VII. Der bekanntlich „liberale“ Staatsrechtslehrer R. v. Mohl urteilt in seiner „Politik“ Bd. 2, S. 673 ff über die Stellung der Juden im christlichen deutschen Staate wie folgt

Der bekanntlich „liberale“ Staatsrechtslehrer R. v. Mohl urteilt in seiner „Politik“ Bd. 2, S. 673 ff über die Stellung der Juden im christlichen deutschen Staate wie folgt: Es ist nicht richtig, „dass die Juden mit einziger Ausnahme der Religion der übrigen Bevölkerung wesentlich gleichartig sind ... Der eine Punkt, in welchem die Voraussetzung als wesentlich unrichtig bezeichnet werden muss, ist der, dass man die doppelte Nationalität derselben übersehen hat ... Der Jude ist nicht Deutscher allein, sondern er ist auch Jude; ja er ist dies sogar vor allem und ehe er Deutscher ist und sich als solcher fühlt.“ „Die Juden halten an ihrer Stammeseigentümlichkeit mit unerschütterlicher Festigkeit, sind von ihr ganz durchdrungen ... und bleiben nach Jahrhunderten vollkommen getrennt und verschiedenartig ...“ „Sie bilden nirgends eine geschlossene, auf einem bestimmten Territorium zusammenbleibende Gesamtheit, sondern sind in einzelnen Familien zerstreut über das ganze Land. Und doch verbleiben sie in ihrer Eigenart, sind ihren in anderen Staaten in gleicher Weise lebenden Stammverwandten gleichartiger und zugetaner, als ihren zufälligen, tatsächlichen Landsleuten“

„Der zweite Punkt, in welchem jener Voraussetzung sich als unrichtig erweist, ist die entschiedene Scheu der Juden vor gerade denjenigen Arbeiten, auf welchen die Gesellschaft vorzugsweise beruht, nämlich vor Ackerbau und Jedem, eine starke Körperkraft erfordernden Handwerk. Auch da, wo sie seit Jahrzehnten Grund und Boden erwerben, jedes Gewerbe betreiben dürfen, gehört es zu den seltensten Ausnahmen, dass ein Jude das Feld selbst bebaut, oder das Handwerk eines Schmiedes, Zimmermannes, Maurers u. dergl. betreibt; man findet sie nicht unter den Eisenbahnarbeitern, den Matrosen, den Bergleuten. Zur Not ergreifen einige die feineren Gewerbe, z. B. das eines Gold- oder Silberarbeiters, eines Buchhändlers, Buchbinders. Der größte Teil geht dem Handel in seinen verschiedensten Zweigen und Dienstleistungen nach; ein anderer, im Verhältnisse zur Gesamtzahl der jüdischen Bevölkerung immerhin sehr bedeutender Teil widmet sich den Wissenschaften und Künsten oder treibt das gewerbemäßige Literatentum. ... Man soll nicht behaupten, dass dies ein gesunder, den wahren Interessen der Gesellschaft zuträglicher Zustand sei; man soll nicht übersehen, dass hier eine eigentümliche und fremdartige Natur des Stammes hervortritt.“


So der „liberale“ Staats-Rechtslehrer R. von Mohl. - Man vergleiche nun mit diesen und den voraufgehenden Ausführungen die statistischen Ziffern, welche sich im Anhange zur vierten Auflage der Wilmanns'schen „Goldenen Internationale“ (S. 108 u. ff) finden.

1861 kam in Preußen je 1 Jude auf 72 Einwohner. Dagegen kamen selbständige Christen auf je 1 Juden:

bei der Landwirtschaft … 1700
bei der Industrie … 221
beim Verkehr (Gastwirte, Schankwirte usw.) ... 70
beim Handel… 5 1/5

Diese herabgleitende Skala ist schon sehr interessant: je schwerer und unrentabler die Arbeit, desto geringer die Beteiligung der Juden und umgekehrt. Ziemlich allgemein wird angenommen, dass bei voller Gleichberechtigung die Juden ihrer einseitigen Lebensrichtung entsagen und der Landwirtschaft oder der Industrie sich mehr zuwenden würden. Wie unrichtig diese Annahme ist, zeigen die Ziffern, welche Herr Wilmanns Seite 111 u. f. seiner Broschüre (4. Aufl.) mitteilt.

