Feldkirche, von Ph. Emrich

Durch des Kornes goldene Wogen
Hier und dort auf engem Pfad
Kommt der Waller Schaar gezogen,
Die dem niedren Kirchlein naht.

Wo der Lein mit lichten blauen
Augen nach dem Himmel blickt,
Steh'n die Mädchen und die Frauen,
Von der Hoffnung Traum umstrickt.


Freude klärt des Mannes Mienen.
Wie, gleich einer roten See,
Überschwirrt von tausend Bienen,
Sich erstreckt der dichte Klee.

Die gebeugten Ähren wäget
Ernst der Greis in brauner Hand,
Zögernd, wie zum Abschied, präget
Sich sein Fuß in's reiche Land.
Alle hebt ein heiliges Wehen
Über Rechnen um Gewinnst —
In dem Kirchlein dann begehen
Sie den zweiten Gottesdienst.

Philipp Emrich.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1