Die Sitten der Türken und Araber

Die Sitten der Türken und Araber erschienen begreiflicher Weise unserm Reisenden in Vielem den europäischen gerade entgegengesetzt. Bei ihnen wird nur außerhalb der Moscheen gepredigt, um Mitternacht, oder wenige Stunden vor Tagesanbruch, von den Altanen der Häuser herab. Geistlicher Gesang geht der Feierlichkeit voraus und auch während der Predigt wird wiederholt gesungen und dann mit einem Gebet geschlossen.

In den Moscheen liest man nur Stücke aus dem Koran oder spricht die üblichen Gebetsworte. Glocken werden nur in den Umgebungen des Libanon geduldet, statt derselben wurden Morgens, Mittags, Abends und um Mitternacht Zeichen durch lautes Rufen von den Türmen gegeben. In den Moscheen sah Kraft die Orientalen mit ausgezogenen Schuhen und bedecktem Haupte beim Gebete sitzen, mit unstät hin und her wiegendem Körper auf dem Boden hockend. Vor dem Gange in ihre Kirche waschen sie sich Hände und Füße, Scham und Antlitz.


Das Gebet halten sie gewöhnlich am Mittag, nachdem sie sich gesättigt. Arbeiten und Schlafen, Essen und Trinken, zu Gericht Sitzen, Schreiben, Geldzählen — Alles geschieht auf dem Boden. Wo sie gesessen haben, bereiten sie sich ihre Lagerstatt und sie legten sich zur Ruhe, ohne sich auszukleiden. In der Fastenzeit, im Monat Mamadhân, darf kein Gläubiger von Aufgang bis zu Untergang der Sonne essen noch trinken: wer es tut, wird verachtet und geprügelt. In der Nacht werden dann zum Lohne die kostbarsten und reichlichsten Gerichte zubereitet und ein Jeder, der etwas hat, schmaust nach Herzenslust.

Die Handwerker haben zwei bis vier, die Wohlhabenden zehn, zwanzig und mehr Weiber, je nach vermögen: verletzt aber der Mann das Recht einer Frau und wird deswegen verklagt, so wandert er so lange ins Gefängnis, bis durch Freunde eine Aussöhnung zu Stande gebracht ist. Die Türen der Häuser sind mit schweren eisernen Bändern beschlagen, doch werden sie mit hölzernem Riegel verschlossen: die Männer tragen für gewöhnlich keine Hosen, die Weiber stets.