Von der Bekleidung, der Brust, von den Hosenträgern und Schnürleibern
c) Von der Bekleidung der Brust, von den Hosenträgern und Schnürleibern.
§. 55.
Die Brust erfordert eine leichte, nichts weniger als drückende Bekleidung; denn der Prozess des Atemholens, eine der wichtigsten Funktionen des physischen Lebens, erfordert die größte Freiheit der Lungenorgane, der Knochen und Muskeln, die den Brustkasten bilden.
Katarrhe, Husten und Lungenentzündungen herrschen unter Gebildeten nur deswegen so häufig, weil sie der wandelbaren Mode, die Brust bald mehr, bald weniger zu bedecken, am meisten und am häufigsten huldigen. Auch in den heißen Sommertagen soll man die Brust nicht ganz entblößen, weil die Veränderungen der Witterung oft plötzlich eintreten, und wir dann ohne hinlänglichen Schutz gegen Nässe, Kälte und Wind sind.
§. 56.
Männer, sollten sich keiner zu gespannten Hosenträger bedienen, denn sie drücken die Rippen und die Brustmuskeln, verhindern ihre freie Bewegung, pressen die Bauchmuskeln nach einwärts, und bewirken nebst vielen andern Übelständen unregelmäßigen Blutumlauf in den Lungen, in den Eingeweiden des Unterleibes, und alle Folgeübel, die dieser nach sich zieht.—
Die Schnürbrüste sollen nach modernen Ansichten eine edle, reizende Gestalt, einen schlanken Wuchs, einen zaubervollen Anstand, lauter Attribute der Schönheit, durch ihr panzerartiges Wesen hervorbringen.
§. 57.
Wenn es in der Natur gegründet wäre, daß der zarte weibliche Körper in seiner Blüte oder in seiner vollendeten Bildung in einem Harnisch, seiner freien willkürlichen und unwillkürlichen Bewegungen beraubt, kräftig, stark, schön und gesund gedeihen könnte, so würden diese Forderungen um allzu teure Opfer erkauft werden, was die Erfahrung, die weise Lehrmeisterin des Menschengeschlechtes, durch viele traurige Beispiele beweist.
Kann die Rose, wenn sie in ihrer beginnenden Blüte den Morgen ihres Lebenslenzes genießt, dem goldenen Strahlender Sonne sich zuwenden, kann sie die reinen balsamischen Ätherdüfte einsaugen, wenn man sie allzu fest ankettet. Die Rose verwelkt, und ihre bleichen Blätter zerstreut der kalte Nordwind in die weite Ferne; und dennoch hätte sie unter der sorgsamen Pflege eines verständigen Gärtners durch ihre ganze Blütezeit den Rang als Königin, im Reiche der Blumen behauptete.
§. 58.
Wenden wir uns von dieser gleichnisweisen Rede zur Jungfrau, deren Bild uns, die Rose darstellt. Manches hoffnungsvolle Mädchen wird ein Opfer dieser Eitelkeit.
Die Schnürbrüste sind eine widernatürliche, der Gesundheit und Schönheit des andern Geschlechtes höchst nachteilige Erfindung. Sie vernichten das Ebenmaß der zarten Teile des weiblichen Körpers, beeinträchtigen den ganzen Organismus und vorzüglich jene Partien, die sie umgürten, in ihrer naturgemäßen Entwicklung, und sind Feindinnen der Grazien.
§. 59.
Das freie natürliche Spiel der Glieder verlieh nebst vielen andern Vorzügen den antiken Idealen ihre Würde und ihre Schönheit bei den Griechen.
Kein steifer Kürass schloß die zarten weiblichen Körper ein, und diese antiken Ideale, das Studium der Künstler, die die weibliche Schönheit zu verkörpern sich bemühten, sind ein Gegenstand der Bewunderung für künftige Jahrhunderte geworden.
§. 60.
