KASPAR NETSCHER, Gesang mit Klavierbegleitung

Zu den am meisten bekannten Meistern der holländischen Blütezeit, die das Sittenbild mit kleinen Figuren gepflegt haben, Jan Steen, Gerard Dou, Frans Mieris und Gabriel Metsu, gesellt sich noch in Kaspar Netscher ein feiner Künstler, der kein geborener Holländer ist. Früh nach Frankreich verschlagen, ist er beinahe zum Franzosen geworden. Jene anderen gehören der Leydener Schule an und sind zunächst Feinmaler. Netscher war jung aus seiner Geburtsstadt Heidelberg nach Holland eingewandert und hatte bei dem berühmten Terborch in Deventer porträtieren und seidene Kleider malen gelernt und auch wohl etwas von dem breiteren Strich angenommen, was ihn nun von den Künstlern jener Gruppe unterscheidet. Seit 1662 lebte er im Haag als gesuchter Bildnis- und Genremaler, und dort ist er auch als reicher Mann gestorben. Seine Bilder wurden hoch bezahlt und gingen früh in das Ausland. In den Gegenständen und auch in der Auffassung nähert er sich manchmal dem Frans Mieris, so dass man sie auf den ersten Blick miteinander verwechseln könnte. Aber Netscher ist anspruchsvoller, reicher in der Ausstattung seiner Räume mit kostbarer Einrichtung, Teppichen und Vorhängen, und auch glänzender in der farbigen Erscheinung. Dafür sind dann seine Menschen bei aller Pracht ihrer Kleiderstoffe wohl noch etwas oberflächlicher im Körperlichen, und in den Köpfen beinahe ganz leer. Von der Landesart ist in seinen Genrebildern nicht mehr viel zu bemerken. Das Publikum, für das er im Haag malte, war ja international. Sein Gesellschaftsbild aus dem Leben der höheren Stände mit den von Terborch und Netscher her bekannten Vorwürfen: Konversation, Toilette, Briefschreiben, Besuch des Arztes und namentlich auch Musik lernen wir am vollständigsten in Dresden kennen. Etwas glänzenderes als diese 666 datierte musikalische Unterhaltung hat Netscher nicht gemalt. Der hohe Säulensaal geht beinahe über holländische Verhältnisse hinaus. Das Bild wurde 1754 in Paris erworben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Album der Dresdner Galerie