Ablehnung des Besuchs Cailles

Sie liefen im Wesentlichen auf ansehnlichen Kostenaufwand für die europäischen Regierungen hinaus. Im Jahre 1764 verbat sich England eine solche Gesandtschaft Algiers. *) So versuchte auch Riecke dem Caille sogleich diese Absicht auszureden. Letzterer hatte offenbar von der Hansestadt eine sehr hohe Meinung. Es scheint, als ob die Regierungen sowohl des Römischen Kaisers, wie Preussens und Sardiniens sich bisher weniger freigebig gezeigt hatten als Hamburg.

Der Senat billigte die Bemühungen Rieckes in dieser Richtung vollkommen; sein Erscheinen werde „vielen Anstoß finden.“ Riecke wurde deshalb instruiert, seine Reise nach Hamburg eifrigst abzuwenden und ihm zu erklären: der Senat würde sich ein Vergnügen daraus machen, die persönliche Bekanntschaft eines so überaus geschickten und für das hamburgische Gemeinwesen so wohlgesinnten Mannes, wie Caille sei, zu erlangen; allein die Umstände würden ihn nötigen, auf diesen Vorzug zu verzichten; es würde dem Senat sehr empfindlich sein, wenn Caille sich aus Gefälligkeit für Hamburg einer beschwerlichen Reise von einigen hundert Meilen nach einem nördlichen, der Gesundheit eines Südländers nachteiligen Klima aussetze n wollte. Caille möge nur das kaiserliche Schreiben mit der Post senden, „welche vollkommen sicher gehe.“ „Der Stadt würde,“ so schrieb der Senat an Riecke,**) „bei der mit dem Handlungsgeiste der Puissanzen verhältnismäßig wachsenden Handlungsjalousie ein jeder Schritt in Kommerz-Angelegenheiten bedenklich, der allgemein bekannt würde und Aufsehen erregte. Gewiss würde es von den hier residierenden Gesandten, deren fast von allen europäischen Mächten hier versammelt wären, als eine Arroganz ausgelegt werden, wann die Stadt von Marokko mit den Königen von Preussen und Sardinien ein ähnliches Etikette oder Begegnung erwartete oder annähme.“


Caille schrieb darauf im August, er wisse die Gründe des Senats zu würdigen, und sandte das Original des kaiserlichen Schreibens mit der Post; am 9. September 1782 kam es in die Hände des Senats.

Inzwischen hatte am 8. Februar der Gouverneur von Tanger, Abd-el-Melech, im Hause des dänischen Konsuls alle dortigen Konsuln und Agenten fremder Mächte um sich versammelt und verkündigt, dass der Kaiser von Marokko mit Preussen, Sardinien und Hamburg im Frieden lebe*). Am 6. April war dies in der Hamburgischen „Neuen Zeitung“ zu lesen. Aber erst nach Empfang des oben erwähnten marokkanischen Schreibens schrieb der Senat an den Kaiser einen Brief; er enthält nur allgemeine Wendungen. Der Senat bestimmte zugleich eine Summe von 1000 bis 1500 Pesos zu Geschenken bei der Überreichung des Schreibens; doch ließ er ausdrücklich bemerken, dass diese Geschenke „bloß eine den Kräften der Stadt angemessene Wirkung der Dankbarkeit für das gnädige Schreiben“ darstellten; damit sollte der Meinung, als ob die Stadt jährlich einen Tribut oder große Geschenke werde machen können oder wollen, vorgebeugt werden.

*) Calendar of Home Office Papers of the reign of George III. vol. 1760—65. S. 392; vgl. auch vol. 1766—69. S. 70. 84.

**) 29. April 1782.

*) Holl. Vize-Konsul van der Pant in Tanger 1782. Febr. 11 (R. A. im Haag); am 29. März stand die Nachricht in den „Nouvelles extraordinaires de Leide.“



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken