Frankfurt

Auf dem herrlichen, von hohen Nußbäumen beschatteten Wege, längs den fruchtbaren, reich angebauten Ufern des Mains werden die zwei Meilen von Hanau bis hierher zu einer Lustfahrt, die man in weniger als zwei Stunden beendigt. Gern hätte ich das auf halbem Wege belegene Wilhelmsbad besucht, den angenehmen geselligen Vereinigungspunkt beider Städte, dessen liebliche Anlagen mir seit mehr als zwanzig Jahren noch immer in der Erinnerung vorschweben, aber der Regen machte die Promenaden unwegsam, ich zog also für diesmal vorüber und tröstete mich mit der Zukunft.

Der Eintritt in Frankfurt überraschte mich wahrhaft. Zwar ist die Reihe von Jahren, die seit meinem ersten Hierseyn vorüberging, nicht unbedeutend, aber die Verschönerungen, welche ich überall erblicke, sind selbst für den langen Zeitraum von zwanzig Jahren erstaunenswürdig, besonders wenn man bedenkt, unter welchen Stürmen der größte Teil derselben verlebt ward. Frankfurt ist jetzt nicht nur eine der reichsten, auch eine der schönsten Städte in Deutschland große palastähnliche Häuser der reichen Bewohner ziehen sich in langen Reihen durch viele Straßen hin, und auch die bescheidenen Wohnungen des Mittelstandes erscheinen zierlich, anständig, und zeugen von frohem Lebensgenuß. Das, mir so liebe, reichsstädtische Ansehen ist der Stadt geblieben; man sieht, daß nicht der Wille eines Einzigen diese schönen Gebäude alle entstehen hieß, sondern daß jeder Besitzer baute, wie sein Wille oder seine häusliche Lage es bestimmten. Aber man sieht auch, daß gebildete, die Kunst liebende Menschen hier wohnen, die mit dem Zeitalter fortschreiten und ihre Reichtümer auf würdige Weise anzuwenden wissen.


Die Straßen wimmeln von wohlgekleideten Leuten aus allen Klassen, von schönen Equipagen und allem Gewühl einer großen Handelsstadt. Seit zehn Jahren, die ich in Weimar verlebte, ward dieses mir fremd. Mich, ergreift hier ein heimatliches Gefühl, alles erinnert mich an Danzig, meine liebe Vaterstadt, und an Hamburg, wo ich durch eine Reihe von dort verlebten Jahren einheimisch ward. Glänzende Magazine und Laden, angefüllt mit allem, was das Leben zum Schmuck und zur Erhaltung erfordert, nehmen den Erdstock fast aller Häuser ein. Alles, was ich sehe, trägt das Gepräge von Wohlhabigkeit und Lust am Lebensgenuß nach gethaner Arbeit, die hier ihren Lohn reichlich erndtet. Zwar mag wohl in Frankfurt wie in andern Städten mancher Dürftige in Elend schmachten, aber nirgends erblickte ich eine Spur davon. jeder Arbeitsfähige kann hier lohnende Beschäftigung finden, und so wird es, bei der anerkannten Wohltätigkeit der hiesigen Reichen gegen Hilflose, auch wahrscheinlich, das hier im Ganzen weniger Armut zu finden sei, als in andern großen Städten, ungeachtet das Leben in Frankfurt sehr teuer ist.

Wir haben hier leider nur zwei Tage zu bleiben, weil wir in Schwalbach die Kur anfangen wollen, ehe der in diesem Jahre dort erwartete große Schwarm von Badegästen eintrifft, und acht und vierzig Stunden sind sehr wenig für eine Stadt wie diese. Doch wir wollen jede einzeln benutzen und zusehen, wie weit wir damit reichen.