Gebildete Mütter, die sich weder in der Schwangerschaft, noch während der Zeit des Stillens mit einem solchen Panzer umgürten, werden von vielen Leiden, die ich nun näher bezeichnen werde, befreit bleiben; sie sollten aber diese wichtigen Erfahrungen zum Wohle ihrer Töchter benutzen, und einen solchen Einfluß über sie gewinnen, daß sie der Eitelkeit dieses Opfer brächten. Mütter und Erzieherinnen können hier mehr als alle belehrenden Schriften ausrichten. Die Mieder oder Schnürbrüste sind in den Entwicklungsjahren, wo alle Teile des zarten weiblichen Körpers im Wachsen und Fortbilden begriffen sind, um so gefährlicher, und haben oft Verkrümmungen des Rückgrates zur Folge gehabt.
§. 61.
Die meisten Schnürbrüste sind hinten mit Stäben versehen, die auf der Mitte der Wirbel zu liegen kommen. Nun sind aber die Wirbel bewegliche Knochen, die durch einen fortwährenden Druck leicht aus ihrer Lage gebracht werden können, worin der erste Grund des Schiefstehens und des Buckels liegt. Auch ist wohl zu berücksichtigen, daß durch die Schnürbrüste, die den Körper wie ein fester Zylinder stützen, die Rückenmuskeln, die eigentlich den Körper gerade strecken sollen, geschwächt werden, und daß aus dieser Schwäche leicht Vorbeugungen und schlechte Haltung entstehen, wenn nämlich die Frauen genötigt werden, ihre Schnürbrust abzulegen.
Die Schnürbrüste pressen die äußeren Teile des Brustkastens, die Muskeln und die Rippen und noch viele andere, mit denen die Natur im weiblichen Organismus hochwichtige Zwecke und Bestimmungen des Weibes verband. (Dr. Hänel.)
§. 62.
Man bedenkt nicht, daß die Natur durch einen solchen Zwang, durch ein solches Joch in ihrem stillen, aber sicheren Bildungsgange gehindert wird. Vielleicht verdanken dieser Quelle Entzündungen, Stockungen, Knoten, Verhärtungen, die oft bösartig werden, in diesem Organe ihren ersten, oft fern gesuchten Ursprung. Und dennoch hat ein Leib, der in einer Schnürbrust eingepresst ist, nie diese Anmut, den der schlanke, natürliche, gerade Wuchs einer Jungfrau hat, der ein Resultat eines leichten, anständigen Korsetts ist. Aber nicht bloß die Teile, die den Brustkasten von außen umgeben, werden in ihren Verrichtungen beschränkt, sondern eine notwendige Folge hievon ist, daß, da der Raum des Brustkastens verenget wird, die Lungen, die keine Fesseln erdulden, nicht gehörig ein- und ausatmen können, eine der vorzüglichsten Lebensfunktionen beeinträchtigt und die Gesundheit an der Wurzel erschüttert wird.
§. 63.
Darf es uns wundern, wenn aus diesen bezeichneten Übelständen folgende Krankheiten nicht zu den seltensten gehören?
§. 64.
Vertreibung der Brustknochen aus ihrer Lage, Unhaltbarkeit des Körpers ohne Schnürbrust, Buckel, Unfähigkeit zum Säugen, Schmerzen in der Brust und am Knochengebäude, Entzündung der Lunge, Vereiterung, Bluthusten, Magenkrampf, Leberleiden, Milzschmerz, Fehler der Periode; denn die Planchette der Schnürbrust dehnt ihre Einpressung auch auf die Bauchdecken und die Eingeweide des Unterleibes aus, daher der Magen, die Milz und die Leber wohl am härtesten diese tyrannischen Fesseln empfinden.
Doppelt schädlich sind aber die Schnürbrüste, wenn man sie trägt, wahrend man eine forcierte Bewegung unternimmt, wie beim Tanze, wo ein rascheres Atemholen und eine bedeutend größere Ausdehnung des Brustkastens Statt finden.
Möchten diese wenigen Betrachtungen geeignet sein, bei Frauen und Mädchen einen liebevollen Eingang zu finden, um die Summe menschlichen Elends, die aus dieser Quelle strömt, zu verringern.
