Rischmüller und Konsorten, Beförderungs-Methode der Einwanderer

Mit ihren Effekten nach dem Abfahrtsplatze der Dampfschiffe oder der Eisenbahn gebracht, je nachdem sie ein Reiseziel gewählt hatten, wird nun ihr Gepäck gewogen. Was früher 1 Centr. wog, wiegt dort oft 1 1/2, Centr., das heißt, es muss die Fracht für 1 1/2 bezahlt werden. Die Billets sind entweder gar nicht gültig, oder nicht für die vermeinte Direktion, oder nicht für die bereits bezahlte Strecke; kurz, es muss in sehr vielen Fällen ein neues Billet gelöst, in den meisten wenigstens Nachzahlung geleistet werden. Doch damit ist das Übel noch nicht beendet. Diese Kalamität betrifft nur den Geldbeutel, in dessen Interesse all die freundlichen Herren dem Auswanderer, diesseits und jenseits des Ozeans so sehr anrieten, sich schon zum Voraus mit Fahrbillets zu versehen, oder sich an die Herren Rischmüller & Consorten zu wenden. Es werden die durch die menschen-freundliche!!!? – renommierte Firma Rischmüller & C. zu befördernden Einwanderer nicht etwa wie andere auf der Eisenbahn zu fördernden Passagiere, sondern wie Heringe oder sonstiges Vieh in Wagen gepfropft, wo sie dann im glücklichsten Falle in 3 bis 5 mal 24 Stunden Fahrt, welche eine eben so lange Dauer der unsäglichsten Leiden, durch Hitze oder Kälte, Durst und einer über alle Begriffe verpesteten Luft war, nicht selten, mit mehreren Toten, Cholera- und anderen Kranken im fernen Westen siech und elend ankommen. Mehrere New Yorker Zeitungen haben die ganze Schändlichkeit, womit das Haus Rischmüller & Consorten die ungemein ergiebige Ausbeute der Auswanderer auf bei den Seiten des Ozeans teils selbst, teils durch eine Masse Agenten, teils durch die von ihm besoldeten zahlreichen Schläger und Runner betreibt, öffentlich an den Pranger gestellt und so den vergeblichen Verwünschungen und Flüchen, wie dem Jammern und Seufzen der vielen Tausend Betrogenen endlich vor dem Forum der Öffentlichkeit Worte geliehen. Die Unverschämtheit, womit diese Firma sich auf die öffentliche Bekanntmachung ihrer Schandtaten zu verantworten suchte, ohne die Tatsachen leugnen zu können, gibt den Beweis, wie weit man es in Amerika mit der schurkenhaftesten Schlechtigkeit treiben kann, ohne von den gesetzlichen Behörden zur Strafe gezogen zu werden, und wie der unkundige Einwanderer geradezu den amerikanischen Gaunern als gute Prise schutzlos preisgegeben ist.

Der ein Jahr später, 1855, noch von einem Beamten der Westbahn aus Cincinati oder Chicago veröffentlichte Bericht über die empörende Art, wie die Einwanderer durch die berüchtigte Firma Rischmüller in New York immer noch befördert wurden, der, Entsetzen und Entrüstung erregende Zustand, worin die Einwanderer als bei ihrem Eintreffen im Westen, in Folge der Beförderungsweise, befindlich geschildert werden, wie der, von dem sog. Beamten schließlich an das allgemeine Menschengefühl gerichtete Appell: einem solchen menschenmörderischen Treiben endlich in irgend einer Weise Einhalt zu tun, beweisen wohl zur Genüge, dass die Firma Rischmüller & Consorten unheilbar ist.


Ob die vom Volke gewählten Richter und Behörden gegen den reichen Rischmüller & Consorten nicht einschreiten wollen, sei es, weil man einerseits die Dezimierung der Auswanderer für ein Glück hält, das Geschäft der Ausbeute für gar viele Leute in New York Vorteil bringt, oder weil man die Dolche und Fäuste der von der Firma Rischmüller & Consorten in Sold gehaltenen Schläger und Runner fürchtet, oder, weil man, nach den bestehenden Gesetzen und bei der Gestalt der Dinge überhaupt, nicht vorsieht, mit Erfolg eine Verurteilung zu Stande zu bringen, den Hunderten, bei dem Prellereigeschäft Beteiligten, das Handwerk zu legen, ist mir freilich nicht klar. Außer der Abneigung gegen so einflussreiche und zugleich gefährliche Industrieritter einzuschreiten, gibt es allerdings auch andere Schwierigkeiten, an denen der beste Wille scheitern muss.