Erste Fortsetzung

Der Neger ist, auch als Sklave, bei einem, gänzlich von Nahrungssorgen befreiten Leben, äußerst launig, schalkhaft und dabei mitunter, wie auch die sich selbst vergötternde weiße Rasse, zu Diebereien und eitlem Prunk geneigt. Er scheut, wie dies seine Erziehung schon mit sich bringt, häufig die Intrige nicht. Dagegen gibt es auch viele, musterhaft redliche Neger und Negerinnen und sind diese es gar oft, die das ganze größere oder kleinere Wirtschaftsgeschäft besorgen, während der Besitzer und dessen Frau sich fast um gar nichts kümmern. In den Zucker- und Baumwoll-Pflanzungen wie bei den übrigen Sklavenbesitzern hat jede Negerfamilie ihre eigene Wohnung, bestehend aus 2 bis 3 Räumen. Die Fleischkammer habe ich nie bei einem Pflanzer für sie verschlossen gefunden und es ist sicher nicht zu viel behauptet, wenn ich sage, dass von 2 Negern kaum so viel Arbeit im Jahre verlangt wird, als einer unserer Bauernknechte verrichten muss. Wenn man endlich sieht, wie ich es wiederholt bei Zucker-Pflanzungen beobachtet, dass die Sklavenbevölkerung allabendlich bei der Heimkehr vom Felde, 6 Uhr Abends, unter von ihnen gemachter Violin- und Hornmusik zusammenströmt, um eine Stunde unter Tanz und der ausgelassensten Freude vor ihren Wohnungen zu verbringen, dann fragt man sich vergebens, wo hier der so grässlich geschilderte Druck der Schwermut liege. Ich habe aber auch auf meinen Reisen erlebt, dass Neger uns oder Anderen einen ganzen Karren voll Mais, den sie ihrem Herrn gestohlen hatten, zum Verkauf anboten, was immerhin, da Niemand geschlossene Scheunen, sondern nur offene Blockhütten zum Aufbewahren des Mais usw. hat, leicht ausführbar und daher verleitend ist. Ich habe ferner erlebt, dass ein Neger uns eine große Gießkanne voll Eier ans Nachtlager brachte, und es ist Tatsache, dass Einzelne aus solchem Handeln ein Geschäft machen, wobei ihnen das Kochfeuer, welches Reisende stets Abends anzünden, als Leiter zur Lagerstätte und für den Verkauf des Raubgutes dient. Was Wunder nun, dass, wenn endlich ein Farmer seinen Neger, dem er nichts fehlen lässt, der von Samstag Mittag bis Montag und um Weihnachten sogar acht Tage gesetzlich und allgemein üblich zu seiner freien, beliebigen Verfügung, der bei fast allen Pflanzern (nur von den Zuckerpflanzern ist es mir nicht bewusst) allerlei kleine Einnahmen, zum Beispiel der Ertrag des ihm angewiesenen Abends nach und Morgens vor 6 Uhr wie zu sonst freier Zeit zu bestellenden Ackers, des einzusammelnden Mooses und manches Andere, zu einer beliebigen Verwendung hat, nun gar wiederholt auf solchen Diebstählen ertappt, sich vom Zorne übermannen lässt und seinem Diebe eine tüchtige Tracht Prügel oder gar eine Kugel zukommen lässt. Ist es doch eine ausgemachte Sache für jeden, der die Verhältnisse in der Union mit eigenen Augen gesehen, beobachtet hat, dass des Menschen Leben nirgend weniger und am allerwenigsten das Leben eines freien Weißen tatsächlich geachtet ist, als in den Unionsstaaten; dass für die geringste Veranlassung, selbst im Repräsentanten-Hause zu Washington geboxt, duelliert, totgeschossen wird. Ist es nicht Tatsache, dass wenigstens 100 Leben von freien Weißen dem blinden Zorn als Opfer fallen, während nicht ein solcher Fall von einem Sklaven vorkommt? Ist es nicht Tatsache, dass viel mehr freie Neger im Norden als Opfer des unmenschlichsten Hohnes, des volkstümlichen, mit den ausposaunten Bestrebungen zur Befreiung der Sklaven im krassesten Widerspruche stehenden Hasses fallen, als jemals in den Sklavenstaaten. Übrigens bestehen außerdem zum Schutze der Sklaven im Süden der Union und namentlich in Texas, die umfassendsten und humansten Gesetze. Wer, Herr oder Fremder, einen Sklaven misshandelt oder tötet, wird so bestraft, als ob er einen freien Bürger misshandelt oder getötet habe. Klagen eines Herrn gegen seinen Sklaven oder Sklavin oder umgekehrt, können nur vor den Schwurgerichte abgeurteilt werden. Dabei steht es dem Sklaven frei, in einer oder einer andern Grafschaft und im letzteren Falle also auch bei einem anderen Richter, 6 unparteische Geschworene zu wählen, wogegen dem Herrn weder eine Wahl noch ein Einspruch gegen die Wahl seines Sklaven zusteht. Im schreienden Norden dagegen macht man gar wenig Aufhebens von dem Durchprügeln oder Töten eines Negers. Kommt es zwischen einem Weißen und einem Neger zum Prügeln, so dass der Constabler dazu kommt, so ist nichts gewisser, als dass der Neger arretiert, der weiße Raufbold laufen gelassen wird, selbst dann, wenn alle Umstehenden, wie ich mit eigenen Augen gesehen, bezeugen, dass der Weiße den Neger ohne alle Veranlassung, während er ruhig seiner Wege gegangen, beschimpft und überfallen, den Neger zur Gegenwehr gezwungen habe. In New York ward, wie in einem meiner früheren Berichte bereits angegeben, ein Wirt, der einen Neger durch fünf Messerstiche getötet zu haben überwiesen worden, zu einer Stunde Arrest und 1 Cent gleich 5 Pfg. Strafe, dagegen ein Fuhrmann, der seinen dem Tode nahen alten Gaul, um ihn ferneren Qualen zu entziehen, an den Rand des Wassers geführt und hineingestürzt oder hineinzustürzen versucht hatte, wegen Tierquälerei zu 5 Dollars, gleich 7 Thaler verurteilt, also 504fach höher bestraft, als der Negermörder. Es lebe die Humanität des Nordens für die Neger!

In New York, Boston usw. darf kein Neger oder Negerin das Innere eines Eisenbahnwagens usw. berühren, sie müssen, mag es regnen oder schneien, draußen hinten auf stehen, für dasselbe Geld, wofür die edlen Weißen drinnen auf Samtpolster sitzen. Es darf im Norden kein freier Neger sich herausnehmen, im Wirtshause an dem Tische, woran ein Weißer sich befindet, sich niederlassen oder ein Glas darauf setzen zu wollen. Im Süden, in den Sklavenstaaten sieht Niemand danach um, ob ein Neger in den Eisenbahnwagen, den Omnibus steigt. In New-York will kein Weißer mit einem freien Neger zusammen arbeiten; in New-Orleans, im Sklavenstaate, arbeiten hunderte Neger friedlich und ohne alle Belästigung mit den weißen Arbeitern zusammen. Im Norden, wo des Lärmens der Abschaffung der Sklaverei kein Ende ist, wo man glauben sollte, Liebe und Humanität gegen die schwarze Rasse gehe so weit, dass man sich selbst für sie zu opfern gewillt sei, wo man nicht scheut, die ganze Union in Flammen zu setzen, wenn es nur gelingen wollte. Im Norden, in New York, dieser Heimstätte des schamlosesten Humbugs (Marktschreierei, Schwindel) wird man nicht müde, der schwarzen Rasse alltäglich das Siegel der Dienstbarkeit, der Schande aufzudrücken. Bei den nie endenden, alle Tage mit lächerlicher Ostentation ausgeführten Aufzügen der verschiedenen Bürgermilitär- oder Lösch-Compagnien, sowohl bei größeren Aufzügen als beim Ausziehen zum Scheibenschießen, ja sogar bei demjenigen Logentrupp, der beständig seine Auszüge in karnevalistischem Kostüm ausführt, wobei weder Harlekins noch Ritter, weder Doppel-Buckel noch Xantippe, mit Besen bewaffnet, kurz keine Fratze, selbst Samuel im roten Tricot und mit Hörnern nicht fehlt, muss der arme Neger, als Zeichen der Verächtlichkeit, einige Schritte hinterher den Kranz usw. für den besten Schützen, bei größeren Aufzügen schwere Fahnen und Abzeichen tragen. Dass dabei irgend einmal der arme Neger den Schweif zu zieren fehle, wäre eben so unerhört, als dass vorne an, nicht 16 bis 20 Musikanten (wovon Jeder 2, und der Führer 3 bis 5 Dollars für eine solche Promenade erhält) vor den oft 10 bis 20 Mann starken Bürgergardisten fehlten, um von Weitem die herannahende Herrlichkeit zu verkünden und darauf aufmerksam zu machen, wie diese Leute den, so oft in Europa als Popanz verschrienen Aufwand an Buntheit in hohem Grade überbieten, ihr Geld wegzuwerfen verstehen. In den Sklavenstaaten gibt es eben so Bürgermilitär, Paraden und Aufzüge, aber nie und nirgend ist dort der Neger, als Schweifzierde oder sonst wie herabgewürdigt zu sehen. Wahrlich, wer das Alles gesehen und beobachtet hat, dem wird man es hoffentlich nicht übel deuten, wenn er das gewaltige Toben des Nordens für die Abschaffung der Sklaverei aus ganz andern Motiven entsprungen und zu ganz andern Zwecken, als die Agitatoren, um den Leuten Sand in die Augen zu streuen, sich abmühen glauben zu machen, betrieben wähnt. Aber der Süden ist ein herrliches, reiches, fruchtbares Land. Auch unterliegt es keinem Zweifel, dass die ohne Weiteres frei gegebene, und damit meist Brot- und Obdachlos gewordene Negerbevölkerung gewiss ein nicht unbedeutendes Kontingent zu gewissen Zwecken der Agitation liefern würde. Ich glaube übrigens gar nicht, dass man der großen Mehrzahl der Sklavenbevölkerung mit ihrer direkten Freigebung einen wirklichen Dienst erwiese, wie das auch sogar die Lage der freien Neger im Norden, abgesehen von allen anderen Gründen, welche mich zu dieser Ansicht leiten, zu beweisen scheint. Jedenfalls aber kann es nimmermehr geleugnet werden, dass eine unbedingte Freigebung der Sklaven in den südlichen Staaten gesetzlich dekretieren wollen, die Sklavenbesitzer, welche diesen Besitz mit schwerem Gelde erkauft, bestehlen wollen hieße. Übrigens gibt es Sklaven, die selbst frei geworden, ihren Herrn und dessen Familie nicht verlassen würden, bevor diese sie nicht mit Gewalt vertrieben, so groß ist oft die gegenseitige Anhänglichkeit. Aber die Romanschreiber und Agitatoren, sie wissen den Uneingeweihten so viel von sittlichen Missbrauch der Sklavinnen zu erzählen. Doch damit verhält es sich eben so, wie mit allen anderen übertriebenen Schilderungen. Wäre es möglich, eine genaue Statistik des beregten Missbrauches, welcher zwischen Herren und ihren freien Dienstboten vorkommt, zu unterwerfen und mit einem gleichen Nachweise über den, zwischen den Sklavenbesitzern und den Sklavinnen vorkommenden Missbräuchen zu vergleichen, wahrlich, die entweder unwissend oder böswillig Schreienden würden schweigen, die Welt staunen müssen. Übrigens sei hier noch bemerkt, dass der gerügte Missbrauch in den Sklavenstaaten gesetzlich streng verboten ist. Endlich, am schlimmsten erscheint der Verkauf der Sklavenkinder durch die Sklavenbesitzer. Aber, hat man wohl gründlich bedacht, wie weit häufiger ein, dem inneren Wesen nach gleicher Verkauf, namentlich in den großen industriellen Städten, meist aus Not, teils aus rücksichtsloser Selbstsucht vorkommt? Wie viele Eltern sind gezwungen, ihre Kinder vom zartesten Alter ab in eine Fabrik zu schicken, um dort gleichsam als Maschinenteile ihre noch so geringen Kräfte zu verkaufen, dann den ganzen Tag eingesperrt und zu ununterbrochener Tätigkeit angespornt zu werden, um nur das elende Leben fristen zu helfen, dann im günstigsten Falle, etwa im 14. Jahre, unter allen Entbehrungen ein Handwerk erlernen, später auf eigene Faust, ohne elterliche Stütze in die Fremde zu ziehen, nicht wissend, ob, wann sie arbeitslos sind, die das karrigste Brot finden werden, wenn sie erkranken, wer sie pflegen wird. Das Kind des Sklaven wächst spielend und sorgenfrei auf, wird gut genährt, wie auch seine Eltern, ob sie gesund oder krank sind. Einen abgehungerten elenden Sklaven, wie man gespensterähnlich dahinschleichend in den großen Fabrikstädten tausende Menschen sehen kann, habe ich in den Sklavenstaaten der Union niemals gesehen. Wenn das Sklavenkind der Mutter, den Vater entzogen, an einen Anderen in der Union verkauft wird, so wissen die Eltern wie das Kind, dass, wenn es nur halbwegs seine Pflicht tuen will, es gut genährt wird, Obdach und Pflege hat. Und, wenn die Söhne freier Eltern Soldat werden, in den Krieg ziehen müssen, wissen diese dann ob sie sich wiedersehen? Kommt da nicht dasselbe Weinen, dasselbe Händeringen gar häufig vor, wie es bei der Trennung der Sklavenfamilie in den Unions-Staaten eben dann vorkommt, wenn das Kind nach einem Nachbarstaate verkauft wird? Kann es ferner wohl geleugnet werden, dass die Not, die immer gleich dem Übermute die Unsittlichkeit mehr fördert als hemmt, nicht manche freie Mutter veranlasst, ihre freie Tochter direkt oder indirekt an die Unsittlichkeit und alle Gefahren des Verderbens zu verkaufen? Eine Sklavenmutter in der Union kann niemals sich dazu veranlasst, geschweige denn gezwungen sehen. O! es gibt mancherlei falsche Sentimentalitäten!