UEBERGANG ÜBER DEN ARKANSAS.

Wir waren jetzt am Fluß etwa eine Viertelmeile über dem Zusammenflusse mit dem Red-Fork; aber die Ufer waren steil und lose, und der Strom tief und schnell. An dieser Stelle konnten wir daher unmöglich übergehen; wir setzten daher unsern mühsamen Marsch durch den Wald fort und schickten Beatte voraus, eine Furth auszukundschaften. Nach einer Meile Wegs kam er zurück; er hatte ganz in der Nähe eine Stelle ausfindig gemacht, wo der größte Theil des Flusses auf Sandbänken zu durchwaten war und die Pferde über den Rest leicht schwimmen konnten. Hier ward also Halt gemacht. Ein Theil der Jäger griff rüstig zur Axt und fällte Bäume am Flußufer, zu Flößen, um das Gepäck und Lagergeräthe hinüberzuschaffen; andere streiften weiter am Flusse hinauf, in der Hoffnung, eine bessere Furth zu entdecken, weil sie ihre Pferde in dem tiefen Strombette nicht aufs Spiel setzen mochten.
Jetzt fanden unsere Ehrenmänner, Beatte und Toni, eine Gelegenheit, eine Probe ihrer indischen Künste abzulegen. Im Osagedorfe, durch das wir vor ein paar Tagen gekommen, hatten sie sich eine trockene Büffelhaut verschafft. Diese ward nun hervorgeholt; man zog Stricke durch kleine, ringsum am Rand angebrachte Schnürlöcher und zog sie zusammen, bis sie eine Art tiefer Mulde bildete; mittelst innen gespreizter Hölzer ward sie aufgespannt und unser Feldgeräthe und ein Theil unseres Gepäcks hineingelegt, worauf man die seltsame Barke ans Ufer und in den Strom schaffte. Vorn wurde ein Strick befestigt, diesen nahm Beatte zwischen die Zähne, ging ins Wasser und schleppte nun watend die Barke hinter sich her, während Toni hinter ihm sie fest hielt und vorwärts trieb. Einen Theil des Wegs fanden sie Grund und konnten waten, über die Hauptströmung aber mußten sie schwimmen. Den ganzen Weg schrieen und jodelten sie in indischer Manier, bis sie glücklich am jenseitigen Ufer landeten.

Diese indische Transportweise gefiel uns, dem Commissär und mir, so wohl, daß wir beschlossen, uns selbst der Büffelhaut anzuvertrauen. Unsere Reisegefährten, der Graf und sein Mentor, waren mit den Pferden am Ufer hinaufgegangen, um eine Furth zu suchen, welche ein paar Jäger anderthalb Meilen weit entdeckt hatten. Während wir der Rückkehr unseres Fährmanns harrten, sah ich mich zufällig unter einem Haufen Gepäck unter einem Busch um, und fand hier das Stinkthier, sorglich beigepackt und fix und fertig, um es Abends am Feuer zu braten. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, es in den Fluß zu schleudern, wo es wie ein Bleiklumpen untersank, und so war doch unser Quartier vom Gestank erlöst, womit es der köstliche Braten bedroht hatte.


Als unsere Leute mit ihrer Eierschale von Barke wieder herüber waren, ward sie an das Ufer gezogen, halb mit Sätteln, Satteltaschen und anderem Gepäck, zusammen mindestens hundert Pfund schwer, gefüllt, wieder ins Wasser gelassen, und ich nun aufgefordert, Platz zu nehmen. Das Ding kam mir nicht viel besser vor als die Schifferei des weisen Mannes bei Jotham, der in einem Napf in die See ging; ich stieg indessen, ohne mich lange zu besinnen, ein, freilich mit aller Vorsicht, und setzte mich oben auf das Gepäcke, wobei die Haut bis eine Handbreit über dem Wasserspiegel einsank. Büchsen, Vogelflinten und andere Kleinigkeiten wurden nun noch hereingegeben, bis ich gegen alle weitere Fracht protestirte; und nun ging es in den Strom hinein, wobei die Barke wiederum beschriebenermaaßen gezogen und geschoben wurde. Es war mir halb ernst, halb spaßhaft zu Muthe, als ich so in einer Büffelhaut schwamm, auf einem wilden Strome in der Wildniß, bugsirt von einem Halbwilden, der schrie und lärmte, wie der leibhaftige Teufel. Dem eitlen, kleinen Toni zu Gefallen schoß ich, als wir in der Mitte des Stroms waren, rechts und links mein Doppelgewehr ab; die Schüsse hallten an den waldigen Ufern hin und wurden von einigen Jägern erwiedert, zum innigen Ergötzen des kleinen Franzmanns, der die ganze Ehre dieser indischen Schifferei sich allein zuschrieb.
Meine Ueberfahrt lief glücklich ab, ebenso die des Commissärs, und unsere sämmtliche Effecten wurden auf gleiche Weise herübergeschafft. Jetzt mußte man den kleinen Toni sehen, wie er schwadronirend am Ufer hin stolzirte und sich unendlich viel damit wußte, wie viel gewandter und gescheidter er sey als die Jäger. Beatte dagegen behielt seine stolze, grämliche, nie lächelnde Miene; er meinte nur: „Jetzt sehen sie doch, daß der Indier zu was zu brauchen ist.“

Auf dem breiten Sandufer, wo wir gelandet, kreuzten sich unzählige Spuren von Elenthieren, Hirschen, Bären, Rocoons, Truthühnern und Wasservögeln. Die Aussicht den Fluß auf und ab, war von unserm Standpunkt aus sehr angenehm und mannichfaltig: lange, glänzende Wasserspiegel, mit Weiden- und Baumwollenbäumen eingefaßt, üppige Gründe mit Hochwald, wo ungeheure Ahornbäume alles überragten, der Hintergrund von hohen Vorgebirgen geschlossen. Das Laub war herbstlich gelb, und die sonnenhelle Landschaft erhielt dadurch den Goldton, wie ihn Claude Lorrains Landschaften haben. Belebt wurde die Scene durch ein Floß aus Stämmen und Aesten, auf dem der Capitän und der Vornehmste nach ihm, der Doctor, ihr Gepäcke über den Strom schafften, und durch einen langen Zug von Jägern zu Pferd, die etwa anderthalb Meilen weiter oben auf einer Reihe von Sandbänken schief über den Fluß setzten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ausflug auf die Prairien