Nach Göthe noch etwas von der ehrwürdigen Domkirche, dem Römer und den übrigen öffentlichen merkwürdigen Gebäuden und Anstalten Frankfurts sagen zu wollen, wäre anmaßend und überflüssig zugleich. Nur des neuern schönsten Teils der Stadt, der langen Reihe prächtiger Häuser längs dem Ufer des Mains will ich erwähnen. Mit Recht trägt diese den Namen der ,,schönen Aussicht“, denn wenig Städte haben eine ähnliche aufzuweisen, als die ist, welche die Fenster dieser Häuser gewähren. Der dicht vorüberströmende, von Flößen und Schiffen belebte Main, die einem Garten ähnlichen entgegengesetzten Ufer, die Vorstadt Sachsenhausen und die große steinerne Brücke, welche zu dieser über den breiten Strom, sanft sich wölbend, führt, bilden hier ein herrliches Panorama. Wir fuhren über die Brücke nach Sachsenhausen, welches an und für sich schon eine nicht unbeträchtliche Stadt ausmachen würde. Normals war es ein enges winkliges Nest, berühmt wegen der Rohheit und Widerspenstigkeit seiner Bewohner. Noch steht darin freilich manches altertümliche dunkle Gebäude als Denkmahl voriger Zeiten, aber allmählich gewinnt auch Sachsenhausen eine andre Gestalt; neue hübsche Häuser erstehen neben den alten räuchrigen, und komme ich nach zwanzig Jahren wieder, so werde ich Sachsenhausen eben so verändert finden, als mir jetzt Frankfurt erscheint.

Nichts Reizenderes giebt es, als die an der Stelle der demolierten Wälle angelegten Spaziergänge, die wie ein großer Blütenkranz sich rings um Frankfurt hinziehen. Die Stadt liegt jetzt wirklich mitten in einem ungeheuren Rosengarten, der in diesem Augenblick in voller Blüte steht. Schöne Bäume und neben ihnen alle Arten inländischer und einheimisch gewordener Strauche bilden duftig-schattende Gänge, welche bald in geraden Alleen, bald in schlängelnden Fußsteigen durch diese großen, an der Schaussee sich hinziehenden Anlagen führen. Sie stehen aller Welt offen und werden doch von allen schonend behandelt; niemand denkt daran, Blumen und Zweige zu brechen. Die unzähligen Nachtigallen, welche im Frühling diesen Blüthenhain beleben, sind leider jetzt verstummt. Eine große Anzahl allerliebster netter Landhäuser liegen wie Pavillons in dem großen Garten zerstreut, umgeben von kleinen Blumengärtchen, und größere, zum Theil prächtige Gebäude ? der Sommer-Aufenthalt der reichern Familien ? glänzen nahe und fern aus dicht belaubten Bäumen hervor.

Obgleich unsre Zeit uns nicht erlaubt, Einladungen zu Frankfurts geselligen Kreisen anzunehmen, so überzeugt uns doch alles, daß ächte Gastfreiheit hier oder nirgends wohnt und der Ton der Gesellschaft sehr angenehm seyn muß. Mit liebenswürdigem Zuvorkommen tritt man uns überall entgegen und erleichtert unsern Zweck, alles zu sehen, was in so kurzer Zeit sich sehen läßt. Blieben wir länger hier, wir würden bald einheimisch uns fühlen unter diesen freundlichen gebildeten Menschen, bei denen jede Saite Anklang findet, so bald man sich berührt. Einen Abend habe ich aber doch im Theater zugebracht. Sie wissen, daß ich dieses auf Reisen selten versäume, selbst nicht in Städten, wo ich ganz unbekannt, vielleicht nur einen Tag verweile. Das unbehagliche Gefühl des Alleinseyns unter uns fremden Menschen verliert sich nirgends leichter als im Schauspielhause, wo wir, mit Hunderten zu einem Zweck versammelt, Rührung, Erheiterung, ja, wenn es seyn muß, auch Langeweile redlich teilen. Was wir zu Hause sonst sahen und hörten, sehen und hören wir hier wieder; ein heimatliches wohltuendes Gefühl bemächtigt sich unser dabei, und um die Täuschung zu vollenden, meinen wir sogar, bekannte Gesichter in allen Logen zu erblicken. Gern überlasse ich mich der freundlichen Täuschung, die mich, wenn auch nur für ein paar Stunden, in der fremden Stadt gleichsam einbürgert.

