Algerisch-spanischer Friede

Der Gedanke, etwa in den spanisch-algerischen Vertrag mit aufgenommen zu werden, findet sich, wie es scheint, nur in Lübeck ausgesprochen; doch hielt man hier die Aussicht dazu für sehr gering.*)

In Hamburg zeigte sich gleich viel Bewegung. Der Senat setzte im August eine Kommission ein.**) Die Kommerzdeputierten richteten, als das Gerücht von dem Frieden sich immer mehr als wahrscheinlich erwies, am 26. September an den Senat eine Eingabe. Es sei, legten sie dar, gegenwärtig ein Zeitpunkt, „wo mit Grund zu befürchten ist, dass auch die wenigen schwachen Überbleibsel unserer ehemals so blühenden Schifffahrt gänzlich verschwinden mögten und unsere in Ansehung aller christlichen Mächte Gottlob ! freye Flagge in keinem Meere mehr würde wehen dürfen;“ denn des spanisch-algerischen Friedens erste Folge würde sein, dass, namentlich, wenn auch Portugal hinzutrete, unsere Schiffe bis in den Kanal hinein von den Räubern verfolgt werden könnten; die Fahrt von diesem bis zur portugiesischen Küste sei bisher fast unsere einzige Fahrt gewesen; ginge sie ein, so würden also die Seeräuber „zum äußersten Schaden unserer Handlung und zum Verderben so vieler von unserer Schifffahrt sich bisher genährten Familien, für unsere Schiffe keine Fahrt, für Schiffer und Volk kein Brot und für die Reederei nicht die geringste Nutzung ihrer Kapitalien übrig lassen.“ Um dieser drohenden Gefahr vorzubeugen, schlugen die Kommerzdeputierten im Verein mit ihren Altadjungierten vor:


Der Senat möge mit Erlaubnis des französischen Hofes durch dessen Konsul in Algier mit diesem Staat, wie auch, wenn möglich, mit den übrigen Barbareskenstaaten einen Frieden schließen. Ein solcher Friede, so meinten sie, könne nicht allzu schwer zu erreichen sein; die Kosten würden nur „eine Aufopferung zum größeren bleibenden Nutzen“ sein; ohne Zweifel werde die Kaufmannschaft willig einen Teil der Kosten auf sich nehmen, „wenn die freye Fahrt die herrliche Folge dieses glücklichen Friedens wäre.“

Aus dieser Kundgebung ergibt sich klar, welch' großen Wert grade die Kaufmannschaft Hamburgs auf einen Frieden mit Algier legte. Für die richtige Beurteilung der späteren Entwickelung der Beziehungen zu den Barbaresken ist diese kaufmännische Äußerung sehr wichtig; sie zeigt uns, dass von Geschäftsmännern, nüchternen Kaufleuten, die bei jeder Kalkulation dem Soll das Haben gegenüberzustellen pflegen, diese auf einen Vertrag hinsteuernde Bewegung bestimmt worden ist, eine Bewegung, der, als sie sich später in ähnlicher Weise wiederholte, man in den Schwesterstädten gern den Stempel des Leichtsinns hat aufdrücken wollen.

*) Commerce-Commission 28. Februar 1786.

*) Syndicus Sillem und die Senatoren Dörner, Lütkens, Westphalen.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken