Nürnberg den 13. October 1805. - Ei! Ei! lieber Freund, was ist das für ein Wetter. Bis gestern beständig geregnet, und heute deckt Schnee sogar die Straßen. ...
Nürnberg den 13. October 1805.
Ei! Ei! lieber Freund, was ist das für ein Wetter. Bis gestern beständig geregnet, und heute deckt Schnee sogar die Straßen. - Der physische und politische Himmel ist jetzt gleich dicht umwölkt; das sind zwar keine frohen Aussichten zu meiner weiteren Reise, doch soll es mich nicht muthlos machen. Ich wage es, mich noch durchzuwinden, - vielleicht gelingt es. Nach Augsburg, wohin ich von hier reisen wollte, kann ich wegen dem Vorrücken der Französischen Armee nicht mehr kommen. Ich versuche also morgen früh die Route nach Regensburg, die jetzt noch offen ist. - Jetzt noch einige Bemerkungen über Nürnberg. Im Fache der Geographie lernte ich hier zwei schätzbare, verdiente Männer kennen. Der erste ist Major Hammer, Cassirer des Fränkischen Kreises. Für seine sorgfältige Charte von Würzburg, hat er von Baiern den Major’s - Character erhalten. - Er ist ein verdienstvoller Geograph, der vorzüglich Franken bearbeitet, und darüber die besten Materialien gesammelt hat. Seine Charte von Franken in 1 Blatt, so wie die Charten von Würzburg und von dem Laufe der Tauber, ein schätzbarer Beitrag zur speciellen Geographie Frankens, sind mit Auszeichnung aufgenommen worden. Jetzt bearbeitet er eine Charte von Baireuth und eine größere Charte von Franken in 12 - 16 Blättern.
Der zweite, um das Studium der Geographie verdiente Mann, den ich Ihnen hier nennen will, ist Herr J. G. Franz, dessen Globus - Arbeiten uns Teutschen Ehre machen. Der junge thätige Mann arbeitet mit wahrem Künstlerstolz. Er nahm die bekannten Beringerischen Globen, von 1 Fuß im Durchmesser, in seinen Verlag, und vervollkommnete sie nach vielen Erfahrungen immer mehr. Sein Arbeitszeug und sein ganzer Apparat ist vortrefflich. Die rohen Cartonkugeln werden oft bis 20 mal mit der eigenen Stuckmasse überzogen nnd wieder abgedreht, bis sie die vollkommene sphärische Rundung und Größe erreichen. Die Ajustirung, das Abdrehen und Beziehen der Kugeln, welches er alles selbst besorgt, ist musterhaft.
Herr Franz will aber dabei nicht stehen bleiben, sondern hat jetzt noch einen größern Erdglobus von 1 1/2 Fuß Pariser Maaß im Durchmesser unternommen, um auf diesem die Re-sultate aller neuern geographischen Entdeckungen zu geben. Sotzmann in Berlin zeichnet hierzu die Segmente, welche von dem dem kannten hiesigen Chartenstecher Moßner meisterhaft gestochen werden. Sechs Segmente sah ich fertig, welche vortrefflich ausgefallen waren. Die übrigen 6 Segmente sollen bis Ende 1806 beendigt werden. Den Thierkreis des Horizontes sticht Bock. - Unterdessen arbeitet Herr Franz die Kugeln, die wegen ihrer Größe, so wie der messingene Meridian - Kreis, große Schwierigkeiten haben. Hierzu hat er sich eine eigene, große Drehbank mit zwei Schwungrädern gebaut, wodurch das Abdrehen der Kreise, so wie der Kugeln, möglich wird. – Kurz, die Vorrichtungen zu dem Ganzen sind vortrefflich, und Herr Franz wird in dem 1 ½ füßigen Erdglobus ein Werk liefern, was ihm und dem teutschen Kunstfleiße Ehre macht. Er denkt bis zur Beendigung der Segmente eine Anzahl Kugeln und Gestelle vorräthig zu haben, so daß im Jahr 1807 die ersten Globi erscheinen können.*)
Die Gestelle sind sehr gesthmackvolt von Mahagony gearbeitet, und das Ganze wird mit der Kugel 4 Fuß hoch werden. Von der günstigen Aufnahme des Erdglobus wird es abhängen, ob Herr Franz dann auch einen 1 1/2 füßigen Himmelsglobus unternimmt. - Die vielen technischen Fabrikzweige, die vorzüglich auch in den Metallarbeiten in Nürnberg getrieben werden, könnten dem Fremden allein einige Wochen interessante Beschäftigung geben; allein hierzu war meine Zeit zu kurz. -
Man hat hier auch seit einiger Zeit eine gesellschaftliche Verbindung unter dem Namen der Harmonie errichtet, und dazu das Parterre des Gasthofs zum rothen Roß, wo Herr Roth das Muster eines gewandten und thätigen Gastwirthes ist, gewählt. Gebildete Männer aller Stände vereinigen sich hier in den Abendstunden zur Conversation, zur Lectüre oder zum Spiele. Fremde erhalten durch die Mitglieder leicht Zutritt, und da Herr Roth Mitglied ist, so führt er die bei ihm logirenden Fremden, wenn sie es wünschen, in die Harmonie ein, welches jetzt für mich an diesen trüben, traurigen Abenden sehr angenehm war. Das Ganze ist gut eingerichtet; die Zahl der Mitglieder beläuft sich auf 232. - In dem Lese-Cabinet fand ich 26 politische Zeitungen, darunter den Moniteur, the Times, den Morning Chronicle, Il Monitore Ligure, Giornale Italiano de Milano, 6 gelehrte Zeitungen und 57 Journale. -
Jeden Dienstag ist großer Gesellschaftstag, wo auch die Damen daran Theil nehmen.
*) Nach einer vor Kurzem erschienenen Nachricht (Allgem. Anzeiger der Deutschen 21. Oct. 1807.) wird dieser Erdglobus bis Anfang 1808 erscheinen, das Exemplar zu 10 und 13 Carolins. Die Vollendung des Globus ist bei beiden Preisen dieselbe, nur ist bei dem Globus zu 13 Carolins das Gestell und die Nebensachen mehr verziert.
Ei! Ei! lieber Freund, was ist das für ein Wetter. Bis gestern beständig geregnet, und heute deckt Schnee sogar die Straßen. - Der physische und politische Himmel ist jetzt gleich dicht umwölkt; das sind zwar keine frohen Aussichten zu meiner weiteren Reise, doch soll es mich nicht muthlos machen. Ich wage es, mich noch durchzuwinden, - vielleicht gelingt es. Nach Augsburg, wohin ich von hier reisen wollte, kann ich wegen dem Vorrücken der Französischen Armee nicht mehr kommen. Ich versuche also morgen früh die Route nach Regensburg, die jetzt noch offen ist. - Jetzt noch einige Bemerkungen über Nürnberg. Im Fache der Geographie lernte ich hier zwei schätzbare, verdiente Männer kennen. Der erste ist Major Hammer, Cassirer des Fränkischen Kreises. Für seine sorgfältige Charte von Würzburg, hat er von Baiern den Major’s - Character erhalten. - Er ist ein verdienstvoller Geograph, der vorzüglich Franken bearbeitet, und darüber die besten Materialien gesammelt hat. Seine Charte von Franken in 1 Blatt, so wie die Charten von Würzburg und von dem Laufe der Tauber, ein schätzbarer Beitrag zur speciellen Geographie Frankens, sind mit Auszeichnung aufgenommen worden. Jetzt bearbeitet er eine Charte von Baireuth und eine größere Charte von Franken in 12 - 16 Blättern.
Der zweite, um das Studium der Geographie verdiente Mann, den ich Ihnen hier nennen will, ist Herr J. G. Franz, dessen Globus - Arbeiten uns Teutschen Ehre machen. Der junge thätige Mann arbeitet mit wahrem Künstlerstolz. Er nahm die bekannten Beringerischen Globen, von 1 Fuß im Durchmesser, in seinen Verlag, und vervollkommnete sie nach vielen Erfahrungen immer mehr. Sein Arbeitszeug und sein ganzer Apparat ist vortrefflich. Die rohen Cartonkugeln werden oft bis 20 mal mit der eigenen Stuckmasse überzogen nnd wieder abgedreht, bis sie die vollkommene sphärische Rundung und Größe erreichen. Die Ajustirung, das Abdrehen und Beziehen der Kugeln, welches er alles selbst besorgt, ist musterhaft.
