Der Weinbau

Am wichtigsten für die Ausfuhr aber ist der Weinbau geworden, der überwiegend als Europäer-Kultur in allen drei Departements, am ausgedehntesten in Oran, am schwächsten in Constantine betrieben wird und sich im Jahre 1901 verteilte auf:

......................Oran....Algier...Constantine
Bepflanzt......85.100...50.400.....16.300......= 151.800 ha
Ertrag.............2.6.........2,3......... 0,7.........= 5 1/2 Millionen hl.


Da der Koran den Genuss von Wein verbietet, so wurden bis zum Jahre 1830 in Algerien nur die Trauben gegessen; die Kolonisten fingen aber frühzeitig an, auch Wein zu bereiten, allerdings während langer Jahrzehnte in recht ungenügender Weise, und erst nach dem Auftreten der Phylloxera im Mutterlande wandte man der Kultur und Zubereitung des Weins in Algerien größere Aufmerksamkeit zu.

Im Jahre 1898 beschäftigte diese Kultur 16.800 Europäer und 11.700 Eingeborene.

Der Algier-Wein, von Bordeaux- und Burgunderreben stammend, ist im allgemeinen schwer, hat 10 – 14 % Alkohol, aber wenig Bouquet, da Traubenreife und Gärung zu rasch verlaufen, und geht hauptsächlich nach Bordeaux, wo er als Verschnittwein geschätzt ist. Die besseren Sorten wachsen in Lagen über 500 m Meereshöhe, und zwar ergibt der Hektar in guten Gegenden und feuchten Jahren 80 — 100 hl. Die weißen Weine sind im allgemeinen besser als die roten. Da die französische Regierung, seit dem Auftreten der Reblaus im Mutterlande, zum Weinbau in der Kolonie ermunterte und die Bank von Algerien zur Gewährung von Darlehen veranlasste, um die Anlage neuer Weinberge zu fördern, so nahm die Weinproduktion unverhältnismäßig rasch zu, und da auch der französische Weinbau seit 1894 sich wieder erholte, fingen die Preise für algerische Weine an, ganz bedeutend zu fallen, und es kam infolge einer ganz ungewöhnlich großen Ernte im Jahre 1900/01 zu einer scharfen Krisis, die sich 1901 in einem Zurückgehen des Exports nach Frankreich um 100 Millionen Francs gegen das Vorjahr aussprach. Konnte man doch das Liter angenehmen und kräftigen Tischweins im Detailhandel zu 10 — 20 Centimes kaufen, das Hektoliter sank bis auf 2 1/2 Francs herab, und man musste dazu verkaufen. Denn da gute Kelleranlagen noch vielfach fehlen und der Wein auch oft unachtsam zubereitet ist, hält er sich im Lande nicht lange, sondern er muss schnellmöglichst exportiert werden, besonders der in den niederen Lagen gewachsene. Eine Anzahl von Weinbauern gab deshalb 1901 diese Kultur auf, riss die Reben aus und säte Weizen in die bisherigen Weingärten, anderseits suchte man den Überschuss in Wein Destillation zu verwerten. Seitdem hat die Anbaufläche aber doch wieder zugenommen, die Preise stiegen wesentlich durch die schlechte Ernte in Frankreich, das Hektoliter ergab wieder 15 — 20 Francs, und man schätzt das Ergebnis von 1903 auf 6 1/2 Millionen Hektoliter. Der Weinversand nach Frankreich wird übrigens durch kombinierte Frachttarife sehr begünstigt. Da die Phylloxera seit 1883 auch in Algerien beobachtet wurde, ersetzte man die ausgerodeten Reben durch die Widerstandskräftigeren amerikanischen und führte zur Bekämpfung der Reblaus 1886 eine Weinbergsteuer ein, welche im Maximum 5 Francs für den Hektar beträgt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Algerien