§. 55.
Die Brust erfordert eine leichte, nichts weniger als drückende Bekleidung; denn der Prozess des Atemholens, eine der wichtigsten Funktionen des physischen Lebens, erfordert die größte Freiheit der Lungenorgane, der Knochen und Muskeln, die den Brustkasten bilden.
Katarrhe, Husten und Lungenentzündungen herrschen unter Gebildeten nur deswegen so häufig, weil sie der wandelbaren Mode, die Brust bald mehr, bald weniger zu bedecken, am meisten und am häufigsten huldigen. Auch in den heißen Sommertagen soll man die Brust nicht ganz entblößen, weil die Veränderungen der Witterung oft plötzlich eintreten, und wir dann ohne hinlänglichen Schutz gegen Nässe, Kälte und Wind sind.
§. 56.
Männer, sollten sich keiner zu gespannten Hosenträger bedienen, denn sie drücken die Rippen und die Brustmuskeln, verhindern ihre freie Bewegung, pressen die Bauchmuskeln nach einwärts, und bewirken nebst vielen andern Übelständen unregelmäßigen Blutumlauf in den Lungen, in den Eingeweiden des Unterleibes, und alle Folgeübel, die dieser nach sich zieht.—
Die Schnürbrüste sollen nach modernen Ansichten eine edle, reizende Gestalt, einen schlanken Wuchs, einen zaubervollen Anstand, lauter Attribute der Schönheit, durch ihr panzerartiges Wesen hervorbringen.
§. 57.
Wenn es in der Natur gegründet wäre, daß der zarte weibliche Körper in seiner Blüte oder in seiner vollendeten Bildung in einem Harnisch, seiner freien willkürlichen und unwillkürlichen Bewegungen beraubt, kräftig, stark, schön und gesund gedeihen könnte, so würden diese Forderungen um allzu teure Opfer erkauft werden, was die Erfahrung, die weise Lehrmeisterin des Menschengeschlechtes, durch viele traurige Beispiele beweist.
Kann die Rose, wenn sie in ihrer beginnenden Blüte den Morgen ihres Lebenslenzes genießt, dem goldenen Strahlender Sonne sich zuwenden, kann sie die reinen balsamischen Ätherdüfte einsaugen, wenn man sie allzu fest ankettet. Die Rose verwelkt, und ihre bleichen Blätter zerstreut der kalte Nordwind in die weite Ferne; und dennoch hätte sie unter der sorgsamen Pflege eines verständigen Gärtners durch ihre ganze Blütezeit den Rang als Königin, im Reiche der Blumen behauptete.
§. 58.
Wenden wir uns von dieser gleichnisweisen Rede zur Jungfrau, deren Bild uns, die Rose darstellt. Manches hoffnungsvolle Mädchen wird ein Opfer dieser Eitelkeit.
Die Schnürbrüste sind eine widernatürliche, der Gesundheit und Schönheit des andern Geschlechtes höchst nachteilige Erfindung. Sie vernichten das Ebenmaß der zarten Teile des weiblichen Körpers, beeinträchtigen den ganzen Organismus und vorzüglich jene Partien, die sie umgürten, in ihrer naturgemäßen Entwicklung, und sind Feindinnen der Grazien.
§. 59.
Das freie natürliche Spiel der Glieder verlieh nebst vielen andern Vorzügen den antiken Idealen ihre Würde und ihre Schönheit bei den Griechen.
Kein steifer Kürass schloß die zarten weiblichen Körper ein, und diese antiken Ideale, das Studium der Künstler, die die weibliche Schönheit zu verkörpern sich bemühten, sind ein Gegenstand der Bewunderung für künftige Jahrhunderte geworden.
§. 60.
