Die Jagd bei den Simbirsker Tschuwaschen.

Aus: Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. Band 10
Autor: Nach dem Russischendes Herrn W. Lebedjew., Erscheinungsjahr: 1852

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Russland, Russen, Wölfe, Bären, Jagd, Feuerwaffen, Brandwein, Bärenfallen, Wolfsfallen, Honig, Bienen,

Keine Angst vor großen Tieren zeigte Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel bei einem Abendempfang der Logistic Alliance Germany mit deutschen und russischen Wirtschaftsvertretern in Moskau im April 2019.
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Die an der Sura lebenden Tschuwaschen haben erst zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts den Gebrauch des Feuergewehrs kennen gelernt, obgleich es gerade in diesen Gegenden am notwendigsten ist: einesteils um aus dem Überfluss an Wild Nutzen zu ziehen, andernteils zur persönlichen Sicherheit der Einwohner, da in den Surischen Wäldern, längs deren Saum die Dörfer und Weiler der Tschuwaschen zerstreut liegen, die gefährlichsten Nachbarn des Landmanns, Bären und Wölfe, in großer Menge hausen.

Es pflegte sich öfters zu ereignen und geschieht auch noch jetzt, dass die Wölfe des Nachts herdenweise die im Walde gelegenen Dorfschaften besuchen und die Bewohner durch ihr Geheul noch vor dem Hahnenruf aufwecken. Übrigens kommen sie in solcher Menge nicht um Streit zu suchen, sondern nur um ihren hungrigen Magen zu füllen. In der Winterzeit steigen sie auf das Dach der Schafställe, mit dem der Schnee in gleicher Höhe liegt, dringen dort in das Innere ein und richten solchen Unfug an, dass der Eigentümer, wenn er des Morgens in den Stall tritt, ganze Haufen toter Schafe findet; nicht selten begegnet er auch dem Urheber des traurigen Schauspiels, der, einen Ausgang suchend, hin- und herläuft. Des Sommers treibt ein einziger Wolf mitunter einige Dutzend Schafe in den Wald, und zwar gellt dies folgendermaßen zu. Wenn die Schafe, ohne Hirten und ohne irgend eine Vorsichtsmaisregel von Seiten des Eigentümers, durch ein Tal in der Nähe des Dorfes wandern, passt der Wolf ihnen auf, schleicht sich sachte herbei, wirft sich plötzlich auf eines von ihnen und packt es am oberen Teil des Halses, schleppt aber sein Opfer nicht fort, sondern läuft neben ihm hin, indem er das Schaf mit seinem Schwänze antreibt (!!). Im ersten Augenblick zerstreut sich die erschreckte Herde nach allen Seiten; dann aber sammeln sich alle Schafe in einen Haufen, stellen sich in Linie, und indem sie den Kopf aufwerfen, stampfen sie mit dem Vorderfuß auf die Erde. Was sie mit dieser Bewegung ausdrücken wollen, können wir nicht angeben; soviel ist aber gewiss, dass nachdem sie sich von ihrem ersten Schreck erholt haben und wahrnehmen, dass ihr Gefährte mit dem Wolfe davoneilt, sie sich von einem unwiderstehlichen Trieb ergriffen fühlen, ihm zu folgen, und in einem Nu läuft die ganze Schaar hinter dem Wolfe her. Der Räuber treibt sein Opfer an einen ihm gelegenen Ort, wirft es dann zur Erde und beißt ihm die Gurgel durch. Unterdessen stellen sich die herbeigeeilten Schafe wieder in einer langen Reihe auf und beginnen abermals in corpore mit dem Fuße zu stampfen. Es ist bekannt, dass der Wolf im Sommer das Fleisch der von ihm erbeuteten Tiere nicht frisst, sondern nur ihr Blut trinkt; sobald er daher sein Opfer erwürgt und ein wenig an ihm gesaugt hat, wirft er sich unversehens auf die übrige Herde. Diese stäubt augenblicklich aus einander; wenn jedoch der Wolf eines von den Schafen packt und es forttreibt, um dieselbe Operation an ihm vorzunehmen, wie an dem ersten, so laufen die anderen wieder in einem Haufen zusammen, bilden eine Linie und machen sich, den Kopf in die Höhe werfend, von neuem an ihr taktmäßiges Getrampel. Dann eilen sie nach derselben Stelle, wohin der Wolf sein zweites Opfer gebracht hat, und bleiben in der nämlichen strengen Ordnung und mit den nämlichen Gebärden vor ihm stehen. Auf solche Weise bringt der Wolf alle Schafe, eines nach dem anderen, um, während sie bis zum Tode des letzten unter ihnen regelmäßig das oben erwähnte Manöver wiederholen.

Nicht so leicht wird der Wolf mit den Schweinen fertig. Die alten und jungen Schweine, sogar die Ferkel, werden in hiesiger Gegend früh Morgens in den Wald gelrieben, wo sie die Erde aufgraben, um ihre Lieblingswurzeln zu suchen, oder sich von den Eicheln nähren, die von den Bäumen fallen, und von den Nüssen, an denen gleichfalls kein Mangel ist. Sobald sich in der Ferne ein Wolf zeigt, dem es nach einem Ferkel gelüstet, verkündet eine alle erfahrene Sau, die über ihre Junge wacht, durch ein furchtbares Grunzen der Herde die Annäherung des Feindes. Die Schweine stürzen wie rasend von allen Seiten an den Ort der Gefahr; die Ferkel werden in die Mitte genommen und von den etwas erwachseneren umringt, während die alten Schweine mit ausgestreckten Rüsseln in vorderster Linie Posto fassen und so einen engen Ring nach Art eines Quarré’s bilden. Aus diesem Ringe können die Wölfe, selbst wenn ein ganzes Rudel von ihnen da ist, auch nicht ein Ferkel von innen hervorziehen; falls aber ein einziger Wolf den Angriff wagt, so wird er von den wütenden Schweinen so zugerichtet, dass oft von ihm nichts übrig bleibt als ein Büschel Haare, indem Jene sogar die Knochen ihres Feindes zermalmen(!?).