Herr Franz will aber dabei nicht stehen bleiben, sondern hat jetzt noch einen größern Erdglobus von 1 1/2 Fuß Pariser Maaß im Durchmesser unternommen, um auf diesem die Re-sultate aller neuern geographischen Entdeckungen zu geben. Sotzmann in Berlin zeichnet hierzu die Segmente, welche von dem dem kannten hiesigen Chartenstecher Moßner meisterhaft gestochen werden. Sechs Segmente sah ich fertig, welche vortrefflich ausgefallen waren. Die übrigen 6 Segmente sollen bis Ende 1806 beendigt werden. Den Thierkreis des Horizontes sticht Bock. - Unterdessen arbeitet Herr Franz die Kugeln, die wegen ihrer Größe, so wie der messingene Meridian - Kreis, große Schwierigkeiten haben. Hierzu hat er sich eine eigene, große Drehbank mit zwei Schwungrädern gebaut, wodurch das Abdrehen der Kreise, so wie der Kugeln, möglich wird. – Kurz, die Vorrichtungen zu dem Ganzen sind vortrefflich, und Herr Franz wird in dem 1 ½ füßigen Erdglobus ein Werk liefern, was ihm und dem teutschen Kunstfleiße Ehre macht. Er denkt bis zur Beendigung der Segmente eine Anzahl Kugeln und Gestelle vorräthig zu haben, so daß im Jahr 1807 die ersten Globi erscheinen können.*)
Die Gestelle sind sehr gesthmackvolt von Mahagony gearbeitet, und das Ganze wird mit der Kugel 4 Fuß hoch werden. Von der günstigen Aufnahme des Erdglobus wird es abhängen, ob Herr Franz dann auch einen 1 1/2 füßigen Himmelsglobus unternimmt. - Die vielen technischen Fabrikzweige, die vorzüglich auch in den Metallarbeiten in Nürnberg getrieben werden, könnten dem Fremden allein einige Wochen interessante Beschäftigung geben; allein hierzu war meine Zeit zu kurz. -
Man hat hier auch seit einiger Zeit eine gesellschaftliche Verbindung unter dem Namen der Harmonie errichtet, und dazu das Parterre des Gasthofs zum rothen Roß, wo Herr Roth das Muster eines gewandten und thätigen Gastwirthes ist, gewählt. Gebildete Männer aller Stände vereinigen sich hier in den Abendstunden zur Conversation, zur Lectüre oder zum Spiele. Fremde erhalten durch die Mitglieder leicht Zutritt, und da Herr Roth Mitglied ist, so führt er die bei ihm logirenden Fremden, wenn sie es wünschen, in die Harmonie ein, welches jetzt für mich an diesen trüben, traurigen Abenden sehr angenehm war. Das Ganze ist gut eingerichtet; die Zahl der Mitglieder beläuft sich auf 232. - In dem Lese-Cabinet fand ich 26 politische Zeitungen, darunter den Moniteur, the Times, den Morning Chronicle, Il Monitore Ligure, Giornale Italiano de Milano, 6 gelehrte Zeitungen und 57 Journale. -
Jeden Dienstag ist großer Gesellschaftstag, wo auch die Damen daran Theil nehmen.
*) Nach einer vor Kurzem erschienenen Nachricht (Allgem. Anzeiger der Deutschen 21. Oct. 1807.) wird dieser Erdglobus bis Anfang 1808 erscheinen, das Exemplar zu 10 und 13 Carolins. Die Vollendung des Globus ist bei beiden Preisen dieselbe, nur ist bei dem Globus zu 13 Carolins das Gestell und die Nebensachen mehr verziert.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bemerkungen auf einer Reise aus Thüringen nach Wien im Winter 1805 bis 1806. Heft 1