Abschnitt 2

In der Theilung, welche die Söhne des Obersten Levin Ludwig (IIl.) Hahn, Alexander und Claus Ludwig, im Jahre 1746 mit den väterlichen Gütern vornahmen, fiel Faulenrost dem (Rempliner) Antheile Claus Ludwig's zu. Dieser erbauete auch von 1760 an das Wohnhaus und den Hof zu Fau1enrost, zunächst in der Absicht, dieses Gut zu seinem Sommerwohnsitze zu machen. Aber um die Zeit der Vollendung des Baues (1764) versank Claus Ludwig, aus Gram über den Tod seines Bruders Alexander, in schwermüthigen Tiefsinn, in welchem er bis an seinen Tod (6. September 1779) in Remplin seinen Wohnsitz behielt. Faulenrost blieb daher unbewohnt. Nur als des vorübergehenden Aufenthaltsortes einer der merkwürdigen Frauen aus dem Hause Hahn, der Schwester des obengenannten Claus Ludwig, Anna Hedwig, verwittweten von Geusau, wird in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts des Gutes Faulenrost gedacht. Die Frau von Geusau wurde nämlich aus Dömitz, wo die mecklenburgische Regierung sie fast zehn Jahre lang, theils wegen ihrer periodischen Tobanfälle, theils zur Sicherung ihres grossen Vermögens gegen Glücksritter und Speculanten, in Gewahrsam gehalten hatte, in Folge eines reichshofräthlichen Conclusum, das eine kaiserliche Commission in Aussicht stellte, im Sommer 1774 nach Faulenrost gebracht. Hier aber war sie gegen die pecuniären Zudringlichkeiten ihrer treuen Anhänger und angeblichen Verwandten so wenig sicher, dass schon 1775 eine Verfügung des Reichshofraths bestimmte, sie solle in einer Stadt nach ihrer Wahl ihren Aufenthalt nehmen. Sie ging nach Güstrow. Aus der weiteren nicht hieher gehörigen Geschichte dieser merkwürdigen Frau – sie steht vollständig im vierten Bande von Lisch's „ Geschichte und Urkunden des Geschlechts Hahn" – sei hier nur angeführt, dass es den unablässigen Umtrieben ihrer Getreuen – namentlich des Rittmeisters von Wülknitz, der 1764 die 48jährige im Geist gestörte Wittwe selbst hatte ehelichen wollen, dann die natürliche Tochter ihres Bruders geheirathet hatte – bald darauf gelang, sie nach Berlin zu locken, von wo sie nach anderthalb Jahren, tüchtig geplündert, freiwillig nach Mecklenburg zurückkehrte und am 30. April 1780 in Güstrow starb.

Claus Ludwig Hahn war der letzte Mann, Anna Hedwig von Geusau die letzte Frau aus der Rempliner Linie des Hauses Hahn. Ein grosses Allodialvermögen ging dem Hause verloren; aber die schwerin'schen Lehngüter Remplin, Liepen, Panstorf, Dempzin, Faulenrost, Wendischhagen, Ketzow, Hungerstorf, Rittermannshagen, Pampow, sowie die Lehnrechte an Bristow, Moltzow und Baumgarten, und die strelitz'schen Lehngüter Pleetz, Roga, Salow, Ramelow, Bassow, Schwanebeck, Bresewitz und Arensberg fielen an die Kuchelmisser Linie und kamen in den Besitz des durch seine höhe wissenschaftliche Bildung und seine Verdienste um die Astronomie bekannten Friedrich Hahn, des ersten Grafen, welcher sogleich einen Antheil von Faulenrost, der verpfändet gewesen, einlöste und den inneren Ausbau des Wohnhauses fortführte. Ausserdem umgab er das Haus mit ausgedehnten Gartenanlagen und Treibereien. Johann Friedrich Zöllner, der auf seiner Reise durch Pommern, Mecklenburg etc. etc. auch Faulenrost besuchte, sagt darüber in seinen 1797 erschienenen Reise - Briefen: „Zu Faulenrost hat der Landmarschall Hahn seit kurzem ein sehr schönes Wohnhaus erbauet und einen Garten angelegt: die Kanäle, welche den Garten durchschneiden, die ausländischen Bäume, Gesträuche und Pflanzen, die schönen, freien Grasplätze, das Ananas- und Gewächshaus, worin viele Seltenheiten gezogen werden, und der Geschmack in der Vertheilung des Ganzen: dies alles giebt diesem Landsitze eine grosse Annehmlichkeit."