Das Juden-Emanzipations-Gesetz in Preußen datiert vom 23. Juli 1847. Die seitdem erfolgte Bewegung in der Beteiligung der Juden an den verschiedenen Tätigkeitsbranchen, so weit dieselbe statistisch konstatiert ist, gibt folgendes Bild, welches die Unrichtigkeit der gedachten Annahme schlagend nachweist. Von der jüdischen Bevölkerung waren selbständig:

1849 1861
1) Als Ärzte, Lehrer in den schönen Künsten 1.610 2.086

2) Im Handel
a. Als Bankiers, Wechsler usw. 314 550
b. Großhändler ohne Laden 1.002 2.785
c. Kaufleute mit Laden 6.528 9.736
d. Lieferanten, Kommissionäre, Pfandleiher 1.444 2.035
e. Viktualienhändler, Höker 2.887 3.003
f. Trödler 1.054 1.209
g. mit stehendem Kramhandel 5.233 4.814
h. umherziehende Handler 3.117 4.699
als Gehilfen a-d 3.664 7.665
als Gehilfen e-g 587 650
als Gehilfen 531 599
i. als Pferdehandler 805 938

3) Industrie und Landwirtschaft
Mechaniker, Künstler und Handwerker 8.615 8.279
als Gehilfen 3.439 3.166
Landwirte, Gärtner 582 643
Pächter einzelner Nutzungen 35 26
Inhaber ländl. Brau- und Brennereien 323 302

4) Anderweite Verhältnisse
in niederen Kommunaldiensten 536 449
als Tagelöhner 2.588 2.106
als Gesinde 6.000 4.814

5) ohne wirtschaftliche Tätigkeit
als Rentiers 1.677 2.992
von Unterstützungen 2.230 2.187
als Bettler 3.533 2.435

Diese Liste konstatiert die stärkste Zunahme da, wo die geringste Arbeit und der größte Gewinn ist, nämlich im Bankgeschäft und im Großhandel. In denjenigen Tätigkeiten, welche körperliche Arbeit bei geringem Gewinnst erfordern, finden wir durchweg Abnahme der Selbsttätigen und zwar finden wir, höchst charakteristischer Weise, die Abnahme, bzw. eine nur ganz geringe Zunahme auch in den niederen, mehr mühsamen und weniger einträglichen Handelsbranchen. Wenn die „Landwirte“ von 582 auf 643 stiegen, so ist dies auf den Umstand zurückzuführen, dass die Zunahme des Reichtums im Fache der Bankiers und Großhändler öfter Grundbesitz als eine Art von Luxus erworben wird. Die Eigentümer sind dabei selten persönlich die Bewirtschafter. Die Zahl der Rentiers hat ebenso sehr zugenommen, wie die Zahl der Unterstützten und Bettler abgenommen hat.

Es steht mit dieser Bewegung in bemerkenswertem Zusammenhang, dass die jüdische Bevölkerung sich zunehmend in den großen Städten konzentriert, und zwar ganz besonders in den Börsenplätzen. Von 1849 - 1875 hat sich z. B. die Einwohnerzahl in Berlin etwas mehr wie verdoppelt, die der jüdischen Bevölkerung hat sich dagegen verfünffacht, indem sie von 9.604 Seelen im Jahre 1849 auf etwa 50.000 im Jahre 1875 gestiegen ist. Danach käme jetzt in Berlin auf je etwa 20 Einwohner 1 Jude. Nach Angabe der „Germania“ ist dagegen von den Stadtverordneten Berlins etwa die Hälfte dem semitischen Stamme angehörig. Auch der derzeitige Vorsitzende Dr. Straßmann zählt hierhin.

Entsprechend ändern sich für die Großstädte auch die Verhältniszahlen der Selbsttätigen, 1861 kam ein Jude auf je drei Kaufleute, in Breslau auf je zwei.

„Die Juden erlangen auf diese Weise“ sagt Wilmanns (s. a. S. 114) „namentlich in den Verkehrszentren, welche für den Handel in den Provinzen tonangebend sind, und ihn beherrschen, mehr und mehr einen maßgebenden Einfluss auf den gesamten Verkehr. Wesentlich erhöht wird dieser Einfluss dadurch, dass sie besonders wichtige Branchen in sich nahezu monopolisieren. Vor allem beherrschen sie die Banken und Börsen, in denen der Verkehr des ganzen Landes gipfelt. Im preußischen Staate gab es im Jahre 1855 überhaupt 513 Bankiers, darunter waren 385 Juden; im Jahre 1861 betrug die Gesamtzahl 642, darunter 550 Juden. Aus neuester Zeit fehlen entsprechende Tabellen.“

Im Zentralausschuss der neuen sogenannten „Reichsbank“ sind, nach den Mitteilungen der Blätter, unter 15 Mitgliedern 11 Juden.

„Ähnlich verhält es sich mit dem Großhandel, soweit er mit der Börse in Verbindung steht; bereits im Jahre 1855 existierten in Berlin 519 Großhändler ohne offene Läden, davon waren 444 Juden; in Breslau 242, darunter 212 Juden.“

Diejenigen Tätigkeiten im modernen Staat, welche die allergrößten Gewinne abwerfen und die allergeringste Arbeit erfordern, sind also schon fast völlig in den Händen unserer Mitbürger semitischer Abstammung monopolisiert.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Juden im deutschen Staats- und Volksleben