Der Fürstenbund

Die Mängel der deutschen Verfassung mit all dem Unheil, das für Deutschland aus ihnen hervorging, lagen offen genug vor aller Augen, und es hat nicht an Patrioten gefehlt, die der eifrige Wunsch beseelte, sie abzustellen. Den meisten, die sich mit Vorschlägen befassten, wie man Deutschland zu Ansehen und Macht verhelfen könne, schien die Auflösung des Reichsverbandes und seine Umwandlung in einen Bund freier Staaten die einzige Rettung.

Schon im 17. Jahrhundert, unmittelbar nach Abschluss des Westfälischen Friedens, wurden Stimmen laut, die im Interesse der deutschen Nation für sehr radikale Reformen eintraten. Pufendorf wollte schon 1667 die geistlichen Fürstentümer völlig aufheben und das Kaisertum durch einen Bundesrat ersetzen, Leibniz wirkte gleichzeitig für eine Union der mächtigeren Fürsten, die sich ohne den Kaiser um Kurmainz scharen sollten.


Die Idee des Fürstenbundes ohne, oder was ebensoviel sagen will, gegen den Kaiser, ist nicht wieder zur Ruhe gekommen. August der Starke, ein groß gearteter und nach den höchsten Zielen strebender Fürst, der nur das Unglück hatte, dass sein heißblütiges Temperament immer seine genialen Pläne zu Fall brachte, hat sich ganz ernstlich mit der Absicht getragen, einen deutschen Fürstenbund zu gründen und zu leiten; ja, Friedrich der Große bestieg den Thron, willens, die geistliche Territorialherrschaft aufzuheben, die weltlichen Reichsstände durch diese Konfiskationen zu stärken und als Fürstenbund um Preußen zu scharen.

Seine Politik führte nicht zum Ziele, Karl VII. war nicht der Mann, der zur Verwirklichung kühner Pläne die Hand geboten hätte, und als der Fürstenbund 1785 endlich zur Tatsache wurde, und Sachsen, Hannover, Kurmainz, Hessen-Kassel und noch mehrere der kleineren Staaten unter Preußens Führung vereinte, da kam er zustande, weil alle, die sich ihm anschlossen, so von Misstrauen gegen Österreich und die unruhigen Pläne Josef II. erfüllt waren, dass sie für Preußen als das kleinere Übel stimmten. Herzog Karl August von Sachsen-Weimar, der so eifrig für das Zustandekommen des Bundes tätig gewesen war, sah seine Hoffnung, eine Reform der deutschen politischen Verhältnisse damit angebahnt zu sehen, vereitelt, der Fürstenbund, den er so gern zu einer dauernden Einrichtung gemacht hätte, blieb eine ephemere Erscheinung, die schon im Jahre darauf mit dem Tode ihres Schöpfers wieder aus der Politik ausschied. Die Gedanken von Justus Moser, der das Reich wohl erhalten, aber auf eine breite demokratische Basis stellen wollte, von Goethe, der sich 1778 mit jener famosen Triasidee der Kleinstaaten beschäftigte, die noch im 19. Jahrhundert zu Zeiten des Bundestages eine Rolle spielte, blieben Spekulationen wohlmeinender, aber unpolitischer Köpfe.

Allegorie auf die Stiftung des Fürstenbundes Kupferstich von Menno Haas nach dem Gemälde von Bernhard Rode
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Deutschland im 18. Jahrhundert. Band 1
014 Allegorie auf die Stiftung des Fürstenbundes Kupferstich von Menno Haas nach dem Gemälde von Bernhard Rode

014 Allegorie auf die Stiftung des Fürstenbundes Kupferstich von Menno Haas nach dem Gemälde von Bernhard Rode

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