Die Bären machen vorzugsweise auf die tschuwaschischen Pferde Jagd, springen ihnen auf den Rücken und halten sich mit drei Tatzen an ihnen fest, während die vierte zur Erde herabhängt. Die erschrockenen Pferde laufen in dieser Weise zuweilen bis in das Dorf hinein, wo dann der Bär gewöhnlich mit seiner Haut für seine Kühnheit bezahlen muss. Öfter indes geschieht es, dass die schwachen, mageren Tschuwaschenpferde ihre Last nicht tragen können und entkräftet niederfallen, um von den Bären erwürgt und verspeist zu werden. So geht jährlich eine Anzahl von ihnen in den Surischen Wäldern spurlos verloren.

Aus Neugier oder aus irgend einer anderen Ursache besucht ein Bär mitunter des Abends, besonders zur Herbstzeit, ein Dorf, geht von einer Hütte zur anderen und blickt endlich durch die halbrunde Öffnung, welche die Tschuwaschen als Rauchfang oder Ventilator am oberen Teil ihrer Türen anbringen, um zu sehen, womit die Hausbewohner sich beschäftigen. Meistens sitzen dann die Weiber und Mädchen am Spinnrocken, in lebhaftem, fröhlichen Gespräche begriffen; der Bär schaut sich um, schnüffelt und gibt zuletzt sein Wohlgefallen durch Brummen zu erkennen. Bei diesem Geräusch springen Alle erschrocken auf und laufen kreischend in den Winkel, wo sie mit verhaltenem Atem niederkauern, bis die Hausfrau oder eines von den älteren Weibern sich ein Herz fasst, ein Bündel Kienspäne zusammenrafft, es ansteckt, sich der Tür nähert und anfängt, dem Bären die Schnauze zu verbrennen. Gut dann, wenn die Tür stark ist: der erzürnte Unhold zieht, nach einem vergeblichen Versuch, sie einzuschlagen, das zottige Haupt aus der Öffnung zurück und eilt über Hals und Kopf mit versengter Schnauze in den Wald; hält aber die Tür nicht aus, so verliert Jeder, der unter die Tatzen des Bären kommt, entweder das Leben oder die gesunden Gliedmaßen.

Von so unwillkommenen Gästen umringt, kannten nun die Surischen Tschuwaschen lange nicht den Gebrauch des Schießgewehrs und sahen mit Furcht und Zittern auf diese tödliche Waffe, wenn sie ihnen zufällig vor Augen kam. Ein Messer im Gürtel, ein Beil im Kuschak, ein Spieß oder ein Knittel in der Hand — das war Alles, was der Tschuwasche sowohl zu Hause, als auf dem Wege durch die dichten Waldungen der Sura, zu seiner Verteidigung gegen wilde Tiere besaß.

Zwischen den Jahren 1800 und 1810, als einige Förster und in den Städten verkommene Kreisschreiber anfingen, sich unter den Tschuwaschen niederzulassen, und zu ihrer Sicherheit Büchsen und einen Vorrat von Pulver und Schrot mitbrachten, begannen auch die Eingebornen des Sura-Landes sich des Schießgewehrs zu bedienen. Zuerst beschränkten sie sich damit ganz einfach auf die Defensive, d. h. sie benutzten ihre neuen Waffen nur zur Abwehr gegen die Angriffe der wilden Tiere; in der Folge gingen sie allmählich zur Offensive über, d. h. sie machten jetzt selbst Jagd auf ihre früheren Verfolger. Von dieser Zeit an wurden die Besuche der Wölfe in den Dörfern seltener und die Neugier der Bären kühlte sich merklich ab. Wir wollen übrigens keineswegs behaupten, dass die Tschuwaschen vor dem Jahr 1800 nie Feuergewehr gesehen, es niemals in Händen gehabt oder gebraucht hätten — dass es ihnen, mit einem Wort, völlig unbekannt gewesen sei; im Gegenteil müssen sie es schon früher gekannt haben, da es in ihrer Sprache einen eigenen Ausdruck dafür, pujal, gab *). So viel ist jedoch gewiss, dass die Schießwaffe bei ihnen sehr in Vergessenheit geraten war, dass sie nur noch als eine Kuriosität, als ein Gegenstand furchtsamer Neugier betrachtet wurde.

*) Das Wort Pujal scheint von den Tschuwaschen aus dem Russischen pugat’, pujat', erschrecken, bange machen, hergeleitet zu sein. Möglicherweise ist es auch eine Verstümmelung von pischtschal, die Flinte.

Hunde verfolgen einen Wolf

Hunde verfolgen einen Wolf

Reiter von Wölfen angegriffen

Reiter von Wölfen angegriffen

Überfall der Wölfe

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Von Wölfen verfolgt

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Wölfe auf der Jagd

Wölfe auf der Jagd

Wölfe, das Rudel

Wölfe, das Rudel

Wölfe nehmen die Fährte auf

Wölfe nehmen die Fährte auf

Wolf von Hunden gejagd

Wolf von Hunden gejagd

Wolfsjagd mit Hunden

Wolfsjagd mit Hunden

Das Treiben hat begonnen

Das Treiben hat begonnen

Der Fuchs - Waidmanns Heil!

Der Fuchs - Waidmanns Heil!

Das war aber knapp!

Das war aber knapp!

Cover

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