Napoleon zu dem österreichischen Generalmajor Grafen Bubna über die Franzosen.

Der Franzose ist nicht kriegerisch, er liebt die Künste, die Wissenschaften, die Industrie und die Freude am Leben. Nur ich bin es, der ihn durch meinen Ernst und meine Rauheit vorwärts treibt, aber so muss er geführt werden. Wenn ich nicht mehr sein werde, wird Frankreich für Deutschland nie mehr gefährlich werden, wohl aber die russische Nation.

Der preußische Regierungspräsident von Schön und der Freiherr vom Stein in Gumbinnen am 25. Dezember 1812.


Heinrich Theodor von Schön, geb. 1773, zur Zeit der Erhebung Preußens Regierungspräsident von Gumbinnen, nahm teil an der Neugestaltung Preußens und an dessen Erhebung. Mit dem König Friedrich Wilhelm IV. war er später eng befreundet. Er starb 1856. -

Ende Dezember 1812 waren die ersten Kosaken in Gumbinnen eingerückt. Der russische General Marquis Paulucci gebärdete sich in Memel als Eroberer. Schön protestierte entschieden dagegen und schrieb an Stein, der mit dem Zaren Alexander I. in Lyck weilte.

Statt einer schriftlichen Antwort war Stein bald darauf mit Arndt in Gumbinnen vor meiner Tür. Für uns beide war es eine große Freude, in diesen neuen Zuständen uns wieder zu sehen, dazu kam, daß in diesem Momente die Nachricht, welche Stein brachte, für mich das Allerwichtigste war. Nach der ersten Begrünung forderte ich Antwort, und Stein erklärte, Paulucci sei verrückt, der Kaiser habe ihm schon das Kommando genommen und ihn nach Riga zurückgeschickt. Das war alles, was ich erwartet hatte, und nun begrüßte ich den Freund um so herzlicher . . . um nun die gute Sache, bei der kein Augenblick verloren werden dürfe, zu fördern, forderte Stein von mir, daß ich jetzt gleich das Volk zur Bewaffnung auffordern solle, um bewaffnet mit den Russen gegen die Franzosen zu gehen. Dies verweigerte ich ihm gänzlich, denn teils müsse in solchen Fällen, wenn das Werk unerschütterliche Basis haben solle, das Volk sprechen, teils müsse, da wir vor allem Preußen bleiben wollen, des Königs Wort dazu kommen, und wesentlich müsse jeder Schein von Veranlassung oder Abhängigkeit von Rußland davon entfernt bleiben. Für Stein war das alles zu langwierig, die Rede zwischen uns ging hin und her, bis Stein endlich sagte. Er würde befehlen. und dabei brachte er eine vom Kaiser Alexander förmlich aufgestellte Urkunde hervor, durch welche er (Stein) einstweilig zum unumschränkten Verwalter des Königreichs Preußen ernannt war. Nachdem ich dies Dokument gelesen hatte, gab ich es Stein mit der Erklärung zurück, daß, wenn er diesen Standpunkt annehme, alle Verhandlung unter uns aufgehoben sei. Stein wollte, daß ich Abschrift nehme, ich erklärte ihm aber, daß ich weder das Original noch eine Abschrift davon je in meinem Hause dulden würde. Unser Gespräch wurde ernstlich, Stein äußerte, daß er seine Autorität gleich dadurch dokumentieren würde, daß er die Güter des Fürsten von Dessau russisch militärisch besetzen und eine Kriegskontribution davon erheben lassen würde, er wollte auch einen in Berlin sehr bekannten Mann, der jetzt in Preußen sein müsse, als französischen Spion gleich aufhängen lassen usw. Ich erklärte beides für Akte der Gewalt. Da es aber Stein, wie ich es im voraus wusste, mehr auf die Sache, als auf seine Macht ankam, so gab er bei meinen bestimmten Erklärungen sein offizielles Verhältnis gänzlich auf, und verlangte von mir, daß wir als nahe Freunde, deren politische Richtung gleich sei, miteinander sprächen. Und nun nahm Stein meine obige Erklärung als Basis an, und wir verabredeten, daß er nur als russischer Armeekommissarius auftreten und als solcher mit Abgeordneten des Landes verhandeln solle.

Entwickele sich aus dieser Versammlung eine Volksstimme zur Bewaffnung unter dem Vorbehalt der Genehmigung des Königs, so würde diese Stimme sich selbständig und ohne russischen Einfluss stellen.

Stein wollte in Königsberg hiernach handeln und wir trennten uns in voller Freundschaft.

(Aus den Papieren des Ministers Theodor von Schön.)

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Befreiung 1813 - 1814 - 1815. Teil 3