Das Schauspielhaus ist, wie es sich für diese bedeutende Handelsstadt ziemt, ansehnlich, groß und bequem. Der Umstand, daß alle Logen von Abonnenten eingenommen sind, setzt bei der zuvorkommenden Gastlichkeit ihrer Inhaber den Fremden in keine Verlegenheit, denn alle, die ihn einigermaßen kennen, beeifern sich, ihm Plätze anzubieten. Sehr leid tat es mir, daß ich in der Hoffnung getäuscht ward, eine Oper zu sehen, denn nach dem Urtheil aller Musikkenner gehört die Frankfurter Oper zu den besten in Deutschland, besonders in Hinsicht auf das Orchester, und selbst die Aufführung der Symphonie überzeugte mich schon, daß es seinen großen Ruf wohl verdient.

Von der Aufführung der sonst ziemlich in Vergessenheit gerathenen Kreuzfahrer von Kotzebue, die ich hier nach vielen Jahren zuerst wiedersehen mußte, kann ich Ihnen nicht viel sagen. Das Frankfurter Theater scheint mir in dem nämlichen Zustande wie jetzt alle andere deutschen kühnen zu seyn. Man findet wenig ganz Vortreffliches, wenig ganz zu Verwerfendes, viel Mittelmäßiges und nirgend ein abgerundet Ganze, in welchem, ein Theil zum andern passend, alle zusammenstimmend, in einander eingreifend, ein ächtes Kunstwerk erfreulich darstellen.

Die Dekorazionen waren zum Theil recht schön, besonders die Kirche im letzten Akt und das Sprach-Zimmer mit dem Gitter, hinter welchem der Ritter von der Aebtissin wie eine Maus in der Falle gefangen wird. Die Kostüme waren glänzend, aber ich vermißte dabei eine alles ordnende Hand. Die Ritter schienen aus sehr verschiedenen Zeitaltern zusammen gekommen zu seyn, und die Nonnen mit ihren Locken und ihren Schleiern von schwarzem Kreppflor gehörten wohl in das Gefolge der Maria Stuart, aber nicht in ein Kloster. Auch sahen diese dem Einmauern ihrer Schwester und dem Eindringen der fremden Krieger sehr gelassen zu. Aehnliches aber geschieht auf allen Theatern, selten vermehren Statisten den Eindruck des Stückes, was doch ihre Bestimmung ist, oft ziehen sie ihn gar ins Lächerliche herab. Freilich sind sie nicht Schauspieler und sollen es auch nicht seyn, aber daß sie unter guter Leitung ihren Platz dennoch recht gut ausfüllen können, davon haben mich in früheren Zeiten manche einzelne Vorstellungen auf dem kleinen Theater von Weimar überzeugt. Uebrigens gehörte die ganze Darstellung der Kreuzfahrer keinesweges zu den schlechten; Herr Heigel spielte den Balduin von Eichhorst mit Natur und Gefühl, auch mehrere der übrigen Rollen wurden sehr gut durchgeführt. Die gute, ewig klagende Emma trat freilich so durchdrungen vom Gefühl ihrer Leiden auf, daß keine Steigerung für den Gipfel derselben ihr möglich blieb; mit wahrer Freude sah ich Frau Vohs in der Rolle der Aebtissin. Ihre schöne Gestalt und die Würde ihrer ganzen Haltung eignen sich ganz für die höhere Tragödie. Ich hatte diese Künstlerin schon oft in Weimar rühmlich nennen hören, ohne je sie gesehen zu haben, und freute mich noch jetzt Spuren der dortigen frühern Schule in ihrem Spiel zu entdecken, nur scheint sie sich in spätern Zeiten eine etwas ermüdende Monotonie der Deklamazion angewöhnt zu haben.

Daß Frankfurt einen Reichthum an Kunstsammlungen aller Art, besonders an Kupferstichen, Handzeichnungen und Gemälden besitzt, läßt sich von dieser so günstig belegenen, von reichen gebildeten Menschen bewohnten Stadt nicht anders erwarten. Gern möchte ich alle sehen, und bei der Liberalität ihrer Besitzer hatte ich auch wohl dazu gelangen können, wäre mir nur die Zeit nicht so spärlich zugemessen.

