Eines Tages wurde stürmisch an der Hausglocke des Doktors d'Avrigny gerissen. Der Portier öffnete,

Eines Tages wurde stürmisch an der Hausglocke des Doktors d'Avrigny gerissen. Der Portier öffnete, und Herr von Villefort stürzte an ihm vorüber, ohne ein Wort zu sagen, direkt bis ins Zimmer des Arztes.

»Doktor, Doktor! Erbarmen Sie sich und kommen Sie sofort mit mir!«


»Ist schon wieder jemand bei Ihnen erkrankt?«

»Valentine -- jetzt ist Valentine an der Reihe!«

»Ihre Tochter?« rief d'Avrigny entsetzt.

»Sie sehen, daß Sie geirrt haben,« stammelte der Beamte; »kommen Sie, verlieren Sie keine Zeit.«

»So oft Sie mich riefen, war es schon zu spät,« sagte Herr d'Avrigny, »die Feinde, die in Ihrem Hause wüten, sind fürchterlich. Doch lassen Sie uns eilen.«

Die Mietkutsche, die Herrn von Villefort hergebracht, führte die beiden Männer mit Schnelligkeit wieder zum Unglückshause.

Zu gleicher Zeit jedoch, da Villefort bei Doktor d'Avrigny angeklingelt hatte, läutete Maximilian Morrel beim Grafen von Monte Christo Sturm.

Der Graf war zu Hause und empfing den jungen Mann. der bleich und verstört vor ihm stand, voller Staunen.

»O mein verehrter, lieber Freund, mein Vater, mein Beschützer,« sagte Morrel flehentlich und faßte des Grafen Hand, »Sie sagten einmal zu mir, wenn ich je des Beistandes oder der Hilfe bedürfte, sollte ich mich an Sie wenden.«

»Ich werde für Sie stets bereit sein, Maximilian, denn ich liebe Sie wie einen Sohn.«

»O Dank! Dank! Dann kommen Sie und hören Sie geschwind; ein junges Geschöpf, das ich von ganzem Herzen liebe, schwebt in größter Gefahr.«

»Lieber Maximilian, wollen Sie nicht Namen nennen?«

Da begann Morrel von seiner Liebe zu erzählen, kaum aber war ihm der Name Valentinens über die Lippen gegangen, als der Graf entsetzt zurückfuhr und mit furchtbarer Stimme schrie: »Wie, Unglücklicher! Du liebst die Tochter dieses verruchten Geschlechts?«

Maximilian erschrak; so hatte er den Grafen noch nie gesehen. Als sich die erste furchtbare Aufregung gelegt hatte, wagte der junge Mann es, dem Grafen Valentine zu schildern, ihre Güte, ihre Herzensreinheit und wie groß seine Angst sei, sie in jenem Unglückshause zu lassen, und wie er sie soeben, als er den alten Großvater besucht hatte, habe zusammenbrechen sehen.

Heiße Tränen liefen dem jungen Kapitän über die Wangen.

Monte Christo hatte sich vollständig gefaßt, nun sagte er gütig:

»Mut, Mut, mein lieber Junge, gehen Sie getrost nach Hause; Valentine ist von diesem Augenblick an in meiner Obhut. Ich werde Ihnen Nachricht geben.«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Graf von Monte Christo