Volkswut gegen die Franzosen. 1. Januar 1813.

Vor dem Königsberger Schlosse standen am Neujahrstage 1813 einige hundert neu einberufene Krümper und Rekruten aufmarschiert. Ein des Weges kommender französischer Gendarm fand bei seinem Versuche, die Reihen zu durchschreiten, nicht das erwarte Entgegenkommen und stieß, viehisch wie er war, einen der Rekruten mit dem Fuße dermaßen vor den Leib, das der Gestoßene vor Schmerz zusammenbrach. Allsogleich fielen die Kameraden des Unglücklichen über seinen Peiniger her und vollstreckten an ihm das Gebot des Dichters, der Seinem Volke zugerufen hatte..

Schlagt sie tot! Das Weltgericht fragt nach euren Gründen nicht.


Murat der König von Neapel durch Bonapartes Gnade, stand am Fenster und sah den Auftritt mit an. Um die Empörung zu stillen, schickte er zwei Offiziere herunter: vergebens, es war Öl ins Feuer gegossen: die Degen wurden ihnen zerbrochen, die Hüte und Epauletten heruntergerissen, kaum retteten die Beschimpften ihr Leben durch eilige Flucht nach der Schlosstreppe. Die Schlosswache trat ins Gewehr, lauter Bewaffnete gegen lauter unbewaffnete, aber der König verbot ihr, Feuer zu geben; er hatte die Empfindung, daß der Erdboden unter seinen Füssen erdröhne. Er gedachte sich mit einem Achtungserfolge zu begnügen, mit der Verhaftung des Unteroffiziers, der angeblich durch seine Haltung den Gendarmen herausgefordert hatte: auch dies vergebens, die Menge befreite den Unteroffizier auf der Stelle, und Murat verließ die Stadt, in der sein Ansehen so grausam herabgewürdigt war, noch desselbigen Tages.

(Nach Lehmann, Scharnhorst.)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Befreiung 1813 - 1814 - 1815. Teil 3