Regensburg den 19. October 1805. - Der Jupiter pulvius verfolgt mich unerbittlich. In Nürnberg keinen Tag ohne Regen, und so auch bis hierher. Doch außerdem ist es ganz gut gegangen. ...

Regensburg den 19. October 1805.
Der Jupiter pulvius verfolgt mich unerbittlich. In Nürnberg keinen Tag ohne Regen, und so auch bis hierher. Doch außerdem ist es ganz gut gegangen. Ich verließ am Montag früh Nürnberg. Mein Reisegefährte war ein geschickter Harfenspieler aus Regensburg, ein lustiger Baier, der mich mit seiner Harfe in dem Wagen zwar genirte, zugleich aber bei dem übeln Wetter durch eine Menge Anecdoten und National- Liedchen, die er ganz originell sang, gut unterhielt. Allenthalben lag schon Schnee. Wir kamen bei dem schlechten Wetter nur bis Neumarkt, einem Pfälzischen Städtchen, 10 Stunden von Nürnberg. Seit gestern zogen sich die Oesterreichischen Uhlanen von hier weg nach Amberg; einige Stunden von Neumarkt stehen schon Franzosen. Wir kamen also glücklich noch durch das Intervalle hindurch.

Von Neumarkt bis Regensburg verhinderte der Regen jede Aussicht. Blos das schön gelegene Eckartshausen, das Gut des Banquier v. Dittmer in Regensburg zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. Auf dem Berg hinter Eckartshausen entfaltet sich das ganze Donau-Thal bis Regensburg, nur lag jetzt die Ferne in Nebel gehülst. Bei heiterem Wetter muß es ein entzückender Anblick seyn.


Hier in Regensburg im weißen Lamm, habe ich aus meinen Fenstern den Blick auf die Donau, der mich für alle die kleinen Reisebeschwerden entschädigt. Den gesellschaftlichen Ton finde ich hier ausgezeichnet gut. Der humane Churfürst, dessen Staatsrath der geistreiche Graf v. Benzel ist, die Menge der Gesandten aus allen Theilen Europa’s, die sich gegenseitig bestreben, angenehme Zirkel um sich zu versammeln, alles dieses thut seine Wirkung. - An Freund v. St. fand ich einen treuen, liebevollen Begleiter. In den liebenswürdigen Häusern des Grafen v. G. und v. Th. D. verlebten wir angenehme Stunden.

Gestern war ich bei Sterkel, em Mann von langer Figur, mit ausdrucksvoller Physiognomie. Seine neuesten gemüthvollen Lieder-Compositionen, wovon er mir einige vortrug, sind voller Lieblichkeit und Grazie.

Der entscheidende Schlag ist durch die Schlacht bei Ulm am 14. geschehen. Die Französische Armee dringt unaufhaltsam in Baiern vor. Meinen Plan, von hier über München nach Wien zu gehen, muß ich also auch aufgeben. Durch die Güte des Pr. Gesandten habe ich zwar neue Pässe erhalten, aber bie Reise zu Lande ist schon sehr schwierig, und einschiffen kann ich mich nicht, da die Donau so angeschwollen ist, daß kein Schiff abgeht.-

So eben bringt mir mein Lohnbedienter noch die Nachricht, daß ein Wiener Kutscher angekommen sey, der schnell zurück eile. Mit diesem werde ich also Morgen früh abreisen.