Algerien
Angewandte Geographie
Autor: Schanz, Moritz (1853-?), Erscheinungsjahr: 1905
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Angewandte Geographie, Algerien, Kolonialpolitik, Landesgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Kultur- und Sozialgeschichte, Algier
Hefte zur Verbreitung geographischer Kenntnisse in ihrer Beziehung zum Kultur und Wirtschaftsleben.
Inhaltsverzeichnis
- Geschichte
- Africa vetus
- Constantine
- Numidien
- Klein-Mekka
- Königreich Tlemsen
- Die Seeräuberei
- Korsaren und Christensklaven
- Die algerische Raubflotte
- Oran, das algerische Raubnest
- Tributzahlungen
- Seeraub der Barbareskenstaaten
- Algerische Seeräuber in der Nordsee
- Die Franzosen in Algier
- Französische Besitzungen im Norden Afrikas
- Expedition gegen Constantine
- Heilige Krieg gegen Frankreich
- Die wirtschaftliche Hebung des Landes
- Die soziale Lage der Eingeborenen
- Aufstände der Stämme
- Missstimmung gegen die algerischen Juden
- Igli, ein Zentrum des Widerstandes gegen die Franzosen
- Landbeschreibung
- Verwaltung
- Rechtswesen
- Kirchenwesen
- Hospitäler, Unterricht, Zeitungen
- Verteidigung, Streitkräfte
- Finanzen, Steuern, Abgaben
- Bodenfrage und Kolonisation
- Bewässerung
- Landwirtschaft
- Der Ackerbau
- Der Weinbau
- Der Tabakbau
- Textilpflanzen
- Oliven, Öle
- Haifa, getrocknetes Gras, Pflanzenfasern
- Waldkultur, Forstwirtschaft
- Die Viehzucht
- Die Fischerei
- Der Bergbau
- Die Industrie
- Der Handel
- Die Banken, Hypotheken- und Kreditinstitute
- Verkehr, Post und Telegraph
- Schifffahrt, Handelsflotte
- Hauptorte Algeriens
- Algier
- Oran
- Constantine
- Philippeville, Bône, Bougie, Setif, Batna, Biskra, Tebessa
- Tisi Usu, Blida, Orléansville, Sidi bel Abbes, Tlemsen, Mascara
- Nemours, Beni Saf, Arzeu, Mostaganem, Tenes, Port Say
- Die Eingeborenen -Frage
Geschichte
Das heutige Algerien entspricht ungefähr dem alten „Numidien“, unter welchem Namen man im Altertum, ursprünglich ohne scharfe Grenzen, das ganze Hinterland der nordwestafrikanischen Küste bezeichnete und zwar nach seinen Bewohnern, den „Nomaden“, d. h. unsteten Reitervölkern, die in den heutigen Berbern fortleben. Zur Zeit des zweiten punischen Krieges finden wir, durch den Ampsaga (Ued el Kebir) geschieden, zwei große Stämme, im Westen bis zum Muluchat (Muluja) das an Mauretanien grenzende Gebiet der Massäsylier, im Osten bis an den Tusca (jetzt Ued es San) das an Karthagischen Besitz grenzende Gebiet der Massylier, während im Süden das Atlasgebirge diese Numidier von dem Lande der Gätuler und des inneren Libyens trennte. Am Ausgang des 3. Jahrhunderts vor Chr. stand das westliche Numidien, der weitaus größere Teil, unter der Herrschaft des Syphax, der östliche unter Masinissa, Sohn des Gala, der mit Hilfe der Karthager sich des ihm widerrechtlich entzogenen Thrones bemächtigt hatte und daher deren Verbündeter war, während Syphax, der in Siga, nahe der Tafna, residierte, auf selten der Römer stand, mit denen er 207 vor Chr. ein Bündnis schloss. Als er aber infolge seiner Verheiratung mit Sophonisbe, der Tochter Hadrubals, auf die Seite Karthagos herübergezogen wurde und Masinissa vertrieb, suchte dieser Hilfe bei den Römern, welche 204 unter Scipio in Afrika landeten. Syphax wurde wiederholt besiegt und endlich gefangen, sein Reich, als Dank Roms, 201 an Masinissa, den Fürsten der Massylier, übertragen, welchem die Karthager alles herausgeben mußten, was einst zu Numidien gehört hatte, d. h. das ganze, bislang unter karthagischer Oberherrschaft stehende Küstengebiet bis zur großen Syrte, sodass von dieser bis zum Grenzfluss Muluchat, mit Ausnahme des eigentlichen karthagischen Gebiets zwischen dem Tusca und der kleinen Syrte, das ganze Land an Masinissa kam. Dieser schuf zum ersten Male ein Reich Numidien, dessen Hauptstadt zunächst Hippone, von den Römern später Hippo regius genannt, nahe dem heutigen Bone, seit Micipsa Kartha, von den Römern Cirta genannt, das heutige Constantine war. Masinissas Grabmal ist vermutlich das noch heute existierende, eigenartige Mausoleum der „Medrassen“ nördlich von Batna.
Das heutige Algerien entspricht ungefähr dem alten „Numidien“, unter welchem Namen man im Altertum, ursprünglich ohne scharfe Grenzen, das ganze Hinterland der nordwestafrikanischen Küste bezeichnete und zwar nach seinen Bewohnern, den „Nomaden“, d. h. unsteten Reitervölkern, die in den heutigen Berbern fortleben. Zur Zeit des zweiten punischen Krieges finden wir, durch den Ampsaga (Ued el Kebir) geschieden, zwei große Stämme, im Westen bis zum Muluchat (Muluja) das an Mauretanien grenzende Gebiet der Massäsylier, im Osten bis an den Tusca (jetzt Ued es San) das an Karthagischen Besitz grenzende Gebiet der Massylier, während im Süden das Atlasgebirge diese Numidier von dem Lande der Gätuler und des inneren Libyens trennte. Am Ausgang des 3. Jahrhunderts vor Chr. stand das westliche Numidien, der weitaus größere Teil, unter der Herrschaft des Syphax, der östliche unter Masinissa, Sohn des Gala, der mit Hilfe der Karthager sich des ihm widerrechtlich entzogenen Thrones bemächtigt hatte und daher deren Verbündeter war, während Syphax, der in Siga, nahe der Tafna, residierte, auf selten der Römer stand, mit denen er 207 vor Chr. ein Bündnis schloss. Als er aber infolge seiner Verheiratung mit Sophonisbe, der Tochter Hadrubals, auf die Seite Karthagos herübergezogen wurde und Masinissa vertrieb, suchte dieser Hilfe bei den Römern, welche 204 unter Scipio in Afrika landeten. Syphax wurde wiederholt besiegt und endlich gefangen, sein Reich, als Dank Roms, 201 an Masinissa, den Fürsten der Massylier, übertragen, welchem die Karthager alles herausgeben mußten, was einst zu Numidien gehört hatte, d. h. das ganze, bislang unter karthagischer Oberherrschaft stehende Küstengebiet bis zur großen Syrte, sodass von dieser bis zum Grenzfluss Muluchat, mit Ausnahme des eigentlichen karthagischen Gebiets zwischen dem Tusca und der kleinen Syrte, das ganze Land an Masinissa kam. Dieser schuf zum ersten Male ein Reich Numidien, dessen Hauptstadt zunächst Hippone, von den Römern später Hippo regius genannt, nahe dem heutigen Bone, seit Micipsa Kartha, von den Römern Cirta genannt, das heutige Constantine war. Masinissas Grabmal ist vermutlich das noch heute existierende, eigenartige Mausoleum der „Medrassen“ nördlich von Batna.