Neue Überlegung in Hamburg

Im August erkundigten sich dann beide Städte formell bei Hamburg nach dessen Schritten und erhielten die Antwort, dass Stöcqueler nur beauftragt sei, wegen der Erlangung marokkanischer Pässe zu sondieren.*)

Ganz klar ist das Verfahren Stöcquelers nicht; während seine Briefe immer konfuser wurden, beantwortete er Anfragen der Senate oft sehr lässig; hierüber klagte besonders Bremen.


Anfang des Jahres 1800 trat man in Hamburg, wo allein in dieser Sache eine Initiative sich zeigt, der Angelegenheit wieder näher. Die bekannte Kommission wurde abermals mit der marokkanischen Frage befasst und der portugiesische Geschäftsträger, Schuback, der als geborner Hamburger und Chef eines großen mit Portugal in den engsten Beziehungen stehenden Handlungshauses der beste Kenner der in Rede stehenden Verhältnisse war, wurde wiederum um seine Ansicht gefragt.

Das Resultat der Überlegung war, wie früher, dass von dem Gedanken, einen förmlichen Frieden mit Marokko zu schließen, abgesehen wurde; selbst nur Unterhandlungen mit Marokko einzuleiten, konnte man sich nicht entschließen, sondern wollte sich darauf beschränken, durch portugiesische Vermittlung allen hamburgischen Schiffen im Verkehr mit Portugal Sicherheit vor den Marokkanern zu erwirken.

Der Vorschlag, es zu versuchen, ob man nicht Pässe von Marokko erlangen könne, ein Gedanke, der ja immer wieder auf der Oberfläche erscheint, wurde ganz fallen gelassen; Colaço hatte darauf aufmerksam gemacht, dass Marokko sich gegenwärtig von den elendesten kleinen Fahrzeugen, die gar nicht weite Reisen zu machen im Stande wären, 150 — 400 Piaster für die Erlaubnis, unter marokkanischer Flagge zu fahren, bezahlen lasse. Für grosse Schiffe werde natürlich ein ungeheurer Preis gefordert werden.

Wenn man nun auch diese Kosten willig auf sich genommen hätte, so hatte man doch in Hamburg das Bedenken, dass, da alle Schiffe, die möglicherweise den Marokkanern in die Hände fallen könnten, Pässe nehmen würden, deren eine sehr beträchtliche Anzahl nötig sein werde; dadurch würde aber „dem Kayser von Marokko über die Größe unserer Schiffart die Augen geöffnet werden, wo er denn wahrscheinlich finden würde, dass solche bedeutender sey wie er geglaubt habe.“ Er würde dann fortdauernd den Preis der Pässe steigern, woraus sich ein stattlicher Tribut entwickeln könne.**)

Der Senat war noch besonders gegen die Pässe, weil, wenn man diese erlangen wollte, dies eine vorhergehende unmittelbare Verhandlung mit Marokko vorausgesetzt hätte; diese wollte man ja aber vermeiden.

*)Sieveking an Eelking 30. August; an Rodde 31. Aug.

**) Sieveking an Rodde 14. Februar 1800. Der Bremer Senat billigte diese Ansicht vollkommen (Br. Senat an Lüb. Senat 1800. März 17).



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken