Aus dem Tagebuche einer Missions-Station Kibanga. 3. Dezember 1887.
Der Vormittag bot nichts Ungewöhnliches: gegen Mittag aber erblickten wir auf den unsere Station umgebenden Hügeln [Schwarze], die auf der Flucht zu uns begriffen sind. Die ersten Ankömmlinge belehren uns, dass ein Sklavenräuber, Mulattenhäuptling aus dem Westen vom Tanganika, die Gegend überfallen habe. Viele Eingeborene, die von der Mission entfernt wohnen, flüchten mit ihrer Habe zu uns. Anfangs glaubten wir, es handle sich nur um einen blinden Lärm, wie es in diesen Gegenden oft vorkommt, aber gegen 8 Uhr sahen wir in der Ferne, auf dem Höhenzuge diesseits des Luwu-Flusses, der Grenze des Gebietes unserer Mission, eine Truppe von bewaffneten Mestizen und [Schwarzen] in westlicher Richtung vorbeiziehen. Alle unsere Neugetauften flohen in größter Eile zu uns.
Es sind tatsächlich die Soldaten Mohammeds, die ihre Razzia zu machen kommen, wie sie dies in den uns umgebenden Landstrichen tun. Wir erfahren auch, dass sie zwei unserer Kinder geraubt haben. Alsbald werden alle Maßregeln getroffen, der Tambe (die Mission umgebender Erdwall) wird geschlossen und die [Schwarzen] unserer Mission erhalten Munition. Etwa 20 von ihnen, an der Spitze der Pater Superior und Pater Byncke, gehen den Plünderern entgegen, um sie aufzuhalten und Rechenschaft über ihren Einfall in das Gebiet der Mission zu fordern. Die Übrigen mit Pater Guilleme und Bruder Jerome bewachen das Haus und beruhigen die Flüchtigen. Auf ungefähr 250 Meter von unserem Walle angekommen, stößt unsere Avantgarde auf die Ruga-Rugas (Banditen), die mit einer roten Fahne die Dörfer durchzogen, Alles, Menschen und Sachen, mitgeschleppt haben und nun eben einige zerstreute Flüchtlinge verfolgen. Man ruft ihnen zu, sie sollen anhalten, Boten schicken, um kundzugeben, warum sie kommen und wer sie schickt. Statt zu antworten, schlagen sie eine andere Richtung ein und marschieren nach einem Dorfe am Tanganika. Bald erscheint eine neue Bande von etwa 150 Mann auf den Hügeln des Luwu und schließt sich der ersten an.
Wir waren etwa zehn Minuten von unserem Missionshause entfernt. Da wir uns nicht weiter vorwagen, sondern die Menschenräuber vor Allem hindern wollten, in unser eigenes Gehege einzudringen, gab der Pater den Befehl zum Rückzüge, der in guter Ordnung und ohne von den Banditen belästigt zu werden, vor sich ging. Während dieser ersten Zwischenfälle hatten sich all die armen Wilden des Landes, welche Vertrauen zu uns hatten, unter den Schutz der Mission geflüchtet, wohl wissend, dass sie draußen, wie immer, entweder zu Sklaven gemacht oder unbarmherzig ermordet werden würden. Andere waren auf den See geflohen oder hatten sich im hohen Grase versteckt. Die Panik war groß unter den Frauen und Kindern unserer Christen, aber sie vertrauten auf Gott und beteten. Die Zöglinge des Waisenhauses rezitierten den Rosenkranz in der Kapelle, während die Frauen im Hofe des Tambe alle ihnen bekannten (Gebete hersagten. Die Männer unserer christlichen Dörfer erhielten reichlich Munition, zugleich aber Befehl, nicht hinauszugehen, sondern sich, bereit zu halten, den Zugang zu unserer Boma (Verschanzung) zu verteidigen, falls ein neuer Angriff geschehen würde, und aber die letzte Patrone durch die Schießscharten der glücklicherweise fertigen Umwallung zu verschießen, als die Frauen und Kinder, deren Leib und Seele wir dem Christentum erkauft, oder die armen Eingeborenen, welche Zuflucht bei uns gesucht, in die Hände der arabischen Briganten fallen zu lassen. Mittlerweile versuchten wir, mit dem Feind zu parlamentieren, um zu erfahren, ob wirklich Mohammed, der sich unser Freund nennt, seinen Leuten befohlen habe, die Mission zu plündern, ob er nicht von Said Bargasch, dem Sultan von Zanzibar (dessen Tod damals noch nicht bekannt war) Befehl erhalten habe, uns zu respektieren.
