Aus dem Tagebuche einer Missions-Station Kibanga. 5. Dezember 1887.

Noch einmal, Gott sei gelobt! Heute Morgen 7 Uhr sind die infamen Mörder unserer friedlichen Bevölkerung mitten in strömendem Regen abmarschiert, die Verwünschungen aller Eingeborenen mit sich nehmend. Sie zählten nahezu 300; die Sklavenkarawane bildete das traurige Gefolge. Eine arme Alte klammert sich im Vorbeigehen au den Kleidern des Bruders Joseph fest und bittet schreiend, ihr zu helfen: er kann es nicht, und sie wird hinweggerissen wie ein Stück Vieh, mit dem Strick am Halse. . . . Wir konnten sie nicht loskaufen. . . . Die Kette war ziemlich lang: die Nachhut blieb bis nach dem Regen: wir wünschen ihr weder Lebewohl noch auf Wiedersehen. Die Unmenschen sind jetzt in das Gebiet von Ubembe gefallen, und von Weitem schon erkennt man ihren Marsch an den Feuersbrünsten.

Diese traurigen Expeditionen lassen nichts Lebendes hinter sich, alle Dörfer, wohin wir vor drei Tagen noch Katechismus-Unterricht erteilen gingen, sind jetzt wüste und entvölkert.


Eine arme Frau, welche von den Ruga-Rugas gefangen war, stirbt eben unter unseren Augen. Sie hatte sich verzweifelt gewehrt und wollte sich nicht anketten lassen, da richtete ein Bandit kaltblütig sein Pistol auf sie und schoss sie durch die Brust. Sie fiel tödlich verwundet und wenige Minuten später gebar sie ein totes Kind. Wir hoben die sich in schrecklichen Schmerzen Windende auf und trugen sie in die Mission. Sie hatte bereits etwas Religions-Unterricht genossen; wir sprachen zu ihr vom Himmel und von der Taufe. Sie verlangte diese und starb ruhig als Christin. . . . O Gott, wer wird uns von diesen schrecklichen Zuständen befreien! . . .
P. Moinet, von der Gesellschaft der algerischen Missionare.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sklavenhandel in Afrika und seine Gräuel