß es den Menschen gelingen werden bei zunehmender Theuerung des Brennmaterials an der Stelle des Dampfes, andere mechanische Kräfte anzuwenden. Zu diesen gehört namentlich die Kraft der Zug- und Lastthiere, des Windes und die Kraft fließender Gewässer zum Betriebe von Mühlen und dergl., von denen alsbald die Rede seyn wird. Außerdem sind aber noch in neuerer Zeit bereits viele Versuche zur Bewegung von Maschinen, durch andere Kräfte gemacht worden, worüber in den Schriften über Mechanik das Nähere zu finden ist.
Endlich gibt es noch andere Stoffe und Vorrichtungen, welche künftig gewiß allgemeiner zur Erzeugung von Wärme werden benutzt werden. So hat man in Amerika bereits den Versuch gemacht, eiserne Platten durch eine mechanische Kraft (z. B. eine Vorrichtung mit Windmühlenflügeln) wie Mühlensteine in Bewegung zu setzen, so daß sie sich stark auf einander reiben und dadurch so erhitzen, daß sie eingeschlossene Räume zu heitzen im Stande sind. Nicht minder ist schon oben erwähnt, daß sich die Wärme im Innern des Erdkörpers (welche etwa auf jede 115 Fuß Tiefe um 1 Grad Reaumur zunimmt) vielleicht mittelst tiefer Brunnen (artesischer) für die industriellen Zwecke und für manche Bedürfnisse des Menschen werde benutzen lassen. Zuletzt ist es sehr wahrscheinlich, daß es dem Menschen gelingen werde, brennbare Stoffe (wie z. B. Schwefel und Salpeter) zum Brennen zu verwenden, die jetzt, obgleich in großer Menge in der Natur vorhanden, theils wegen ihres höhern Preises, theils wegen anderer Schwierigkeiten nicht dazu gebraucht werden. So hat erst in neuer Zeit der Anthracit in Nordamerika eine ausgedehnte Anwendung gefunden, und auch bei den meisten unserer Steinkohlengruben liegen noch große Haufen von Steinkohlengruß ohne Benutzung aufgehäuft.
Nach alle dem ist es einleuchtend, daß es dem Menschen nie an dem erforderlichen Brennmaterial fehlen werde, trotz dem, daß diese Besorgniß von Unkundigen sehr häufig ausgesprochen wird.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst reich zu werden