Kaum war Monte Christo wieder zu Hause angelangt und von Haydee mit zitternder Freude empfangen worden,

Kaum war Monte Christo wieder zu Hause angelangt und von Haydee mit zitternder Freude empfangen worden, als Baptistin den General von Morcerf meldete.

»Ah, Herr General! Was verschafft mir die Ehre?« begrüßte ihn Monte Christo kühl.


»Mein Herr!« schrie Morcerf bebend vor zorniger Erregung. »Sie haben sich heute morgen mit meinem Sohn schlagen wollen. Ich kenne Ihre Entschuldigungen nicht, die mein Sohn hat gelten lassen. Ich will sie auch nicht kennen, sondern ich fordere Sie noch einmal heraus für meine Person und dies auf der Stelle.«

»Halt, Herr General!« rief Monte Christo streng. »Ihr Sohn hat sich bei mir entschuldigt, weil er erkannte, daß ich im Recht war, und -- mit wem er es zu tun hatte.«

»Mit wem er es zu tun hatte...« schrie der General außer sich. »Ha, Nichtswürdiger -- mit wem? Mit wem? Wer bist du überhaupt, du goldbeschütteter Abenteurer, der sich mit sieben Namen deckt? Raus mit der Sprache, du Lump, du!« Mit einem Satz war der Graf neben ihm und packte den Wütenden bei der Schulter. Dann raunte er ihm mit heiserer Stimme zu:

»Von all meinen vielen Namen will ich dir nur einen nennen, der dich mit seinem Klang zerschmettern soll. Doch nicht wahr, du errätst ihn. Sieh mir ins Antlitz, Fernand Mondego, heut ist's vom Glück der Rache verjüngt. Hast du's nicht oft seit deiner Heirat mit Mercedes, meiner Braut, im wüsten Traum gesehen?«

Der General stieß einen herzzerreißenden Schrei aus:

»Edmond Dantes!«

Hierauf wankte er mit einem Stöhnen, das nichts Menschliches mehr an sich hatte, die Treppen hinab bis zu seinem Wagen.

»Nach Hause! Nach Hause!«

Oben in seinem Schlafgemach hörte er, wie ein Wagen auf den Hof fuhr. Der General blickte durch den Fenstervorhang. Mercedes und Albert bestiegen in Reisekleidung das einfache Gefährt. Ach, er wußte es, sie flohen vor dem Gatten, vor dem Vater, dessen Schuld sie nicht auf sich nehmen wollten. Und im selben Moment, als der Wagen sich in Bewegung setzte, erdröhnte ein Schuß. Das Fenster im Schlafgemach zersprang und eine feine Rauchwolke wirbelte durch sie ins Freie.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Graf von Monte Christo