Das hoch und frei gelegene Haus hat zwei Nebengebäude, welche zwar von dem Hauptgebäude getrennt sind, aber sich doch vorspringend wie Flügel zu demselben verhalten. Der von dem Grafen Friedrich angelegte Garten und Park begrenzt das Wohnhaus hinten und seitwärts. Von des genannten Grafen grosser und kostbarer Büchersammlung steht seit 1830 ein Theil in dem Bibliotheksaale zu Faulenrost, während der grössere Theil in dem besonderen Bibliothekgebäude zu Basedow aufbewahrt wird.

Zu Faulenrost gehört die Meierei Teussel. Mit derselben hatte das Gut (1859) 353 Einwohner. Von den jetzt (s. unten) damit vereinigten Gütern zählte zu derselben Zeit. Demzin 200, Liepen 92, Lieper Theerofen 32, Hungerstorf 168 und Rittermannshagen, Hof und Dorf, 220, die ganze Faulenroster Begüterung mithin 1063 Seelen.

Faulenrost hat eine Schule, eine Mühle und eine Schmiede. Es enthält ohne die Nebengüter 535,749 Quadratruthen des fruchtbarsten Bodens mit den schönsten Wiesen an der Peene.

Ueber die jetzige Vertheilung des Besitzes in der Basedower Linie des Hauses Hahn möge hier noch, zugleich als Vervollständigung des Artikels Basedow im ersten Doppelhefte, bemerkt werden, dass der am 7. Juli 1859 zu Basedow gestorbene Graf Friedrich Wilhelm Adolph drei Fideicommissstiftungen für seine drei Söhne errichtet hat. Das Fideicommiss Basedow, im Besitze des ältesten Sohnes, des jetzigen Erblandmarschalls Grafen Cuno Friedrich Wilhelm Werner Henning, umfasst Basedow, Neuhäuser, Neu-Basedow, Seedorf, Christinenhof, Langwitz, Gessin, Schwinkendorf, Hinrichshagen, Levenstorf, einen Antheil in Panschenhagen, Lansen, Schwarzenhof; ausserdem besitzt Graf Cuno das Gut Tressow und einen Antheil in Lupendorf, sowie die Strelitz'schen Güter Pleetz und Roga mit dem Erblandmarschallamt Stargardischen Kreises. Im Besitze des zweiten Sohnes, des in Geistesschwäche verfallenen Grafen Werner Carl Friedrich Ferdinand, befindet sich das Fideicommiss Faulenrost, welches die Güter Faulenrost, Demzin, Liepen mit dem Lieper Theerofen, Hungerstorf und Rittermannshagen in sich begreift. Der jüngste Sohn, Graf Max Otto Friedrich Werner Adolph Ernst, Königlich Preussischer Lieutenant im Regiment der Garde du Corps zu Berlin, besitzt das Grabowhöfer Fideicommiss, bestehend aus den Gütern Grabowhöfe, Sommerstorf mit Luisenfeldt, Baumgarten und Panschenhagen im ritterschaftlichen Amt Neustadt, dann die Güter Kuchelmiss, Wilsen, Wilser Hütte, Serrahn und Hinzenhagen im ritterschaftlichen Amt Goldberg. Auch hat Graf Max das ihm und seinem ältesten Bruder aus der Erbschaft gemeinschaftlich zugefallene Gut Thürkow mit Hohen-Schlitz, im ritterschaftlichen Amt Güstrow belegen, im Jahre 1862 durch Kauf für sich allein erworben.