Betrachtung des Grases, von Brockes
Man sahe zwischen den gepflügten, auf den noch nicht gepflügten Stücken,
Die, nebst den annoch gelben Stoppeln, viel Gras und Klee und Kräuter schmücken,
Die Ochsen, Küh' und Schafe grasen, wozwischen denn der Gänse Scharr,
Mit ihren silberweißen Federn, nicht weniger beträchtlich war,
Die mit sanft schnatterndem Getön, zu unserm Nutz, den Hunger stillen,
Und unsern Blick zugleich vergnügend, beständig Kropf und Magen füllen.
Bei diesem angenehmen Anblick erwog ich, mit vergnügtem Geist,
Wie groß die Huld, die uns der Schöpfer auf dieser Welt im Gras erweist.
Wie viel an Gras und Kraut gelegen,
Ist nötig, daß wir's oft erwägen,
Und, da wir seinen Nutz betrachten,
Auf seines Gebers Güte achten.
Es reicht, auf wunderbare Weise,
Das Gras so Tier als Menschen Speise.
Es nährt die Tiere roh, uns gahr,
Unmittel: sie, uns mittelbar.
Nicht nur in Fleisch, das uns ernähret.
Wird es in Milch auch, die uns tränkt,
a, gar in unser Kleid verkehret,
Da es uns Woll' und Leder schenkt
Und noch viel ander Gut's bescheret.
Da es auch wilder Tiere Felle,
Wenn ich mir's recht vor Augen stelle,
Uns, zur Bequemlichkeit, gewähret,
Weil auch die wildesten sich nähren
Mit Tieren, welche Gras verzehren,
Und wenn sich diese nicht durch's Gras zu nähren wüssten,
Auch jene mit verkommen müssten.
Die Juden achten, wie man schaut,
Viel mehr, als wir, das Gras und Kraut,
Wenn sie von Gottes Eigenschaft,
Von Seiner Weisheit, Lieb' und Kraft
Was recht Beträchtlichs zu erzählen mit wahrem Ernst bemühet sein,
So ist der Ausdruck bei denselben kein anderer, als bloß allein:
„Der Gott, der alle Dinge macht,
Der Laub und Gras hervorgebracht.“
Wollt ihr im Christentum denn minder als sie sein?
Verehret Gott in Kraut und Gras, in deren Nutz so allgemein.
Brockes.
Die, nebst den annoch gelben Stoppeln, viel Gras und Klee und Kräuter schmücken,
Die Ochsen, Küh' und Schafe grasen, wozwischen denn der Gänse Scharr,
Mit ihren silberweißen Federn, nicht weniger beträchtlich war,
Die mit sanft schnatterndem Getön, zu unserm Nutz, den Hunger stillen,
Und unsern Blick zugleich vergnügend, beständig Kropf und Magen füllen.
Bei diesem angenehmen Anblick erwog ich, mit vergnügtem Geist,
Wie groß die Huld, die uns der Schöpfer auf dieser Welt im Gras erweist.
Wie viel an Gras und Kraut gelegen,
Ist nötig, daß wir's oft erwägen,
Und, da wir seinen Nutz betrachten,
Auf seines Gebers Güte achten.
Es reicht, auf wunderbare Weise,
Das Gras so Tier als Menschen Speise.
Es nährt die Tiere roh, uns gahr,
Unmittel: sie, uns mittelbar.
Nicht nur in Fleisch, das uns ernähret.
Wird es in Milch auch, die uns tränkt,
a, gar in unser Kleid verkehret,
Da es uns Woll' und Leder schenkt
Und noch viel ander Gut's bescheret.
Da es auch wilder Tiere Felle,
Wenn ich mir's recht vor Augen stelle,
Uns, zur Bequemlichkeit, gewähret,
Weil auch die wildesten sich nähren
Mit Tieren, welche Gras verzehren,
Und wenn sich diese nicht durch's Gras zu nähren wüssten,
Auch jene mit verkommen müssten.
Die Juden achten, wie man schaut,
Viel mehr, als wir, das Gras und Kraut,
Wenn sie von Gottes Eigenschaft,
Von Seiner Weisheit, Lieb' und Kraft
Was recht Beträchtlichs zu erzählen mit wahrem Ernst bemühet sein,
So ist der Ausdruck bei denselben kein anderer, als bloß allein:
„Der Gott, der alle Dinge macht,
Der Laub und Gras hervorgebracht.“
Wollt ihr im Christentum denn minder als sie sein?
Verehret Gott in Kraut und Gras, in deren Nutz so allgemein.
Brockes.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1