FERDINAND BOL, Jakobs Traum

Zu den frühesten Schülern Rembrandts in Amsterdam gehören Govert Flinck und Ferdinand Bol, die viel zusammen genannt werden und auch wohl einige Ähnlichkeit haben. Beide malen Porträts und Geschichtsbilder. Flinck ist etwas kräftiger und auch prunkvoller, und er hatte trotz seinem kürzeren Leben äußerlich von beiden den größeren Erfolg. Bol ist aber vielseitiger und tiefer, er hat etwas von dem Poetischen Rembrandts, das Sinnende und Träumerische und den weichen Duft der Farben. — Die Dresdner Galerie besitzt von Bol zwei hervorragende biblische Geschichten. Die eine sehr groß und im Breitformat, eine „Ruhe auf der Flucht“ von 1644, für ihn also sehr früh, ist köstlich breit gemalt in bräunlicher Tönung, die Figuren nachdenklich ernst, die Landschaft duftig verschwimmend, das Ganze wie aus Rembrandts Seele geschaffen. Die andre hier, ein etwas kleineres Hochbild ohne Datierung mit „Jakobs Traum“, ist ganz farbig und im schönsten Goldton gehalten. Jakob ist eingeschlafen und spielt träumend mit den Händen, Engelköpfchen lassen sich aus dem belichteten Gewölke zu ihm hernieder. Eines hebt leise den Rand seines Strohhutes, so dass das Himmelslicht voll auf sein Gesicht fällt. Die größte Helligkeit aber hat der weisgekleidete Engel, ganz von Rembrandts Art. der mit der erhobenen Rechten den Schlafenden segnet. — Solche Darstellungen aus Rembrandts Kreise bedeuten für das protestantische Holland, was Raffaels Madonnen für die Italiener und Dürers Holzschnitte und Kupferstiche für das deutsche Volk des sechzehnten Jahrhunderts gewesen sind.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Album der Dresdner Galerie