So begnügte ich mich mit der Sammlung des Herrn Stadel, als der berühmtesten und zahlreichsten, und beschränkte mich auch hier nur auf die Gemälde, denn seine Handzeichnungen und Kupferstiche durchzugehen, würde mehr Tage erfordern, als ich in Frankfurt Stunden zu verweilen habe. Der ehrwürdige Greis *) empfing uns aufs freundlichste, und machte uns selbst, trotz seines hohen, mit mancher Beschwerde verknüpften Alters, auf seine vorzüglichsten Gemälde aufmerksam, deren Anblick ihn wieder zu verengen schien.

Wenig Privatsammlungen werden mit dieser sich messen können. Sie nimmt eine bedeutende Reihe von Sälen und Zimmern ein, von deren Wänden uns Werke der berühmtesten Meister aller Schulen entgegen glänzten. Der Reichtum ist zu groß, als daß ich bei einem einzigen Besuch mehr hätte davon ertragen können, als den erfreulichen Eindruck des Ganzen. Ich wußte nicht, wohi n ich die Blicke wenden sollte; hier zog mich das schöne Portrat einer Frau mittleren Alters von

Holbein an, wohl werth, neben den sich zu stellen, welches Graf Menzel - Sternau in Emmerichshoff besitzt; dort überglänzte ein prächtiges Gastmahl von einem Schüler des Paul Veronese alle andern Gemälde. Dann fesselte mich ein Blumenstück von Huysum; ein paar kleinere noch schönere von Rachel Ruysch schienen mir entgegen zu duften, da zogen mich ein paar Trauben schmausende Lazaronis von Murillo's Meisterhand von ihnen ab. Nichts, was den Kunstfreund erfreuen kann, fehlt in dieser unschätzbaren Sammlung, wenn er nur Zeit hat, alles zu betrachten.

Dem alten berühmten Maler Morgenstern, dessen kunstreicher Hand wir die Erhaltung manches treulichen Gemäldes verdanken, stattete ich auch einen Besuch ab; seine durch Göthe uns bekannt gewordenen Miniaturkopien größerer Gemälde veranlaßte mich besonders dazu. Ihn selbst konnte ich nicht sehen, Krankheit und Altersschwäche fesseln ihn schon seit Monaden an das Bette; aber sein Sohn empfing, uns, der schon jetzt an des Vaters Stelle tritt und mit vielem Erfolge die von ihm erlernte schwere Kunst übt, schadhafte alte Gemälde mit schonender Hand und richtigem Gefühl zu reinigen und zu ergänzen.

Etwas hübscheres, das mich mehr angezogen hätte, als die kleine Galerie-Miniaturbilder des Vaters, welche der Sohn mir zeigte, sah ich nie in meinem Leben, und gewiß giebt es keine zweite Sammlung dieser Art in der Welt. Denken Sie sich einen flachen Schrein mit zwei Flügelthüren, die ihn verschließen, wie man das an alten, besonders Altargemälden sieht, etwa drei Ellen hoch, und, wenn die Türen offen stehen, etwas breiter als hoch, diese kleine so gebildete Wand über und über mit aufs sauberste in Oel gemalten Miniaturbildchen überdeckt. Alle Gemälde von Werth, die während eines langen arbeitsvollen Lebens durch des alten Meisters Hände gingen, hat er hier mit unsäglichem Fleiß im kleinsten Format aufs treuste kopirt. Mir war beim ersten Blick darauf, als sähe ich eine große herrliche Bilder-Gallerie durch ein Verkleinerungsglas an. Nichts, auch nicht die unbedeutendste Kleinigkeit ist auf einem dieser Bilder weggelassen oder verändert, und alles aufs sorgfältigste und zarteste ausgeführt bis ins geringste Detail. Aber nicht nur dieses giebt der Sammlung ihren Werth, noch bewundernswürdiger ist es, wie Morgenstern den Geist aller der von einander so verschiednen Künstler so auffassen konnte, wie er die Eigenheiten, den Ausdruck, den Farbenton , mit einem Wort die Manier eines jeden Einzelnen in dem engen Raum mit täuschender Wahrheit darzustellen wußte. Alles, was .man in großen Gallerien findet, ist auch hier vereint. Einzelne Köpfe, Landschaften, Thierstücke, Seestücke, niederländische Bauernstuben, historische Gemälde aus allen Schulen, von allen Meistern. Die Figuren auf den Landschaften sind winzig klein, die Köpfchen auf den historischen Gemmen nicht größer, als auf Kalenderkupfern, und alle haben Geist, Ausdruck und die größte Ähnlichkeit mit den Originalen, von denen ich manche früher gesehene wiedererkannte. Unter andern einen heiligen Johannes von Mengs, der lange in Weimar war. Zwei solcher Schränkchen sind ganz mit Gemälden bedeckt, im dritten ist noch Platz, der leider wohl unausgefüllt bleiben wird. Die Anzahl der Gemälde schien mir in die Hunderte zu gehen; sie sind ein seltner Schatz, wohl werth, daß er einst in Hände gerathe, die ihn zu würdigen wissen.

Auch als Perspektivmaler kann der alte Morgenstern zu den bedeutendsten Künstlern in diesem Fach sich zählen. Ich sah in seinem Hause sein Lieblingsbild, von dem er nie sich trennen mochte; es stellt das innere einer schön hellen Kirche vor.

Herr von Bethmann hat in seinem ganz nahe an der Stadt belegnen Garten allen Kunstfreunden einen großen Genuß bereitet. Er widmete ein großes, ihnen immer offen stehendes, mit Säulen tempelartig geschmücktes Gebäude der plastischen Kunst. Vortreffliche Abgüsse der schönsten antiken Statuen und Büsten sind hier, schön beleuchtet, teils in der großen Eintrittshalle, teils in daran stoßenden Kabinetten aufgestellt und mit feinem Kunstsinn so geordnet, daß die zu einander passenden auch zusammen stehen. Hier sah ich zum erstenmal ein bedeutendes Werk unseres berühmten Dennekers, von welchem ich bis letzt nur Büsten, und diese auch nur in Abgüssen, kannte. Seine viel besprochene Ariadne steht in diesem Museum, ganz allein, mitten in einem von oben beleuchteten Kabinett, auf einem beweglichen Sockel, der mit leichter Mühe gedreht wird, so daß man die schöne Gruppe von allen Seiten im besten Lichte sehen kann, ohne von der Stelle zu gehen. Sie glauben nicht, welchen magischen Effekt dies langsame Wenden des Marmorbildes hervorbringt, und wie es dadurch belebt wird. Die Gruppe selbst kennen Sie längst aus Zeichnungen und Beschreibungen. Ariadne, nicht die Verlaßne, sondern die Königin, die vom Gott der Freude zur Göttin Erhobene, ruht auf einem Tiger vom Wagengespann ihres großen Befreiers. Sehnsüchtig und erwartend blickt sie hinaus in die Ferne, wahrscheinlich ihm entgegen. Lange stand ich bewundernd vor ihr; ich glaube nicht, daß neuere Plastik viel aufzuweisen hat, was dieser schönen Gruppe mit Recht den Vorrang streitig machen könnte, obgleich Kenner manches daran zu tadeln wissen mögen. Denn wo fände man das nicht? Leider entstellen einige dunkle bauliche Flecken den höchst weich und vollendet gearbeiteten Körper, und Gesicht und Hals sind auch nicht ganz frei davon geblieben, weil ein ganz weißer Marmorblock von dieser Größe nicht zu finden war.




*) Herr Städel ruht nun schon seit einigen Monaten im Grabe. Seine Sammlungen mit einem beträchtlichen Kapital zur Erhaltung und Vermehrung derselben hinterließ er durch testamentarische Verfügung der Frankfurter Kunstschule, die dadurch wahrscheinlich eine der bedeutendsten wird.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ausflucht an den Rhein von Johanna Schopenhauer