Die Turner des amerikanischen Nordens und Westens.

Die Turner, auf welche, wie bereits angeführt, 1854 gewisse Blätter so häufig als die stolze Hoffnung der Zukunft, als diejenige bewaffnete Macht, welche in naher Zeit dem deutschen Elemente die Herrschaft in den Unions-Staaten verschaffen werde, hingewiesen, sie sind in allen großen Städten der Union, sowohl im Norden, Westen als Süden, sehr zahlreich.

Sie haben, nachdem ihnen 1854 nach hartnäckigen Kampf im Repräsentantenhause, zum Teil wegen atheistischer Tendenz, die beantragten Corporationsrechte in New-York verweigert wurden, nach Wiederaufnahme des Antrags diese Rechte erlangt. In einzelnen andern Staaten besaßen die Turner bereits Corporationsrechte, in anderen haben sie solche seither erlangt. Sämtliche Turnervereine der Union bilden den Turnerbund. Der New Yorker Turnverein ist sehr zahlreich und besitzt, gleich wie die meisten Turnvereine der großen Städte, eine eigene, große, prächtige Halle mit bedeutenden Räumen, sowohl für gewöhnliche Schenk- und Restaurationswirtschaft und Bälle, als auch für Turnübungen, Exerzieren und Vorlesungen aller Art. Die Turner werden durch Exerziermeister, frühere Militärs, vollständig militärisch einexerziert und sind entsprechend bewaffnet, halten Schieß- und sonstige Übungen. Durch atraiteren Gang, Körperhaltung und Propertät, wie auch im Einzelnen durch anständigeres Benehmen, sind sie meist vor der übrigen jungen Arbeiter-Bevölkerung zu unterscheiden. Der New Yorker Verein hat mit einigen Vereinen der Nachbarstädte ein eigenes Blatt gegründet. Es füllt außer gelegentlichen politischen Notizen, meist ganze Spalten mit der Zergliederung eines einzigen Feuerbachschen Satzes und dem Spotte über positive Religion. Es ist überhaupt das Feuerbach'sche System, der materialistische Sozialismus, welcher beim Turner-Bunde als Basis für den betreffenden Unterricht dient.


In der Neuzeit hat der aus sämtlichen Turner-Vereinen der amerikanischen Unions-Staaten bestehende Bund wegen der leidenschaftlichen Agitation des Nordens in der Sklavenfrage einen Riss bekommen, indem die Turnvereine der südlichen Staaten, bezüglich dieser Frage, sich von der Bundesblattform (allgemeines Programm) losgesagt haben.

Das besagte, äußerlich atraitere Erscheinen, der Korpsgeist der Turner, ihre öfteren, im gesamt Corps vorgenommenen Vergnügungstouren, z. B. nach Philadelphia usw. in Folge Einladungen, das für die Massen den Reiz der Neuheit habende, die Selbstliebe mächtig regende System der Feuerbachschen Lehre, die beständig im Lokale ihrer Halle gebotene Zerstreuungen aller Art, sind so mächtige Reizmittel für die jungen Einwanderer, dass daraus schon die großartige Beteiligung der deutschen Jünglinge im Norden, wie im Westen und Süden der Union sich erklären lässt.

Im Jahre 1854 fanden leider im Norden bei ihren Ausflügen und Besuchsreisen gar häufig zwischen ihnen, den Loiffers und der Polizei Kämpfe statt, die selten ohne Blutvergießen, vielfachen Verwundungen und gelegentlich mit Niederbrennen einer katholischen Kirche endigten.

Was Wunder also, dass das häufige Renommieren mit dieser anwachsenden, bewaffneten Macht, die in manchen Blättern so oft geradezu ausgesprochene Drohung: durch diese Macht das deutsche Element in der Union zur Herrschaft zu bringen, der vielbeschimpften amerikanischen Wirtschaft ein Ende zu machen, einerseits die Eifersucht, anderseits vielleicht auch die Befürchtung vor gewaltsamen Ausführungsversuchen sozialistischer Tendenzen bei dem, die Sicherheit und freie Verfügung des Eigentums über Alles hoch schätzenden Amerikaner wach werden ließ und die plötzliche riesenhafte Wiederbelebung und Verbreitung des sogenannten Know nothing (Nichtswisser) oder Nativisten-Ordens förderte. Was Wunder, dass das deutsche Element wie überhaupt die Einwanderung der Verachtung und politischen Hintansetzung preisgegeben ward.

Dass die exzessive Haltung einer großen Zahl deutscher Blätter zu der tatsächlich gegen die Einwanderung auftretenden Geringschätzung und Verachtung die Veranlassung gegeben habe, scheint fast unzweifelhaft, wenn man folgende Tatsache näher erwägt:

Wohl kein Volk ist mehr zu Toleranz gegen jede beliebige, religiöse oder soziale Tendenz geneigt, als gerade der Amerikaner. Wohl Niemand ist gleichgültiger gegen Drohungen, die ihn nicht direkt berühren können, als der Amerikaner. Denn solche erregen höchstens einen Spott, aber Niemand duldet den Spott Fremder im eigenen Lande weniger als der Amerikaner. Niemand ist bereiter, eine in seinem Hause ihm zugefügte Drohung ohne die Tat abzuwarten, sofort zu vergelten, als Er.

Nirgend in der Welt gibt es mehr religiöse Sekten und entstehen deren alltäglich unter der absurdesten Form und auf der lächerlichsten Basis (wie die Spiritualisten auf ihr Orakel das Tischklopfen gegründet) wie in Amerika. Um dies alles kümmert sich der Amerikaner nicht im Mindesten. Er ist oft sehr religiös, betrachtet aber zumeist das Bekennen zu einer oder der andern Sekte als Sache der Konvenienz und würde mit seltener Ausnahme sich schämen, irgendwelche gesetzliche Maßregel gegen irgendwelche religiöse Sekte, sofern ihre Tendenz nicht auf Gefährdung des Privateigentums abzielt, zu beantragen. Der Amerikaner ist zumeist ganz indifferent gegen alle kommunistische und sozialistische Corporationsbestrebungen, sofern solche sich nicht damit befassen, sein Eigentum zu bedrohen oder durch rohe Beschimpfung seinen Zorn herauszufordern.

Als Beweis für das eben Gesagte, dürfen wohl die mannigfachen, teils auf sozialistischer, teils auf kommunistischer Basis mit Gütergemeinschaft bestehenden und in feindlich angefochtenen Korporationen, gelten. Z. B.