Übergang von den Konvois zum Frieden
Aus der Asche der nun endgültig begrabenen Konvoiidee blühte der Vertragsgedanke üppig hervor. Während etwa 80 Jahre folgen sich nun die Projekte, wie man mit den Raubstaaten auf friedlichem Wege zu einem erträglichen Verhältnis kommen konnte. Für den, der als Geschichtsforscher und späterer Beobachter dies Ringen deutscher Seestädte nach freier Schifffahrt betrachtet, bietet ohne Frage das frische, fröhliche Konvoifahren einen weit sympathischeren Anblick als das spätere Werben um Verträge, das Feilschen um Tributzahlungen; unseren Vorfahren ist dieser Unterschied in demselben Lichte erschienen. Aber die bittere Not wirtschaftlichen Zwanges und Konkurrenzkampfes kennt keine sentimentalen Regungen, am allerwenigsten da, wo es sich um einen letzten Rettungsweg handelt.
Bisher hatten Verträge mit den Barbaresken nur England, Frankreich, Holland, Schweden, Österreich und Venedig. Dänemark schloss gerade damals mit Algier ab. Es war das Streben aller Seemächte, die nur irgend einen Verkehr im Mittelmeer hatten, mit den Barbaresken zu einem Friedensschluss zu gelangen; ging es nicht direkt, so wurde es versucht durch Vermittlung und Vertrag mit der Pforte, die doch immer noch einen gewissen Einfluss auf die Raubstaaten, außer Marokko, besaß. Durch die Pforte, mit der Hamburg bisher kaum in Berührung gekommen war, hatte nun die Stadt schwerlich Aussicht zum Ziel zu kommen; diesem Gedanken wurde auch nie ernsthaft nachgegangen Am besten schien doch eine direkte Anknüpfung mit den Barbaresken.
Schon im Frühjahr 1746 hatte, gleichzeitig mit dem Vorschlag, die Konvoi wieder auszuschicken, der Rat von Hamburg den Kommerzdeputierten die Weiterverfolgung des Plans eines Friedens mit Algier in Aussicht gestellt; mit der Offensive der Konvoi fährt beabsichtigte man offenbar den Seeräubern zu imponieren und ihnen einen Frieden mit Hamburg zu empfehlen. Dass aber überhaupt die Kommerzdeputierten, die bisher von diesen Friedensplänen nichts gewusst, jetzt darin eingeweiht wurden, beweist, wie ernst es nun dem Rat damit war. Und die Kaufmannschaft ließ nicht lange mit der Initiative warten. Am 6. April 1747, d. h. zu einer Zeit, wo der negative Erfolg der Konvoifahrt schon feststand, überreichten eine Reihe der angesehensten Schiffsreeder*) den Kommerzdeputierten eine Eingabe, in der sie Folgendes ausführten: Es sei „unsere ganze Schifffahrt nach dem Westen teils gehemmt, teils aber großer Gefahr unterworfen“; die hamburgische Fahrt nach Cadiz und dem Mittelländischen Meer, ,,welche in den letzten Jahren sehr vorteilhaft gewesen und aus mehreren Schiffen bestanden als jemals zuvor“ , sei durch die bisherigen Seeräubereien der Algierer so gut wie unmöglich gemacht. Nun stehe ein Gleiches zu befürchten von der Fahrt nach Portugal und der Bucht von Frankreich, indem nämlich die Seeräuber, wenn sie in ihren alten Gebieten nichts mehr fänden, weiter gehen und unsere Schiffe an den erwähnten Küsten aufsuchen würden. Das müsse dem „gemeinen Wesen“ ebenso wie den Privatleuten zum größten Schaden gereichen. Gewiss sei es wünschenswert, wenn man mit gewaffneter Hand den Barbaresken entgegentreten könnte; aus verschiedenen Ursachen sei das nicht möglich; und die Zuerteilung eines Konvoischiffs sei „dermaßen nicht applikable, weil solches teils zur Sicherheit nicht zulänglich, teils aber auch im Jahre nicht oft wiederholet werden kann“; außerdem würden die andern Nationen, die Frieden mit den Raubstaaten hätten und zu allen Zeiten sicher fahren könnten, „hier und außerhalb Landes immittelst mit den besten Frachten durchgehen.“ Alles was demnach zu wünschen sei, sei ein Frieden mit Algier. Seine Erhandelung, wie auch seine Erhaltung würde gewiss etwas Ansehnliches kosten; „allein durch die alsdann blühende Aufnahme hiesiger Fahrt und die mit derselben in genauester Verknüpfung stehende Handlung würde alsdann hinwiederum dem Gemeinen Wesen sowohl als dem Privat-Kaufmanne der so nützlich angelegte Aufwand mit reichem Wucher zufließen.“
*) Nämlich: Diederich Thorbeeke, Baumbach & Dimpfel, Herzer & von Bobart, Herm. u. Jacob Goverts, Berend Roosen, Peter Krämer, Jacob Bostelmann, P. H. Stenglin & Sohn, Jürgen Henning Balcke, Joh. Ludw. Dorrien, Gottlieb Heinr. Haeseler, Joachim Kähler, Hellwig Syllm.
Bisher hatten Verträge mit den Barbaresken nur England, Frankreich, Holland, Schweden, Österreich und Venedig. Dänemark schloss gerade damals mit Algier ab. Es war das Streben aller Seemächte, die nur irgend einen Verkehr im Mittelmeer hatten, mit den Barbaresken zu einem Friedensschluss zu gelangen; ging es nicht direkt, so wurde es versucht durch Vermittlung und Vertrag mit der Pforte, die doch immer noch einen gewissen Einfluss auf die Raubstaaten, außer Marokko, besaß. Durch die Pforte, mit der Hamburg bisher kaum in Berührung gekommen war, hatte nun die Stadt schwerlich Aussicht zum Ziel zu kommen; diesem Gedanken wurde auch nie ernsthaft nachgegangen Am besten schien doch eine direkte Anknüpfung mit den Barbaresken.
Schon im Frühjahr 1746 hatte, gleichzeitig mit dem Vorschlag, die Konvoi wieder auszuschicken, der Rat von Hamburg den Kommerzdeputierten die Weiterverfolgung des Plans eines Friedens mit Algier in Aussicht gestellt; mit der Offensive der Konvoi fährt beabsichtigte man offenbar den Seeräubern zu imponieren und ihnen einen Frieden mit Hamburg zu empfehlen. Dass aber überhaupt die Kommerzdeputierten, die bisher von diesen Friedensplänen nichts gewusst, jetzt darin eingeweiht wurden, beweist, wie ernst es nun dem Rat damit war. Und die Kaufmannschaft ließ nicht lange mit der Initiative warten. Am 6. April 1747, d. h. zu einer Zeit, wo der negative Erfolg der Konvoifahrt schon feststand, überreichten eine Reihe der angesehensten Schiffsreeder*) den Kommerzdeputierten eine Eingabe, in der sie Folgendes ausführten: Es sei „unsere ganze Schifffahrt nach dem Westen teils gehemmt, teils aber großer Gefahr unterworfen“; die hamburgische Fahrt nach Cadiz und dem Mittelländischen Meer, ,,welche in den letzten Jahren sehr vorteilhaft gewesen und aus mehreren Schiffen bestanden als jemals zuvor“ , sei durch die bisherigen Seeräubereien der Algierer so gut wie unmöglich gemacht. Nun stehe ein Gleiches zu befürchten von der Fahrt nach Portugal und der Bucht von Frankreich, indem nämlich die Seeräuber, wenn sie in ihren alten Gebieten nichts mehr fänden, weiter gehen und unsere Schiffe an den erwähnten Küsten aufsuchen würden. Das müsse dem „gemeinen Wesen“ ebenso wie den Privatleuten zum größten Schaden gereichen. Gewiss sei es wünschenswert, wenn man mit gewaffneter Hand den Barbaresken entgegentreten könnte; aus verschiedenen Ursachen sei das nicht möglich; und die Zuerteilung eines Konvoischiffs sei „dermaßen nicht applikable, weil solches teils zur Sicherheit nicht zulänglich, teils aber auch im Jahre nicht oft wiederholet werden kann“; außerdem würden die andern Nationen, die Frieden mit den Raubstaaten hätten und zu allen Zeiten sicher fahren könnten, „hier und außerhalb Landes immittelst mit den besten Frachten durchgehen.“ Alles was demnach zu wünschen sei, sei ein Frieden mit Algier. Seine Erhandelung, wie auch seine Erhaltung würde gewiss etwas Ansehnliches kosten; „allein durch die alsdann blühende Aufnahme hiesiger Fahrt und die mit derselben in genauester Verknüpfung stehende Handlung würde alsdann hinwiederum dem Gemeinen Wesen sowohl als dem Privat-Kaufmanne der so nützlich angelegte Aufwand mit reichem Wucher zufließen.“
*) Nämlich: Diederich Thorbeeke, Baumbach & Dimpfel, Herzer & von Bobart, Herm. u. Jacob Goverts, Berend Roosen, Peter Krämer, Jacob Bostelmann, P. H. Stenglin & Sohn, Jürgen Henning Balcke, Joh. Ludw. Dorrien, Gottlieb Heinr. Haeseler, Joachim Kähler, Hellwig Syllm.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken