Griechische Schenke

In den meisten ägyptischen Städten und Städtchen bis in die entferntesten Provinzen finden sich Krämer, fast ausschließlich griechischer Nation, die einige gangbare europäische oder levantinische Materialien, wie Oliven, Olivenöl, Käse, eingemachte Früchte, Pulver, Spielwaren und dergleichen, vorzugsweise aber geistige Getränke verkaufen. Durch diese gesuchteste Ware werden ihre Läden zu Schenken. In eine solche treten wir ein. Es ist ein finsteres, schmutziges Lokal, das allerdings geräumiger ist als eine arabische Butik, aber es muss zugleich als Magazin dienen, und Fässer, Kisten und Säcke liegen wild durcheinander. Der arabische Komfort ist ausgemerzt, der europäische noch nicht dafür eingesetzt. Wir finden kaum einige Stühle zum Sitzen, noch viel seltener einen Tisch für die Gäste, den allgemeinen Laden- und Verkaufstisch ausgenommen. Der Besitzer trägt die griechisch-türkische Tracht mit blauen Schlepphosen von roher Leinwand, oder er hat sich bereits einen europäischen Anzug angeschafft, in welchem aber noch der frühere Barbar steckt. Ein rechtgläubiger Muselman, der ein Gläschen, worin sich einmal Branntwein befand, nur nach der sorgfältigsten Läuterung wieder benutzt, der eine Arznei, worin er einige Tröpfchen einer alkoholischen Tinktur wittert, auf dem Schmerzenslager verweigert, dem der Genuss dieses Lebensgeistes zu den schauerlichsten Verbrechen gehört, wird natürlich ein solches Institut einer Kneipe in den noch wenig durch die Franken verunreinigten Provinzen verabscheuen und damit auf ihren Gründer, und wäre sonst auch gegen ihn als Menschen nicht viel einzuwenden, mit tiefster Verachtung herabblicken, und man hört häufig hierauf bezügliche Schimpfwörter, worin neben dem Kuppler und Haschischraucher der Kneipenwirt figuriert.

Ein Muselman, wollte er eine Branntweinschenke errichten, würde bald von seinen Glaubensgenossen gezwungen, es wieder aufzugeben. Dieses „schändliche“ Gewerbe überlässt man den Christen und zwar fast ausschließlich den griechischen. Damit ist noch keineswegs gesagt, dass die Moslemin der geistigen Getränke sich immer enthalten. Im Gegenteil sind sie gerade hierin außerordentlich gelehrig und tun es ihren Lehrmeistern, den Christen, bald zuvor. Während der Lehrmeister einige Kelche geschlürft, hat der Anhänger des Propheten oft schon ebenso viele Flaschen des starken Geistes vertilgt, und gerade der Reiz des Verbotenen führt zur zügellosen Ausschweifung und zum Laster. Eine Beute nach der andern fällt, das zeigt das Entstehen immer neuer Schenken, der Wohlstand ihrer Besitzer. Die Tavernen finden sich zwar nie voll, man schämt sich, darin öffentlich sich zu zeigen, der Gast setzt sich verstohlen in einen Winkel oder er geht wiederholt ab und zu, um sein durstiges Herz anzufrischen. Desto mehr aber wird auswärts getragen, besonders an Orte, deren gleich Erwähnung geschehen soll. Die gereichten Getränke sind zumeist mit Mastix und Anis versetzter, und daher bei Zugießen von Wasser trüber Fruchtbranntwein, seltener ein griechischer Rotwein, auch Cognac, Burgunder, wie wenigstens die Etiketten auf den Flaschen besagen, und sogar Champagner. Wenig beliebt in der Provinz ist das teure, meist versauerte europäische Bier.