Zurückhaltung Lübecks und Bremens

Dass Caille in Preussen Terrain gewann, war für die Hansestädte natürlich nicht gleichgültig. Vermehrte sich die schlesische Leinen ausfuhr über Hamburg durch eine preussisch-marokkanische Anknüpfung, so gewann letztere und auch das eigene Verhältnis zu Marokko für Hamburg größere Bedeutung.

Lübeck und Bremen hielten sich allerdings noch vorsichtig zurück; in Lübeck namentlich wegen der Erinnerung an Hamburgs Erfahrung von 1751; doch ließ der Senat durch Riecke Caille für seinen Friedensantrag danken. Der Bremer Senat ließ die Sache, wie an Riecke geschrieben wurde, vorläufig auf sich beruhen. „Schwerlich wird man hiesigen Orts in die geschehene Vorschläge eintreten,“ schrieb Syndicus v. Post nach Hamburg;*) wenn man auch wirklich mit Marokko einen Frieden erhalte, und, was immerhin zweifelhaft sei, andere Mächte es duldeten, so sei man noch nicht gegen die anderen Raubstaaten geschützt. Caille bedauerte diese „indifference“ der Schwesterstädte und war um so eifriger für Hamburg tätig. Von dem Unterschied zwischen Hamburg und den großen Seemächten, den Riecke ihm vorstellte, wollte er nichts wissen. Er spendete zunächst dem Duquela das für ihn bestimmte Geschenk und überreichte ein solches auch dem Kaiser in zwei Audienzen. Dagegen lehnte er die 200 Pesos für sich ab; er diene lieber umsonst, als für so geringen Entgelt. Sodann veranlasste er den Kaiser, die Freundschaft mit Hamburg durch ein eigenes Schreiben zu bestätigen.


Dies letztere, datiert vom 3. Dezember 1781, brachte Caille, der inzwischen Generalkonsul von Sardinien für Marokko geworden war,**) im März persönlich nach Cadiz; es enthält nichts weiter als die bisherigen Versprechungen Marokkos. Eine französische Übersetzung schickte Riecke nach Hamburg, während Caille das Original bei sich behielt; er plante nämlich, es selbst nach Hamburg zu bringen, wie ähnliche kaiserliche Schreiben nach Turin und Berlin.

Hamburg hatte somit gute Aussicht, bald einen leibhaftigen marokkanischen Gesandten in seinen Mauern zu sehen. Gegen solche Barbareskengesandtschaften machte sich aber in Europa allmählich eine große Abneigung bemerkbar.

*) An Synd. Sillem 12. Juli 1781.

* Holl. Vize-Konsul van der Pant in Tanger 13. u. 27. Sept. 1781.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken