Anrufen portugiesischer Vermittlung

Es wurde nun wieder an die portugiesischen Minister, wie auch den portugiesischen Gesandten in Kopenhagen, de Souza, geschrieben, und sie um ihre Mitwirkung in dieser Sache gebeten. Stöcqueler wurde beauftragt, Colaço vorzustellen, dass Hamburgs Finanzen und Verhältnis zu andern Mächten ihm nicht gestatteten, einen förmlichen Friedensschluss mit Marokko zu machen und zu dessen Erhaltung einen Jahrestribut zu zahlen. Bis Alles reguliert sei, könne Colaço, um den Kaiser bei guter Laune zu erhalten, ihm noch ein Geschenk von 5 — 6.000 Piastern machen.

Lübeck und Bremen wurden von Allem unterrichtet und erklärten sich durchaus mit Hamburg einverstanden.*) Zurück könne man wohl nicht mehr, schrieb der Bremer Senat an den Lübecker**), da der Kaiser von Marokko „wohl schon ziemlich auf Friedensunterhandlungen zwischen ihm und den Hansestädten gerechnet, und der nach dem Schlüsse eines Friedens von allen Städten für solchen zu zahlenden Tribut als zum Ersatz desjenigen, dessen er nach dem Abgang des, so die Republic Venedig ihm sonst zahlte, nach deren Staats Umwälzung entbehren muss, bestimmt hätte.“ Lübeck schrieb als hanseatisches Direktorium an die portugiesischen Minister.


Von diesen erhielt Stöcqueler allerdings sogleich die Versicherung, dass die dem Konsul Colaço bereits früher erteilte Instruktion erneuert werden sollte. Darauf beschränkte sich aber auch damals die Unterstützung Portugals. Die in Marokko ausbrechende Pest störte dann bald Stöcquelers Briefwechsel mit Colaço.

Im Herbst 1801 kamen dann abermals beunruhigende Nachrichten von Rüstungen Marokkos gegen die mit ihm nicht im Vertragsverhältnis stehenden Mächte, also den Kaiser, Preussen, Russland, Neapel, die Hansestädte. Colaço fand es deshalb im Winter 1801 — 2 für geraten, die Verhandlungen mit Marokko zu eröffnen; durch zwei Depeschen vom 16. und 21. November ersuchte er Stöcqueler dringend um Instruktionen. Colaço hielt die Gelegenheit für besonders günstig, weil am marokkanischen Hofe ein neuer Minister ans Ruder gekommen war; diesen letzteren bat Colaço im Vertrauen, ihm mitzuteilen, auf welche Weise die Hansestädte dem Kaiser am Besten durch ein Geschenk ihren Wunsch nach seiner Freundschaft zu erkennen geben könnten. Dem Baron Stöcqueler schlug Colaço vor, den Kaiser durch ein jährliches Geschenk und zwar in Geld, nicht in Effekten zu gewinnen. Von den Pässen riet Colaço wieder dringend ab; andere Mächte, die auf den Handel der Hansestädte eifersüchtig seien, hätten den Kaiser versichert, Hamburg bedürfe 1.000 Pässe.

Da Colaço Stöcqueler dringend um schnelle Instruktion bat, verstand sich dieser dazu, ihm seine Ansicht mitzuteilen, ohne erst nach Hamburg um Verhaltungsmaßregeln zu schreiben. Diese Ansicht war folgende: am Besten sei einmalige Zahlung, auf einige tausend Piaster werde es in diesem Falle dem Senat nicht ankommen; Pässe seien nicht tunlich, obwohl nicht mehr als 100 hanseatische Schiffe im Jahre in Betracht kämen. Jährliche Kontribution sei das sicherste Mittel, vorausgesetzt, dass sie die Kräfte der Stadt, die in diesem Kriege schon große Opfer gebracht, nicht übersteige. Er werde dem Senat raten, sich zu einer jährlichen Gratifikation von 1.000 — 1.500 Piastern zu verstehen.

*) Rodde an Sieveking 1800. Febr. 26.

**) 17. März 1800.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken