Unterstützungsmittel der Stadt New-York

Die von der Stadt New York gebotenen Hilfsmittel, so unzureichend auch bei außerordentlichen Zeiten, sind dennoch sehr umfangreich. Krank ankommende oder dort erkrankende Einwanderer werden durch Vermittlung der Deutschen Gesellschaft oder des Bezirks-Kommissars in ein oder das andere Spital gebracht. Dagegen muss für jeden Einwanderer ein Kopfgeld von mehreren Dollars an die Stadt, unter dem Namen Spitalgeld entrichtet werden.

Die Stadt ist in verschiedene Polizei - Bezirke geheilt. In jedem dieser Bezirke ist ein sogenanntes Stationshaus, Wachthaus der Constabler. In jedem befindet sich ein mehr oder minder großes Zimmer nebst Pritsche und Matratzen. Jeder Obdachlose, deren es, abgesehen von armen Einwanderern, eine enorme Anzahl gibt, kann dort kostenfrei Nachtquartier, Abendbrot und Frühstück erlangen. Abendbrot und Frühstück bestehen in einer Tasse Tee und Zwieback. Zum Lagern dienen, so weit der Vorrat reicht, Matratzen. Abendbrot und Frühstück werden zur bestimmten Stunde gereicht, wer später kommt, erhält, außer in Krankheitsfällen, nichts. Früher wurde diese Art Obdach von manchen Obdachlosen beiderlei Geschlechtes gar häufig Jahr ein Jahr aus benutzt. In der letzten Zeit jedoch, um dem Straßenunfug zu steuern, ist man dahin gekommen, dass derjenige, (arme Einwanderer ausgenommen) welcher wiederholt nacheinander entweder als obdachlos bei Nachtzeit auf der Straße befunden wird, oder sich in den sog. Stationshäusern einfindet, eingesteckt wird. Ebenso werden jetzt auch alle auf der Straße in trunkenem Zustande befundenen Weibspersonen, statt wie früher auf die Stationshäuser, nunmehr sofort in Arrest gebracht.


Wer nicht in Deutschland als professioneller Bettler erzogen, der wird ohne weitere Ausführung fühlen, wie schrecklich es sein muss, wenn ein Familien-Vater seine ganze Habe für die Überfahrt der Seinigen geopfert, in New York gelandet, dort um den geringen Rest seiner Habe geprellt, einige Tage in schlechtem Wirtshause mit noch schlechterer Kost beherbergt worden, wofür er pro Tag und Kopf mindestens 1 Thaler zahlen muss; dann, weil er nicht ferner, oder gar die bereits einige Tage genossene Kost nicht bezahlen kann, auch weder Arbeit findet, noch die Mittel aufbringen kann, um mit den Seinigen die Reise nach dem Innern fortzusetzen, deshalb ohne Weiteres mit den Seinigen vor die Türe gewiesen wird.

Die nächsten Folgen sind in den meisten Fällen, namentlich in der raueren Jahreszeit, dass das Weib und die kleineren Kinder in 1 bis 2 Tagen vor Hunger, Kummer und Kälte krank, in die überfüllten Spitäler geschafft werden, um nur zu häufig als Leiche wieder hinaus geschafft zu werden. Inzwischen muss der Mann und die noch gesunden Kinder sich das unentbehrlichste Essen erbetteln und die Nacht fast wie das Tier im Käfig, unter Menschen aller Art, deren Sprache sie nicht verstehen, zubringen, häufigen Spott ertragen und den, unter Hohn und Verachtung ihnen gereichten Tee und Zwieback zu empfangen, sich noch glücklich schätzen. Wer nennt die Zahl derer, die solchem Elende erliegen? Doch sind die, deren Mittel noch ausreichen, um die Reise nach den gewöhnlichen Stapelplätzen des Westens, nach Chicago, Cincinaty usw. fortzusetzen, darum noch keineswegs gesichert. Für Diejenigen, die durch die Schändlichkeit deutscher, belgischer oder französischer Auswanderungs-Agentur Beamten, oder wenn sie diesen noch widerstanden, durch die schurkenhafte Habsucht ihres Schiffskapitäns, oder der, die Schiffe bei dem Einlaufen in den Hafen besteigenden Agenten der noblen Firma Rischmüller & Konsorten, oder aber endlich durch Zureden der New Yorker Gastwirte sich haben bereden lassen, bei ihnen ein Rischmüllerisches Billet zur Weiterfahrt ins Innere zu nehmen, geht jetzt erst das Elend an.