Gebildete Mütter, die sich weder in der Schwangerschaft, noch während der Zeit des Stillens mit einem solchen Panzer umgürten, werden von vielen Leiden, die ich nun näher bezeichnen werde, befreit bleiben; sie sollten aber diese wichtigen Erfahrungen zum Wohle ihrer Töchter benutzen, und einen solchen Einfluß über sie gewinnen, daß sie der Eitelkeit dieses Opfer brächten. Mütter und Erzieherinnen können hier mehr als alle belehrenden Schriften ausrichten. Die Mieder oder Schnürbrüste sind in den Entwicklungsjahren, wo alle Teile des zarten weiblichen Körpers im Wachsen und Fortbilden begriffen sind, um so gefährlicher, und haben oft Verkrümmungen des Rückgrates zur Folge gehabt.
§. 61.
Die meisten Schnürbrüste sind hinten mit Stäben versehen, die auf der Mitte der Wirbel zu liegen kommen. Nun sind aber die Wirbel bewegliche Knochen, die durch einen fortwährenden Druck leicht aus ihrer Lage gebracht werden können, worin der erste Grund des Schiefstehens und des Buckels liegt. Auch ist wohl zu berücksichtigen, daß durch die Schnürbrüste, die den Körper wie ein fester Zylinder stützen, die Rückenmuskeln, die eigentlich den Körper gerade strecken sollen, geschwächt werden, und daß aus dieser Schwäche leicht Vorbeugungen und schlechte Haltung entstehen, wenn nämlich die Frauen genötigt werden, ihre Schnürbrust abzulegen.
Die Schnürbrüste pressen die äußeren Teile des Brustkastens, die Muskeln und die Rippen und noch viele andere, mit denen die Natur im weiblichen Organismus hochwichtige Zwecke und Bestimmungen des Weibes verband. (Dr. Hänel.)
§. 62.
Man bedenkt nicht, daß die Natur durch einen solchen Zwang, durch ein solches Joch in ihrem stillen, aber sicheren Bildungsgange gehindert wird. Vielleicht verdanken dieser Quelle Entzündungen, Stockungen, Knoten, Verhärtungen, die oft bösartig werden, in diesem Organe ihren ersten, oft fern gesuchten Ursprung. Und dennoch hat ein Leib, der in einer Schnürbrust eingepresst ist, nie diese Anmut, den der schlanke, natürliche, gerade Wuchs einer Jungfrau hat, der ein Resultat eines leichten, anständigen Korsetts ist. Aber nicht bloß die Teile, die den Brustkasten von außen umgeben, werden in ihren Verrichtungen beschränkt, sondern eine notwendige Folge hievon ist, daß, da der Raum des Brustkastens verenget wird, die Lungen, die keine Fesseln erdulden, nicht gehörig ein- und ausatmen können, eine der vorzüglichsten Lebensfunktionen beeinträchtigt und die Gesundheit an der Wurzel erschüttert wird.
§. 63.
Darf es uns wundern, wenn aus diesen bezeichneten Übelständen folgende Krankheiten nicht zu den seltensten gehören?
§. 64.
Vertreibung der Brustknochen aus ihrer Lage, Unhaltbarkeit des Körpers ohne Schnürbrust, Buckel, Unfähigkeit zum Säugen, Schmerzen in der Brust und am Knochengebäude, Entzündung der Lunge, Vereiterung, Bluthusten, Magenkrampf, Leberleiden, Milzschmerz, Fehler der Periode; denn die Planchette der Schnürbrust dehnt ihre Einpressung auch auf die Bauchdecken und die Eingeweide des Unterleibes aus, daher der Magen, die Milz und die Leber wohl am härtesten diese tyrannischen Fesseln empfinden.
Doppelt schädlich sind aber die Schnürbrüste, wenn man sie trägt, wahrend man eine forcierte Bewegung unternimmt, wie beim Tanze, wo ein rascheres Atemholen und eine bedeutend größere Ausdehnung des Brustkastens Statt finden.
Möchten diese wenigen Betrachtungen geeignet sein, bei Frauen und Mädchen einen liebevollen Eingang zu finden, um die Summe menschlichen Elends, die aus dieser Quelle strömt, zu verringern.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Krankheit der Reichen