Unsere Bevölkerung bestand aus ungefähr 100 Mann, welche mit Gewehren versehen waren (darunter ein Dutzend Schnellfeuergewehre, aber mit wenig Patronen), nahezu 200 Wilden mit Lanzen bewehrt, 300 bis 400 Frauen und ebenso viel Kinder, einschließlich unseres Waisenhauses, im Ganzen etwa 1000 Köpfen. Wir stehen also auf dem Qui vive und bewachen unseren Hügel, uns selbst unter den Schutz Gottes stellend. Aber die Nacht rückt heran; die Wangwana besetzen ohne einen Schuss die umliegenden Dörfer und rauben Alles, was sie finden. Mit unseren weittragenden Gewehren hätten wir sie leicht bei ihrer Plünderung beunruhigen können, aber es war wichtiger für uns, mit ihnen zu verhandeln, um zu erfahren, was wir für unsere Christen zu erwarten hatten. Diesmal hörten sie auf unsren Ruf und antworteten, dass sie allerdings Leute des Arabers Mohammed seien, und dass der Führer der Truppe bald ankommen werde. Wirklich traf dieser Lieutenant gegen 6 1/2 Uhr ein, und da er nicht selbst bis zu uns kommen konnte, wegen eines wahren oder angeblichen Beinleidens, so schickte er uns einen Zettel mit der Nachricht, sein Herr habe von Said Bargasch Weisung erhalten, nicht bei den Weißen zu plündern, und seine Truppe komme nur, die [Schwarzen] des Landes zu bekämpfen. Zu gleicher Zeit schickte er uns eine eingeborene Frau, die Schwiegermutter eines unserer Christen, welche in einer der Ortschaften gefangen genommen worden war, und ließ uns sagen, dass am nächsten Morgen Alles geordnet werden solle. . . .
Es sind tatsächlich die Soldaten Mohammeds, die ihre Razzia zu machen kommen, wie sie dies in den uns umgebenden Landstrichen tun. Wir erfahren auch, dass sie zwei unserer Kinder geraubt haben. Alsbald werden alle Maßregeln getroffen, der Tambe (die Mission umgebender Erdwall) wird geschlossen und die [Schwarzen] unserer Mission erhalten Munition. Etwa 20 von ihnen, an der Spitze der Pater Superior und Pater Byncke, gehen den Plünderern entgegen, um sie aufzuhalten und Rechenschaft über ihren Einfall in das Gebiet der Mission zu fordern. Die Übrigen mit Pater Guilleme und Bruder Jerome bewachen das Haus und beruhigen die Flüchtigen. Auf ungefähr 250 Meter von unserem Walle angekommen, stößt unsere Avantgarde auf die Ruga-Rugas (Banditen), die mit einer roten Fahne die Dörfer durchzogen, Alles, Menschen und Sachen, mitgeschleppt haben und nun eben einige zerstreute Flüchtlinge verfolgen. Man ruft ihnen zu, sie sollen anhalten, Boten schicken, um kundzugeben, warum sie kommen und wer sie schickt. Statt zu antworten, schlagen sie eine andere Richtung ein und marschieren nach einem Dorfe am Tanganika. Bald erscheint eine neue Bande von etwa 150 Mann auf den Hügeln des Luwu und schließt sich der ersten an.
