Fünfte Fortsetzung

Gar oft bin ich bei sinkender Sonne am Forum romanum gesessen und mein Blick hing wie festgebannt an den weißen Säulen des arco di Tito. Hier endete mit einem schrillen Missklang die glorreiche Geschichte der Juden. Rom und Jerusalem! Die beiden ewigen Städte! In Jerusalem wurde der Messias geboren, von Rom aus ward zweimal die Welt erobert. In Rom starb an einem goldenen Septembermorgen nach jahrhundertelangem, verzweifelten Ringen erst das finstere Mittelalter den endgültigen Tod. Ist es aber auch wirklich und wahrhaftig tot? Nein, denn noch hallt die zivilisierte Welt wieder vom Geschrei gegen die Juden. Die Lage der Juden stellt in unserer Zeit, der, ungeachtet aller gegenteiligen Behauptungen, doch die Menschlichkeit ihren Stempel aufdrückt, in der wenigstens theoretisch, die Menschenrechte allgemein anerkannt werden, einen stärkeren Anachronismus dar, als die Ghetti im Zeitalter der Inquisition. Sie ist einfach unvereinbar mit dem Empfinden gesitteter Menschen. Aller verhüllenden Floskeln entkleidet, lautet die Frage klipp und klar: Entweder die Judenfrage wird einer gerechten Lösung zugeführt oder die Kulturvölker haben ihren Anspruch als gesittet zu gelten verwirkt. Ein Mittelding gibt es hier nicht. Die gerechte Lösung der Judenfrage ist vielmehr als eine gebieterische Notwendigkeit für die Juden, eine zwingende kulturelle Pflicht der arischen Völker: Sie ist, wie auf einem Zionistenkongress gesagt wurde, eine Probe auf die menschliche Gesittung überhaupt.

Eine gerechte Lösung der Judenfrage ist aber nur auf dem Boden der Tatsachen möglich. Es muss endlich einmal mit dem ganzen System der Wehleidigkeit, der falschen Scham, der absichtlichen Verdrehungen und Entstellungen gebrochen werden. Einmal muss man endlich den Mut seiner Meinung haben. Die arischen Völker sehen in den Juden eine ihnen wesensfremde Rasse. Das ist ihr unbestreitbares, gutes Recht, denn es entspricht dies nur den Tatsachen.


Es ist der größte, taktische Fehler der Juden, diese Tatsache leugnen zu wollen, anstatt mit ihr zu rechnen. Dieses unselige Leugnenwollen bestehender Tatsachen von Seite der Juden hat nicht allein sie in den Morast geführt, sondern die ganze arische Kultur um ein halbes Jahrhundert zurückgeworfen. Dank diesem Leugnen stehen wir in ethischer Beziehung heute wieder dort, wo wir vor der Emanzipation gestanden sind, mit der durch den Antisemitismus hervorgerufenen, allgemeinen Verrohung und Verwilderung der Sitten als plus. Gewiss. Dieses Leugnen ist historisch begründet. Aber wir leben heute in der Gegenwart, und man muss ihren Forderungen gerecht werden, will man sich in ihr behaupten. Der historische Plunder muss dorthin geworfen werden, wohin er gehört : in die Rumpelkammer. Mit verrosteten Waffen kann man heute nicht mehr erfolgreich kämpfen. Die Judenfrage wird an dem Tage gelöst sein, an dem die Juden einstimmig die Forderung nach völkerrechtlicher Anerkennung ihres Volkstums erheben werden. An diesem Tage wird der Antisemitismus eines natürlichen Todes sterben. Nicht eine Stunde früher, lieber ein Zehnmillionenvolk, das sich als Volk bekennt und alle Rechte eines solchen für sich in Anspruch nimmt, gehen die andern Völker nicht mehr zur Tagesordnung über. Ungleichartig ist nicht gleichbedeutend mit ungleichwertig. Jeder gilt dem andern nur in solange als minderwertig, als er selbst die Rolle des Minderwertigen zuspielen gewillt ist. Unsere Zeit, die im Zeichen des Individualismus steht, der die höchstentwickelte Persönlichkeit als letztes Wort der Zivilisation gilt, muss folgerichtig auch die Höchstentwicklung der Volkspersönlichkeit als Bereicherung der Gesamtkultur erachten, ihren Einsatz wünschen und dementsprechend bewerten. Der Nationalismus ist nichts anderes als der Individualismus der Völker, ihre Selbstbehauptung. Beide sind tief in der innersten menschlichen Natur begründet, beide sind ewige Werte. Ein Volk aber, das sich wie die Juden, mit unerhörter Zähigkeit in jahrtausendelangen Leiden, trotz Unterdrückung und Verfolgung in seiner Eigenart erhalten und behauptet hat, hat damit auch den Beweis seiner Existenzberechtigung erbracht. Was lebensfähig ist, ist auch lebensberechtigt.

Allerdings hören die eigenen Rechte immer dort auf, wo die der andern beginnen. Einem Volk kann ebensowenig wie dem einzelnen Individuum das Recht zugestanden werden, sich auf Kosten anderer auszuleben. Dort, wo die Juden mit den arischen Völkern zusammenleben, müssen sie sich ihrer Art mehr als bisher zu akkomodieren suchen und alles strenge vermeiden, was von der Majorität als ein Übergriff oder eine Herausforderung gedeutet werden könnte. Es ist dies ein Gebot der Klugheit. Seine Eigenart behaupten, heißt noch nicht sie einem andern aufdrängen wollen. Kein gerecht denkender Mensch wird dem Juden, nur weil er Jude ist, das Recht absprechen, im öffentlichen Leben des Staates, dessen Blut- und Geldsteuer er wie jeder andere Bürger entrichtet, mitzureden. Es kommt eben nur auch hier, wie überall, auf das Wie an. Die Erörterung reinnationaler und konfessioneller Fragen erfordert großes Feingefühl. Sie werden zweifelsohne immer am besten von den zunächst Beteiligten allein erledigt. Ihre Lösung wird dadurch nicht verzögert werden. Im Gegenteil und die gegenseitige Verbitterung bleibt erspart. Je mehr Zurückhaltung sich die Juden in diesen Dingen auferlegen werden, desto besser für sie. Wo man heute ihre Einmischung als Aufdringlichkeit empfindet und deshalb schroff zurückweist, wird ihre Bundesgenossenschaft bei entsprechender Zurückhaltung gesucht und geschätzt werden. Was für das öffentliche Leben gilt, gilt natürlich in erhöhtem Masse für das private. Auch hier müssen die Juden in ihrem ureigensten Interesse bestrebt sein, dem Antisemitismus jeden Vorwand zu entziehen. Das Herz kann ja schließlich nicht am papperlgrünen Hut hängen, und wer am lautesten spricht, spricht darum beileibe noch nicht am eindringlichsten. Ebenso muss an die Stelle des falschen das wirkliche Zusammengehörigkeitsgefühl treten. Auch bei den Juden, wie bei allen Völkern, bilden die anständigen Menschen die überwiegende Zahl. Diese müssen als Erste öffentlich jede Gemeinschaft mit ihren minderwertigen Stammesgenossen ablehnen, anstatt deren Verfehlungen aus falschem Schamgefühl zu verheimlichen und dadurch Übelwollenden Anlass zu Verallgemeinerungen zu bieten. Hingegen müssen aber alle Juden, ob reich, ob arm, wie ein Mann zusammenstehen, wenn es die Wahrung ihrer Menschen- und Volksrechte gilt. Und sie werden in diesem Falle auch ganz gewiss nicht allein stehen. Der ganze Okzident stand auf Seite der Griechen im Unabhängigkeitskampf. Das nationale Ideal der „Italia una" begeisterte zur Zeit die edelsten Geister aller Völker. So kann auch Jung-Israel in seinem Ringen um die nationale Wiedergeburt der Teilnahme aller Freunde der Gesittung sicher sein.

Die Judenfrage als Gesittungsfrage kann aber auch nur von allen Gesitteten gemeinsam gelöst werden. Sicherlich kann sich, wie der einzelne, auch ein Volk nur selbst helfen. Aber es muss bei diesem Beginnen auch von den anderen unterstützt werden. So wenig wie man die Frauenfrage gegen die Männer lösen kann, so wenig kann man auch die Judenfrage gegen die Arier lösen, sondern nur im gegenseitigen Einvernehmen der beiden Völker.

Das Interesse der arischen Völker an einer gerechten Lösung der Judenfrage ist übrigens kaum geringer als das der Juden selbst und das nicht allein vom sittlichen Standpunkte. Die fortwährenden Reibungen zwischen Ariern und Juden drücken das allgemeine Bildungs- und Gesittungsniveau in geradezu erschreckender Weise herab. Das ewige Judengeschrei verroht unsere Jugend und vergiftet unser ganzes öffentliches und privates Leben. Es hat das abgrundtiefe, gegenseitige Misstrauen gezeitigt, das eine ruhige Erörterung der wichtigsten Staats- und Lebensprobleme heute so sehr erschwert, wenn nicht ganz unmöglich macht. Der ungelösten Judenfrage verdanken wir auch die besitzfeindlichen Strömungen in den ungebildeten Volksschichten, die vielfach die volkswirtschaftliche Initiative hindern und ihre Betätigung lähmen. Der aufgestachelte Instinkt des Pöbels macht schließlich zwischen arischem und jüdischem Besitz keinen Unterschied mehr und das kann nur der freudig begrüßen, der selbst dabei nichts zu verlieren hat. Dazu kommt, dass die ungelöste Judenfrage sowohl die ost- als auch zum Teile die westeuropäischen Regierungen fortwährend in die peinlichste Verlegenheit setzt. In Osteuropa werden die Juden durch ihre verzweifelte Lage den extremsten Parteien in die Arme getrieben und bilden dadurch einen Zersetzungsfaktor.

Das ist allerdings in Westeuropa nicht der Fall. Aber man denke an den Prozess Dreyfus, an die Ritualmordprozesse in Deutschland und Österreich, den Ausschluss der Juden aus den öffentlichen Berufen in den letztgenannten Staaten. Was sollen die Regierungen tun? Sollen sie die Staatsgrundgesetze, die zu vertreten sie berufen sind und vor denen jeder Bürger ohne Unterschied der Konfession und Nationalität gleich ist, verletzen, oder die Massen gegen sich aufbringen? Auch beim besten Willen ist es hier für eine parlamentarische Regierung, die sich auf die Volksmehrheit stützt und deren ausgesprochenen Willen zu vollstrecken hat, oft sehr schwer den Forderungen der Gerechtigkeit Genüge zu leisten. Die großen proletarischen jüdischen Volksmassen endlich, die aus Osteuropa gewaltsam verdrängt, ziel- und planlos in den Kulturstaaten herumziehen, müssen nachgerade als eine allgemeine wirtschaftliche und politische Kalamität bezeichnet werden. Diese Massen sesshaft zu machen und von den Kulturstaaten abzuleiten, muss daher das Bestreben der arischen Völker in ihrem wohlverstandenen eigenen Interesse sein. Warum dies nur durch Schaffung einer öffentlich rechtlichen Heimstätte für das jüdische Volk erreicht werden kann, wurde bereits früher ausgeführt.

Die Lösung der Judenfrage vom Sozialismus zu erwarten, ist denn doch etwas all zu optimistisch gedacht. Die Sozialdemokraten sind Realpolitiker, wie keine zweiten. Ihr Ziel ist ein Ideal, aber inzwischen rechnen sie mit den gegebenen Verhältnissen. Das sozialistische Programm ist heute offiziell noch international. Wie lange wird es aber so bleiben? Von der Verkündigung der Marxischen Verelendungstheorie bis zum Gang in die Wiener Hofburg ist der Weg ein langer und doch wurde er in verhältnismäßig kurzer Zeit zurückgelegt. Wir haben heute schon ungarische und tschechische Sozialdemokraten, die ihr nationales Panier ebenso hoch halten wie die bürgerlichen Parteien. Von da bis zu arischantisemitischen und jüdischen Sozialisten ist nur mehr ein Schritt. Es ist sehr zu befürchten, dass auch er über kurz oder lang gemacht werden wird.

Man hat den Juden auch von verschiedenen Seiten die Befähigung zur Gründung und Erhaltung eines eigenen Gemeinwesens abgesprochen. Besonders ängstliche Gemüter erwarten davon sogar einen Rückfall der Juden in die asiatische Barbarei. Das Beispiel Japans erhärtet wohl zur Genüge, dass Asiatentum durchaus nicht immer mit Barbarei identisch sein müsse. Schließlich haben ja die arischen Völker nicht allein das Kulturpatent und man kann mit einiger Berechtigung auch von indischer und chinesischer Kultur sprechen. Die Befähigung der Juden zur Staatengründung überhaupt, lässt sich heute noch gar nicht beurteilen und kann gerechterweise ohne Gegenprobe nicht einfach abgeleugnet werden. Metternich konnte noch von Italien als einem geographischen Begriff sprechen und bereits 1870 zogen italienische Truppen durch die Bresche der Porta Pia in Italiens Hauptstadt ein, die seither die „Roma intangibile“ geblieben ist. Auf dem Lande hat noch keiner schwimmen gelernt. Den Juden wurde mit Ausnahme der kurzen Epoche der Maurenherrschaft in Spanien seit der Zerstörung Jerusalems nie die Möglichkeit zuteil, sich wie andere Völker, allseitig entwickeln zu können. Auch ein Volk braucht dazu Licht, Luft und Sonne, sonst verkümmert es. Die Juden haben mit Ausnahme des genannten Zeitabschnittes, seit sie von Titus in die Gefangenschaft geschleppt wurden, niemals Licht, Luft und Sonne gehabt. Man gebe ihnen einmal freien Spielraum zur Entwicklung und man wird sehen, dass sie unter günstigen Bedingungen für die Gesamtkultur einen Einsatz von ganz eigenartigem Gepräge, für den menschlichen Fortschritt einen Faktor von ungeahnter Größe bedeuten werden. Die armen verkannten, verachteten und misshandelten Juden! Von allen Worten, die der große Begründer der modernen zionistischen Bewegung, der für Juden und Arier zu früh heimgegangene Theodor Herzl, geprägt hat, hat mich keines so in innerster Seele ergriffen wie dieses: „Die starken Völker werden nach ihren besten Söhnen, die schwachen nach ihren schlechtesten beurteilt." Es spricht ein so tiefes, menschliches Weh daraus, dass es seinen Weg zu den Herzen der Menschen finden muss und auch finden wird. In der öffentlichen Meinung der arischen Völker galt bisher „Mauschel" als der Vertreter des jüdischen Volkscharakters. Es ist Zeit, dass nun endlich der „Jude" an seine Stelle trete.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Antisemitismus und Nationaljudentum
29 Ein verrufenes Haus

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30 Schlafsaal im Massenquartier

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31 Beim „Herbsthofer“.

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32 Stammgäste

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