Clausewitz über Yorck.

General Yorck war ein Mann von einigen fünfzig Jahren, ausgezeichnet durch Bravour und kriegerische Tüchtigkeit. Er hatte in seiner Jugend in den holländischen Kolonien gedient, sich also in der Welt umgesehen und den Blick des Geistes erweitert. Ein heftiger, leidenschaftlicher Wille, den er aber hinter anscheinender Kälte, ein gewaltiger Ehrgeiz den er hinter beständiger Resignation verbirgt, und ein starker, kühner Charakter zeichnen diesen Mann aus. General Yorck ist ein rechtschaffener Mann, aber er ist finster, gallsüchtig und versteckt, und darum ist er ein schlimmer Untergebener. Persönliche Anhänglichkeit ist ihm ziemlich fremd; was er tut, tut er seines Rufes willen, und weil er von Natur tüchtig ist. Das schlimmste ist, daß er bei einer Maske von Derbheit und Geradheit im Grunde sehr versteckt ist. Er prahlt, wo er wenig Hoffnungen hat, aber noch weit lieber scheint er eine Sache für verloren zu halten, wo er eigentlich wenig Gefahr sieht. Er war unbedenklich einer der ausgezeichnetsten Männer unserer Armee.

(Clausewitz, Der Feldzug 1812 in Rußland)



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Befreiung 1813 - 1814 - 1815. Teil 2