Abneigung gegen kaiserliche Pässe

Gegen diese letzteren Bedingungen herrschte, wie schon früher, in den Städten starke Abneigung; Pässe in Wien oder Ostende oder beim kaiserlichen Gesandten in Hamburg sich zu holen, behagte den Hamburgern ebensowenig wie es anderseits höchst gefährlich schien, der kaiserlichen Flagge sich bedienen zu müssen etwa zu einer Zeit, wo der Kaiser mit einer fremden Seemacht im Kriege lag. Unter der Hand benutzten ja Hamburger Kaufleute die kaiserliche Flagge oft; aber „ein öffentliches Werk“ daraus zu machen, war doch höchst bedenklich. Zu erstreben war eine Sicherstellung der Fahrt, unabhängig von der Frage, ob der Kaiser in Krieg oder Frieden lebte, d. h. Aufnahme in einen kaiserlichen Vertrag mit den Barbaresken ohne jede Nebenbedingung. Der Senator Dörner brachte hierfür die Zahlung eines Kontingents an den Kaiser in Vorschlag, etwa 18.000 Gulden Wien. Cour. oder 31.000 Mark Hamb. Cour.*)

Es blieb aber bei diesen Projekten; ein Friede des Kaisers mit Algier kam nicht zu Stande; dagegen erließ die Pforte einen „Sened“ an die Barbareskenstaaten zu Gunsten der österreichischen Untertanen.**) —


Erst 1785 tritt die algerische Frage wieder in den Vordergrund. Schon das bloße Gerücht, das im Sommer dieses Jahres durch die Zeitungen ging, dass nämlich Spanien einen Frieden mit Algier geschlossen habe, genügte, um die Hansestädte in eine große Aufregung zu versetzen. In der Tat war die Bedeutung eines solchen Friedens nicht zu unterschätzen. Er ermöglichte es den Raubschiffen, im Atlantischen Ocean und an der Nordküste Spaniens die Schifffahrt ihrer Feinde zu belästigen.

In der seit Jahrhunderten zwischen Algier und Spanien herrschenden, längst traditionell gewordenen Feindschaft sahen mit den meisten christlichen Mächten auch die Hansestädte von Alters her noch ein mächtiges Bollwerk gegen die Seeräuber.

*) Bemerkungen Dörners zu dem Briefe von Fries (Lüb. A.)

**) vgl. u. A. Hamb, Neue Zeitung 1783. Nov. 21.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken