Auszüge aus den Berichten des Forschers Livingstone.

„Man behauptet, dass in gewissen Gegenden die Sklaverei mild und wohltätig sei; die Boeren versichern, sie seien die besten der Herren., aber es ist schwer zu denken, wie sie ihre Sklaven noch mehr leiden lassen könnten . . . .“

„Die Boeren wissen aus Erfahrung, dass es unmöglich ist, Erwachsene in der Sklaverei festzuhalten, die Flucht ist zu leicht, als dass man sie hindern könne. Deshalb bemächtigen sie sich junger Kinder, die ihre Eltern vergessen und sich an die Leibeigenschaft gewöhnen . . . .“


„Ein Pombeiro hatte acht ziemlich hübsche Frauen an der Kette, die er ins Matiamvo-Land führte, um sie gegen Elfenbein zu verhandeln . . . .“

„ . . . Diese Sklavenhändler behalten bei jedem Überfall die Oberhand. Man darf sich darüber nicht wundern: das Pulver macht sie allmächtig. Die [Schwarzen], mit Pfeil und Bogen bewaffnet, kennen nur den Kampf aus dem Hinterhalt, im freien Felde gleichen sie dem Handelsschiffe, das von einem Kriegsschiffe angegriffen wird . . .“

„. . . . Die zahlreichen neuen Gräber kündigen an, wie viele Opfer dieses Elend schon gefordert hat, und unter den Überlebenden gibt es Hunderte, die Gerippen gleichen. . . . Wenn Ihr von Meile zu Meile diese traurigen Zeichen der Grausamkeit des Menschen gegen den Menschen sehet, so drückt Euch das Gefühl der Ohnmacht nieder und Ihr sendet zu Gott ein stilles Gebet, damit er die Stunde herbeiführe, wo alle Menschen Brüder sein werden. . .“ —

„15. Oktober. Im Dorfe Katosi angekommen, fanden wir etwa dreißig junge Leute vor, die alle am Halse dieses Joch der Gefangenen trugen, das man „gori“ nennt. Ganz erschöpft hatten die Unglücklichen versucht zu schlafen, aber der Druck der gori hinderte sie daran . . . .“

„ . . . . Nach einigen Augenblicken meldete Mobame uns, dass eine Sklavenschar eben durch das Dorf ziehe, um sich nach Têté zu begeben. Sollten wir sie befreien? Unsere persönliche Bagage und Werkzeuge der Expedition befanden sich in Têté; es war zu fürchten, dass man uns Alles raube, aus Rache. Indes entschlossen wir uns, diesen schändlichen Handel zu stören. Einige Minuten später erschien eine lange Kette von Männern, Frauen und Kindern, mit gefesselten Armen, in langer Reihe der Eine hinter dem Anderen herziehend. Mit Gewehren bewaffnete Schwarze marschierten vor, hinter und neben her. Wie sie uns aber erblickten, stürzten sie in den Wald, so schnell, dass wir kaum noch ihre roten Hosen und ihre Fußsohlen sahen. Nur der Anführer blieb auf seinem Posten, einer unserer Häuptlinge erkannte ihn und drückte ihm lebhaft die Hand. Es war ein Sklave des früheren Kommandanten von Têté: wir selbst hatten ihn in unserem Dienst gehabt. Auf die Frage, woher er die Gefangenen habe, sagte er, er habe sie gekauft, aber die Gefangenen, befragt, antworten alle, mit Ausnahme von vier, sie seien im Kampfe gefangen genommen. Mittlerweile verschwand der Anführer. Die mit uns allein gebliebenen Gefangenen fielen auf die Knie und klatschten laut in die Hände, um uns ihre Dankbarkeit auszudrücken. . . . Es waren viele Kinder von fünf Jahren und weniger darunter. Ein kleiner Knabe sagte zu meinen Leuten in seiner kindlichen Einfalt: Die Anderen knebelten uns und ließen uns hungern: Ihr macht uns los und gebet uns noch zu essen: wer seid Ihr denn, woher kommt ihr? Zwei Frauen waren am Tage vorher totgeschlagen worden, weil sie versucht hatten, ihre Fesseln zu lockern. Den Übrigen wurde gesagt, dass es ihnen ebenso ergehen werde, wenn sie zu fliehen suchen würden. Eine unglückliche Mutter, welche sich weigerte, eine Last auf sich zu nehmen, weil sie dann ihr Kind nicht tragen konnte, musste es ansehen, dass man dem Kinde eine Kugel durch den Kopf jagte. Ein Mann, der nicht mehr mit konnte, wurde mit einem Axthieb abgetan . . . .“

„ . . . Unser Weg zieht sich durch lange Felder, Mais und Bohnen sind reif, aber Niemand ist mehr da, um sie zu ernten.“

„. . . . Eine Barotse, hübsches junges Mädchen, welche sich weigerte, einen Mann zu heiraten, der ihr nicht gefiel, wurde von dem Häuptling an Sklavenhändler aus Benguela verkauft. Als sie sah, dass die Sache ernst wurde und dass man sie fortführen wolle, ergriff sie eine Lanze, durchbohrte sich damit und fiel tot nieder.“

„ . . . O warum können wir nicht eine genaue Beschreibung der Gräuel dieses Menschenhandels, eine annähernd genaue Zahl der jährlich vernichteten Existenzen geben? Wir fühlen es, wenn nur die Hälfte dieser Schrecklichkeiten bekannt wäre, die Entrüstung und das Mitleid würden so mächtig werden, dass dieser höllische Handel bald verschwinden müsste, wie große Opfer es auch kosten möchte. Aber uns fehlen die Ziffern: sagen wir nur, was wir von diesem Teile Afrikas wissen, der Leser mag sich danach seine Rechnung machen. Oberst Rigby, englischer Konsul in Zanzibar, sagte uns, dass allein aus der Region des Nyassa jährlich 19.000 Sklaven die Zollgrenze passieren. Wohl verstanden sind die in den portugiesischen Rheden Expedierten nicht in dieser Zahl einbegriffen. Und die Gefangenen, welche man aus ihrem Lande schleppt, bilden nur einen kleinen Teil der Opfer. Eine richtige Idee von diesem Handel kann man sich nur an seiner Quelle machen: dort wohnt der Teufel leibhaftig. Für einige Hundert, welche man gefangen nimmt, werden Tausende getötet oder sterben an ihren Verwundungen, während die flüchtigen vor Hunger und Elend umkommen, . . . Die zahlreichen Skelette, die an den zu leeren Dörfern führenden Wegen liegen, sagen genug über die schreckliche Menge von hingeopferten Menschenleben. Nach dem, was wir mit eigenen Augen gesehen, haben wir die feste Überzeugung, dass auf jeden Sklaven mindestens fünf Opfer kommen, die bei der Jagd zu Grunde gehen. Wollten wir aber das Tal von Chire zur Grundlage unserer Berechnung machen, so würden wir sagen, dass im Durchschnitt nicht ein Zehntel der Opfer lebendig verkauft wird . . . .“

Der Anblick dieser Einöde, buchstäblich gedüngt mit Menschenknochen, ließ uns begreifen, dass es unmöglich sein werde, einen regelmäßigen Handel mit diesen Gegenden anzuknüpfen, so lange der Menschenhandel, diese schreckliche Landplage, nicht verschwunden ist.“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sklavenhandel in Afrika und seine Gräuel