Wir waren etwa zehn Minuten von unserem Missionshause entfernt. Da wir uns nicht weiter vorwagen, sondern die Menschenräuber vor Allem hindern wollten, in unser eigenes Gehege einzudringen, gab der Pater den Befehl zum Rückzüge, der in guter Ordnung und ohne von den Banditen belästigt zu werden, vor sich ging. Während dieser ersten Zwischenfälle hatten sich all die armen Wilden des Landes, welche Vertrauen zu uns hatten, unter den Schutz der Mission geflüchtet, wohl wissend, dass sie draußen, wie immer, entweder zu Sklaven gemacht oder unbarmherzig ermordet werden würden. Andere waren auf den See geflohen oder hatten sich im hohen Grase versteckt. Die Panik war groß unter den Frauen und Kindern unserer Christen, aber sie vertrauten auf Gott und beteten. Die Zöglinge des Waisenhauses rezitierten den Rosenkranz in der Kapelle, während die Frauen im Hofe des Tambe alle ihnen bekannten (Gebete hersagten. Die Männer unserer christlichen Dörfer erhielten reichlich Munition, zugleich aber Befehl, nicht hinauszugehen, sondern sich, bereit zu halten, den Zugang zu unserer Boma (Verschanzung) zu verteidigen, falls ein neuer Angriff geschehen würde, und aber die letzte Patrone durch die Schießscharten der glücklicherweise fertigen Umwallung zu verschießen, als die Frauen und Kinder, deren Leib und Seele wir dem Christentum erkauft, oder die armen Eingeborenen, welche Zuflucht bei uns gesucht, in die Hände der arabischen Briganten fallen zu lassen. Mittlerweile versuchten wir, mit dem Feind zu parlamentieren, um zu erfahren, ob wirklich Mohammed, der sich unser Freund nennt, seinen Leuten befohlen habe, die Mission zu plündern, ob er nicht von Said Bargasch, dem Sultan von Zanzibar (dessen Tod damals noch nicht bekannt war) Befehl erhalten habe, uns zu respektieren.
Unsere Bevölkerung bestand aus ungefähr 100 Mann, welche mit Gewehren versehen waren (darunter ein Dutzend Schnellfeuergewehre, aber mit wenig Patronen), nahezu 200 Wilden mit Lanzen bewehrt, 300 bis 400 Frauen und ebenso viel Kinder, einschließlich unseres Waisenhauses, im Ganzen etwa 1000 Köpfen. Wir stehen also auf dem Qui vive und bewachen unseren Hügel, uns selbst unter den Schutz Gottes stellend. Aber die Nacht rückt heran; die Wangwana besetzen ohne einen Schuss die umliegenden Dörfer und rauben Alles, was sie finden. Mit unseren weittragenden Gewehren hätten wir sie leicht bei ihrer Plünderung beunruhigen können, aber es war wichtiger für uns, mit ihnen zu verhandeln, um zu erfahren, was wir für unsere Christen zu erwarten hatten. Diesmal hörten sie auf unsren Ruf und antworteten, dass sie allerdings Leute des Arabers Mohammed seien, und dass der Führer der Truppe bald ankommen werde. Wirklich traf dieser Lieutenant gegen 6 1/2 Uhr ein, und da er nicht selbst bis zu uns kommen konnte, wegen eines wahren oder angeblichen Beinleidens, so schickte er uns einen Zettel mit der Nachricht, sein Herr habe von Said Bargasch Weisung erhalten, nicht bei den Weißen zu plündern, und seine Truppe komme nur, die [Schwarzen] des Landes zu bekämpfen. Zu gleicher Zeit schickte er uns eine eingeborene Frau, die Schwiegermutter eines unserer Christen, welche in einer der Ortschaften gefangen genommen worden war, und ließ uns sagen, dass am nächsten Morgen Alles geordnet werden solle. . . .
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sklavenhandel in Afrika und seine Gräuel