Augustusbad - oder das Radeberger-Bad, nördlich von Radeberg

Augustusbad oder das Radeberger-Bad, 705' ü. M., ¼ Stunde nördlich von der uralten Stadt Radeberg, der ersten Hauptstation der sächsisch-schlesischen Eisenbahn, zwei Meilen nordöstlich von Dresden, in einem freundlichen Tannengrunde, dem Wiesenthale der Röder, ward im Jahre 1717 beim Suchen nach Kalkstein durch den Bürgermeister Seidel zufällig gefunden, welcher entkleidet in den Grubenbau drang, um die Wunden seines Körpers zu heilen. Da dies binnen kurzer Zeit gelang, legte der Bürgermeister statt der bergmännischen Stollen hier 1719 ein Bad an, dessen Ruf nach Dresden und an den Hof drang, so dass es seinen Namen vom Kurfürsten Friedrich August II. erhielt.

Die nahe bei einander entspringenden sechs Heilquellen — Stahlquelle, Salz-, Soda-, Stollen- oder Eisenquelle, Moor- und Tiefquelle — gehören nach ihren Mischungsverhältnissen zu der Klasse der erdig-salinischen Eisenwässer. Es findet unter den einzelnen eine Verschiedenheit statt in ihrem Gehalte an kohlensaurem Kalk, Kohlensäure und schwefelsaurem Natron; auch ihr Eisengehalt variirt, doch bieten sie ihn (1/4 der Gesammtmenge ihrer festen Bestandteile) in löslichster Form dar, wodurch nach Dr. Hedenus, dem Bäderkundigen von Dresden, schon manches Kind erzielt sein soll.


Die Wirkung dieser Quellen ist zusammenziehend stärkend; daher sind sie empfohlen von der Bleichsucht bis zu hysterischen Krämpfen, bei allgemeiner Muskel - und Nervenschwäche nach erschöpfenden Krankheiten und Säfteverlusten. Zum Trinken bedient man sich der Soda- oder Stahlquelle, auch mit Milch versetzt. Kiefernadelbäder stehen zur Seite. Für Brustleidende ist die geschützte Lage hervorzuheben: mit allseitigen Nadelwäldern, von Buchen untermischten Berglehnen in erfrischendem Duftstrom wegen der geringen Höhe unbeschwerlich. In der Schafmolkentrinkanstalt sind Zimmer über Kuhställen erbaut, um die Kuhluft mittelst Röhren hineinzuleiten.

Die Gegend von Radeberg ist überhaupt reich an eisenhaltigen Mineralquellen, z. B. im Thale an der Röder hinab bei Liegau, einem nahe bei Augustusbad anmuthig gelegenen Dörfchen, welches schon bisher von Dresdenern — zur Sommerfrische oder zu Milch- und Molkenkuren — besucht wurde. Neuerdings ist die Quelle, deren Zusammensetzung der Radeberger sehr ähnlich, als „Hermannsbad“ gefasst und eine Badeanstalt hergerichtet.