Vormittag halb zwölf.

Vormittag halb zwölf

Mein Barbier (mein Minister der auswärtigen Angelegenheiten) erzählt mir eben, es sehe schlecht aus in der Stadt. Das Militär und die Nationalgarden ziehen durch die Straßen. Das Volk schreit: Vive la ligne! à bas la Garde Nationale! à bas Lafayette! (da sieht man doch ganz deutlich, wie diese Bewegung von den Karlisten angelegt) la mort des ministres! Vielleicht ist es doch gut für mich, daß ich heute nicht ausgehen kann, und wenn Sie mir versprechen, mir die zwanzig Franken zu erstatten, die mir meine Zahnschmerzen kosten, will ich mit allem zufrieden sein und Gott preisen. – Mein heutiger Brief wird auch nicht viel größer werden, als er jetzt schon ist, ich habe keine Geduld zum Schreiben. Ich bin neugierig, was in der Stadt vorgeht, und ärgerlich, daß ich nicht ausgehen kann. – Wie konnten Sie nur glauben, daß mich Polen nicht interessiert! Das ist ja der Hauptakt der ganzen Tragödie. Ich meine doch, ich hätte Ihnen darüber geschrieben und genug vorgejubelt. Aber seit acht Tagen hörte ich von keiner neuen Revolution; das ist sehr langweilig. Ich bin wie die Branntweintrinker; nüchtern bin ich matt. Die Revolution, die heute Paris bedroht, schmeckt mir nicht. Das ist Gift und verderblich. Doch ich hoffe, es geht alles gut vorüber.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Briefe aus Paris.