An den Regenpfeifer, von Rückert

Regenpfeifer, pfeife nur,
Denn es durstet unsre Flur,
Und so lieblich nie erklang
Ihr der Nachtigall Gesang,
Wie ihr dein Gepfeif erklingt,
Das ihr Regenhoffnung bringt.

Regenpfeiser, pfeife nur,
Zieh' herbei zu dieser Flur
Alle Wolken, wo sie ziehen,
Lass sie nicht vorüber fliehen
Wieder, eh' aus ihrem Schooß
Sich ein reicher Strom ergoss.


Alles sei wohl eingeweicht,
Dem es zum Gedeih'n gereicht,
Jedes Hälmchen gelb und fahl,
Jeder Hügel dürr und kahl,
Jede Ähre körnerleicht,
Jeder Mühlbach wasserseicht.

Jedes Tierchen, jedes Land,
Jedes Leben, jeder Stand,
Der nun löscht die Durstbegier,
Regenbringer, danke dir,
Jeder Frosch im Pfuhle frisch,
Selbst erquickt der stumme Fisch.

Doch der Baum, auf dem dein Nest
Du gebaut, sei allerbest
Eingefeuchtet, eingetaucht,
Kühl durchschauert und durchhaucht
Sein Gezweig und sein Geäst,
Und nur trocken sei dein Nest.

Berg' es dich im Regensturm!
Aber einen Regenwurm
Gebe deiner nackten Brut
Erde mit dankbarem Mut,
Und uns andern, was uns frommt,
Jedem, was ihm wohlbekommt.

Rückert.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1