Einheimische Bierschenke

Häufiger wird vom gemeinen Manne, auch dem Bauern, einheimisches Bier ,,Bûsa“ getrunken, das in sehr primitiven Rohrhütten in Städten und Dörfern, und zur Erntezeit auch mitten im Felde geschenkt wird. Der Bierwirt, gewöhnlich ein Nubier, kredenzt es seinen Gästen aus einem großen Braukessel in einer Holzschale, die von Mund zu Mund geht. Dieses Bier ist ein nur halbgegorenes säuerliches und daher kaum berauschendes milchiges Malzgebräu, ähnlich dem Weißbier; es gehört zu den erlaubten Genussmitteln. Doch geht es oft sehr lebhaft in diesen Schenken zu, man hört Musik und Gesang und sieht auch wohl zweifelhafte Evatöchter ein- und ausgehen. Auch die Frauen trinken dieses Bier bei ihren eigentümlichen sanitären Zusammenkünften, wo sie sich in Ekstase versetzen, dem sogen. ,,Sar“. (Siehe VII. Kap.)

Das Bier der alten Ägypter „cythus“ war berauschend, wie das noch heute so viel im Sudan und in Abyssinien getrunkene. Im Großen und Ganzen ist das Trinken geistiger Getränke bei dem mäßigen und sparsamen Volke Ägyptens, soweit es den Islam bekennt, selten, während die eingeborenen Christen fast ausnahmslos und in hohem Grade diesem Genuss frönen. Der Bauer kennt dieses Genussmittel fast gar nicht, und dadurch wird unendlich viel Unheil verhütet. ,,Der Wein hat viel Gutes“, meint selbst der Prophet in seinem Koran, ,,aber auch viel Schlimmes“, ja Mohamed soll, wie die Gläubigen selbst oft erzählen, früher selbst sich hie und da ein Räuschchen angetan, in einem solchen aber einmal seinen geliebten Lehrer erstochen haben. Daher denn das strenge Verbot. Und in der Tat unterscheidet sich der gemeine Mann des Islam von dem Pöbel des Abendlands wesentlich durch Nüchternheit und Genügsamkeit, und in Folge mangelnder Trunkenheit durch weniger Rohheit und ein gewisses solides, würdiges Gepräge. Den sehr beträchtlichen Teil des Einkommens, der beim Abendländer, auch beim mäßigen, der Kehle geopfert wird, um mit dem ,,notwendigen Genussmittel“ Leib und Seele zusammenzuhalten, verwendet der Moslim zur Haltung einer Familie, und er befindet sich bei seinem Wasser ebenso gesund, kräftig und zu den schwersten Arbeiten fähig, als der einer steten Anfeuerung bedürftige Arbeiter des Nordens. Und dieses Bedürfnis ist für den, der es zu haben meint und daran gewöhnt ist, nicht minder mächtig im heißen Süden als im kalten Norden. Verbreiteter unter den Moslemin ist der Genuss des Opiums und noch mehr des Haschisch, ja gerade bei der Klasse, welche die Religion zu repräsentieren haben, den Kadis, Ulemas, Derwischen, so gebrandmarkt diese Gewohnheit auch ist. Die alten Ägypter waren bekanntlich große Weinliebhaber, und Räuschchen waren sogar bei den Frauen nicht selten.