Die Hansa und die norddeutsche Marine – Die Hansa der Deutschen

Autor: Schäfer, Dietrich Dr. (1845-1929) Professor der Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, Erscheinungsjahr: 1869

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hanse, Hansa, Hansezeit, Hansestadt, Hansestädte, Hansebund, Handel. Städtebund, Kogge, Kaufleute, Schutzbrief, Handelsvertrag, Schutzbrief, Hansebann, Strandrecht, Bürgertum, Ostsee, Nordsee, Gewerbe, Kaisertum, Papsttum, Stapelplatz, Rostock, Lübeck, Hamburg, Wismar, Bremen, Stralsund, Greifswald, Elbing, Magdeburg, Köln, Memel, Königsberg, Brügge, Antwerpen, London, Bergen, Wisby, Nowgorod, Gilde
Während in unserer Zeit Preußens König die Ehre des deutschen Namens siegeskräftig beschirmt und die in fremden Landen zerstreuten Deutschen freudig bekennen, dass sie nicht mehr hinter anderen Völkern einheitlicher Macht zurückstehen, sondern mit getrostem Mute ihr Haupt erheben dürfen, überkommt in der Heimat manchen noch der zaghafte Gedanke, ob wir Deutschen überall den Beruf haben, uns zur Nation zu bilden, und ob es uns nicht besser frommte, in der bescheidenen Zurückhaltung zu verharren, welche so lange unser Los gewesen ist. Solch kleinmütigen Bedenken darf man vor allem entgegnen, dass dies gar nicht in unserer Wahl steht, dass wir entweder den Ehrenplatz behaupten müssen, den Preußen errungen hat und durch Preußen das deutsche Volk, so weit es seiner Führung folgt, damit wir durch die Achtung, welche wir unter den Völkern genießen, auch unseren nationalen Wohlstand befestigen, oder dass — was Gott verhüte — mit unserer Macht und Selbständigkeit auch die Sicherheit unseres wirtschaftlichen Lebens verscherzt wäre. Dass es sich so verhält, kann unsere eigene Geschichte uns lehren: sie stellt uns handgreiflich vor Augen, dass mit tatkräftiger Einigung unseres Volkes auch sein Wohlstand erblüht, dagegen mit der Zersplitterung der Kräfte auch die wirtschaftliche Zerrüttung unaufhaltsam hereinbricht. Ich werde versuchen, dies in kurzen Zügen an der deutschen Hanse darzutun, dem großen Städtebunde, welchem einst auch Wesel angehört hat.

Die Geschichte der Hanse ist die Geschichte unseres Handels und unserer Seemacht auf den nördlichen Meeren. Von je her waren die Deutschen kühne Seefahrer: wo sie irgend an das Meeresgestade vordrangen, eröffneten sie ihre Schifffahrt; über die See hinweg haben die Angeln, Sachsen und Friesen Britannien erobert.

Sobald Kaiser Karl der Große die in der Heimat zurückgebliebenen deutschen Stämme zu einem Reiche vereinigt hatte, nahm er Bedacht darauf die Küsten zu schirmen: er ließ in den Häfen Frieslands eine Flotte erbauen. Aber bei dem Verfall des Reiches und den Teilungen unter seinen Nachfolgern ward der Schutz der deutschen Gewässer verabsäumt. Die Normannen von Dänemark, Norwegen und Schweden beherrschten mit ihren schnellen Schiffen die Meere. Frankreich musste ihnen die reichen Landschaften an der unteren Seine einräumen: England widerstand lange, aber ward schließlich doch erobert. Nicht minder verheerten die Normannen die deutschen Niederlande bis in die Moselgegend hinaus: Elbe, Weser, Ems, Rhein und Maas standen ihren Einfallen offen, sie verwüsteten Aachen, Köln und Trier, Hamburg legten sie zweimal in Asche.

Die hergestellte Ordnung des Reiches und die Züge König Heinrichs I. und der Ottonen gegen die Dänen setzten diesen Verheerungen eine Schranke. Christliche Kultur drang in den Norden vor, die Raubsucht ward gezügelt und ein friedlicher Verkehr eröffnet. In Deutschland erhoben sich die alten Städte aus den Trümmern, neue wurden gegründet. Während das Landvolk nach und nach seine Freiheit einbüßte, kam der Bürgerstand empor, betriebsam in Handel und Gewerbe und zugleich wehrhaft, in wachsender Bedeutung von Geschlecht zu Geschlecht.

Die Kaiser schützten die Städte und vertraten sie im Ausland: die deutschen Kaufleute wussten sich vieler Orten Eingang und Geltung zu verschaffen. Um das Jahr 1000 verlieh König Aethelred von England den „Leuten des Kaisers, die mit ihren Schiffen nach London kommen", gleiches Handelsrecht mit den einheimischen: dafür entrichteten sie dem Könige zu Weihnachten und zu Ostern eine Steuer an Tuch, Pfeffer, fünf Paar Handschuhe, zwei Fässchen Essig. Es waren vornehmlich Rheinländer, welche nach England handelten: das „Haus der Kölner" zu London, welchem um 1157 Heinrich II von England seinen königlichen Schutz bestätigte, erscheint als das Mutterhaus des späteren hansischen Stahlhofes. Wie in England, so bürgerte sich auch in Flandern der deutsche Handel ein.

Hansewappen

Hansewappen

Hanse Kogge

Hanse Kogge

Braunschweig Stadtansicht

Braunschweig Stadtansicht

Bremen Marktplatz

Bremen Marktplatz

Kaiser Otto I. und Gemahlin

Kaiser Otto I. und Gemahlin

Lübeck Das Holstentor

Lübeck Das Holstentor