Vierte Fortsetzung

Alles Gewordene ist aus dem Gewesenen zu erklären. Auch die Juden sind nur das, was wir, die Arier, aus ihnen gemacht haben. Wir haben sie beinahe ein halbes Jahrtausend in die Ghetti gesperrt, und jetzt wundern wir uns, dass sie in einem halben Jahrhundert die Ghettoeigenschaften noch nicht völlig abgestreift haben! Fünf endlose Jahrhunderte haben wir ihnen den berüchtigten gelben Fleck, das äußere Merkmal ihres nationalen Falles, an die Kleider geheftet und wir staunen darüber, dass er ihrem Gedächtnis in fünfzig kurzen Jahren noch nicht entschwunden ist! Könnte es denn beim besten Willen anders sein? Einzelne Juden sind zudringlich, anmaßend. Sie kriechen den Ariern in schamloser Weise oder sie werden frech, wenn sie glauben dies ungestraft sein zu können. Zugegeben. Woher kommt das? Doch in erster Reihe nur aus dem Gefühl der gesellschaftlichen Unsicherheit, in der sie sich den Ariern gegenüber befinden. Mit Sicherheit kann der Jude sein Verhältnis zum Arier im voraus niemals eskomptieren, denn es ist immer nur ein Verhältnis von Fall zu Fall. Auf einen ehrlichen Judenfreund unter den Ariern kommen hundert Judenfeinde, auch wenn ihre Feindschaft sich nicht immer in aggressiver Form betätigt. Das fühlen die Juden instinktiv und es beeinflusst auch ihr Verhalten den Ariern gegenüber. Wie kann man billigerweise dort Unbefangenheit fordern, wo umgekehrt Unbefangenheit niemals entgegengebracht wurde? Kriecherei und Frechheit entspringen alle beide immer nur dem Gefühl der eigenen Kleinheit. Ihr gemeinsamer Ursprung ist die Selbstunterschätzung. Man lässt sich widerstandslos treten, oder man tritt zuerst, um das Prävenire zu spielen. Der Jude ist als Gleichberechtigter der Parvenü unter seinen arischen Mitbürgern und weist die Merkmale eines solchen auf. Nur wenigen Frauen ist die Gabe zu eigen, zum ersten mal die Schleppe mit Anstand zu tragen. Die Mehrzahl trägt sie allzu absichtlich zur Schau oder verbirgt sie ängstlich. Einzelne stolpern wohl gar darüber. Sie beweisen damit aber nur alle, dass für sie die Schleppe etwas Ungewöhnliches sei.

So ergeht es der Mehrheit der emanzipierten Juden. Sie haben sich in die endlich gewährte Gleichberechtigung noch nicht hineingelebt. Sie stellt für sie noch immer ein fremdes Kleidungsstück dar, in das sie erst hineinwachsen müssen. Alle Fehler, welche die Arier heute mit Recht an einzelnen Juden rügen, stammen aus der Ghettozeit. Dem Juden wurde sein Judentum so lange als Schmach dargestellt und fühlbar gemacht, bis er es schließlich selbst als eine solche empfand, die man ängstlich verbergen muss oder ganz ableugnen. Heute werden die Juden von den Ariern wegen ihres Renegatentums verachtet, das doch nur die Folge des arischen Vorgehens ist. Der Jude sah von altersher die Abneigung der arischen Völker gegen alles Jüdische. Sein Streben musste daher naturgemäß dahin abzielen, sich möglichst vollkommen zu entjuden. Nun kann man aber schon in der Kinderstube beobachten, dass die Kinder gegenseitig von einander immer nur die schlechten Eigenschaften annehmen. Die assimilierten Juden haben in ihrer Mehrheit unsere Fehler angenommen — und auch wir besitzen deren eine reichliche Zahl — und dafür ihre jüdischen Erbtugenden eingebüßt, den stark entwickelten Familiensinn, das wirkliche Zusammengehörigkeitsgefühl, die Genügsamkeit, die Bescheidenheit. Dieser stark entwickelte Familiensinn, die Genügsamkeit, die Bescheidenheit waren aber die notwendigen sittlichen Gegengewichte gegen die durch ihre orientalische Abstammung bedingte, stark ausgeprägte Erotik der Juden, ihre angeborene morgenländische Pracht- und Prunkliebe, die allen südlichen Völkern eigen ist. Heute schelten die Arier den entjudeten Juden begreiflicherweise einen Zyniker, und wehren sich gegen diese Art von Assimilation, die gewiss für keine der beiden Rassen einen moralischen Vorteil bedeutet. Sie übersehen dabei aber nur eine Kleinigkeit, nämlich dass sie selbst durch ihre niedere Bewertung alles Jüdischen diese Assimilation hervorgerufen haben.


Auch die Einmischung der Juden in die ureigensten arischen Angelegenheiten, welche die Arier heute perhorreszieren und zurückweisen, ist nur eine Folge dieses nur zu begreiflichen Wunsches der Juden nach Entjudung. Den entjudeten Juden trennt seiner Auffassung nach nur mehr das verschiedene Religionsbekenntnis vom Arier. Er muss daher bemüht sein, auch diese letzte Mauer niederzureißen. Sein Ziel muss die konfessionslose Gesellschaft sein. Er muss darum die religiösen Gefühle der Arier zu unterdrücken suchen und jeden religiösen Faktor bekriegen. Das erklärt auch die Tatsache, dass wir die Juden heute im politischen Leben immer nur auf der Seite des Freisinns finden, als Parteigänger jener Parteien, welche die antikonfessionellen Grundsätze auf ihre Fahnen geschrieben haben. Hisst der entjudete Jude die neuerkorene Nationalflagge, so verfolgt auch dies in erster Reihe den Zweck, hinter ihr sein Judentum zu verbergen, das ihn seine vermeintlichen neuen Volksgenossen verachten gelehrt haben. Der entjudete Jude gehorcht auch nur demselben inneren Drang, wenn er den Umsturz alles Bestehenden, auch auf allen anderen geistigen und sittlichen Gebieten verficht. In der menschlichen Gesellschaft wie sie heute ist, stößt er überall auf unsichtbare, gegen ihn errichtete Schranken. Sein Bestreben muss daher darauf gerichtet sein, diese ihm feindliche Gesellschaft von Grund aus umzugestalten. Dass all dies heute von den Ariern als eine Herausforderung betrachtet wird, ist nicht Schuld der Juden. Die Arier haben sich selbst die Rute gebunden, mit der sie heute gezüchtigt werden. Im Lichte der Vergangenheit gesehen, kommen auf eine jüdische Herausforderung reichlich tausend der anderen Völker. Und auch heute noch. Sind wir doch ehrlich! Es gehört auch heute noch nicht wenig persönlicher Mut dazu, sich offen als Jude zu bekennen. Niemand ist gern der „Verachtete" in der Gesellschaft, ganz abgesehen von den sehr realen Nachteilen, die ein solches offenes Bekenntnis auch sonst noch nach sich zieht. Dürfen wir uns wundern, dass nicht jeder diesen Mut aufbringt? Da müsste doch wohl vorerst festgestellt werden, wie viele aus unserer Mitte ihn im gegebenen Fall aufbrächten!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Antisemitismus und Nationaljudentum
22 Bettelndes Ehepaar

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23 Geistige Arbeitslosigkeit

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24 Mittagessen auf der Straße

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