Der Aufruf an das türkische Volk.

Dank seinen Träumen, Konstantinopel in Besitz zu nehmen, war Russland stets ein Erbfeind der Türken, welche die Wacht am Bosporus und Dardanellen hält. Indem es die slawischen Interessen zur Schau trug, verstand es seine eigenen Interessen auf Kosten des Friedens auf dem Balkan und auf Kosten des Ottomanenreiches zu wahren, welchem es bei jedem Versuch, sich in einen modernen Staat umzugestalten, allerlei Hindernisse in den Weg stellte. Die Geschichte der politischen Wirren auf dem Balkan wimmelt von schlagenden Beweisen des falschen „Panslawismus“ der russischen Politik, welche auch die Slawen selbst bitter gespürt haben und noch spüren.

Was kann man über die innere Politik Russlands den zahlreichen geknechteten Völkern gegenüber sagen? Die nationale und religiöse Verfolgung ist die Grundlage dieser Politik. Darum soll es die größte Aufgabe der Kultur und des Fortschrittes sein, das Reich der Galgen und Gewalttätigkeit zu zertrümmern, das Gefängnis der Völker zu zerstören. Da handelt es sich nicht nur um die Befreiung der Bedrückten, sondern gleichzeitig um die Entlastung der Nachbarn, die der unersättliche Imperialismus Russlands beständig bedroht, also um den Frieden, die Ruhe Europas und Asiens. Es gilt, dem Militarismus, der durch das russische Schreckgebilde hervorgerufen wurde, die Schranken zu setzen und das Aufblühen der Kultur und des Wohlstandes zu fördern.


Eine so große Bedeutung hat der Sieg der österreichisch-ungarischen und deutschen Armeen.

Die Türkei darf nicht gleichgültig dem Ringen der westlichen Staaten mit Russland zuschauen. Das Schmachten der Millionen Mohammedaner in Russland und das türkische Staatsinteresse verlangen es von der Türkei, mit den Russland bekriegenden Staaten zusammenzugehen.

Den aktiven Auftritt des ottomanischen Reiches erwarten nicht nur eure Glaubensgenossen, sondern auch andere von Russland geknechtete Völker.

Unsere Ukraine, das schöne und reiche Land, welches von 30 Millionen von Russland am meisten bedrückten Menschen bewohnt ist, wartet auch auf euch.

Ihr kennt uns; nicht umsonst hat uns die Geschichte viele Male auf dem Meer und auf dem Land zusammengebracht. Im Bündnis mit euch zogen wir gegen den gemeinsamen Feind zur Zeit Doroschenkos und Orlyks, bei eurem Sultan fanden unsere Saporoger Kosaken nach dem Untergang der Ssitsch Zuflucht.

Wir hegen die Hoffnung, dass das alte freundliche Bündnis erneuert und dass nach der Zertrümmerung und Zurückdrängung Russlands in seine natürlichen, ethnographischen, moskowitischen Grenzen das freie ukrainische Volk im engen Bündnis und Einvernehmen mit dem ottomanischen Reiche bleiben wird. Dies erfordert die gemeinsame Wehr vor dem Moskowitertum.

In Erwartung der glücklichen Zukunft heißt der Bund zur Befreiung der Ukraine jeden gegen den gemeinsamen Feind gerichteten Schritt der Türkei herzlichst willkommen und, dem falschen Panslawismus fremd, bringt er dem tapferen türkischen Heer seine aufrichtige Sympathie entgegen.

Der Bund zur Befreiung der Ukraine.

Wien, am 25. August 1914.